Kommentar
17:30 Uhr, 20.05.2009

Japan: Wirtschaft schrumpft in Q1 so stark wie noch nie

1. Das BIP-Wachstum in Japan ist im ersten Quartal 2009 zum vierten Mal in Folge negativ gewesen. Das reale Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um 4,0 % im Vergleich zum Vorquartal (Bloomberg-Median: -4,3 %, DekaBank: -4,0 %) und damit noch etwas stärker als im Vierteljahr zuvor. Das ist der stärkste Rückgang seit Erfassung der aktuellen Datenreihe ab dem Jahr 1955 – und er sollte es auch für die nächste Zeit bleiben. Annualisert ist die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2009 um 15,2 % geschrumpft, im Vergleich zum Vorjahresquartal ergab sich ein Minus von 9,1 %. Der BIP-Deflator stieg mit 1,1 % allerdings das zweite Mal in Folge in den positiven Bereich an.

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2. Große Überraschungen brachten die heutigen BIP-Zahlen allerdings nicht. Wie erwartet waren die Investitionen und der Außenhandel die größten Bremsklötze für die wirtschaftliche Entwicklung. Allen voran sind die gewerblichen Investitionen (capex) mit -10,4 % im Vergleich zum Vorquartal zum vierten Mal in Folge zurückgegangen. Die schlechte Entwicklung bei den Unternehmensgewinnen kombiniert mit den im ersten Quartal noch sehr trüben wirtschaftlichen Aussichten drückte nach wie vor auf die Investitionsbereitschaft der japanischen Firmen. Aber auch die Wohnungsbauinvestitionen waren im ersten Quartal mit -5,4 % rückläufig, und die Staatsinvestitionen vermochten nur zu stagnieren. Da die Produktion inzwischen sehr stark gedrosselt wurde, lieferten schließlich die Lagerinvestitionen im ersten Quartal einen negativen Wachstumsbeitrag von -0,2 Prozentpunkten zum Bruttoinlandsprodukt. Die Exporte haben im ersten Quartal 2009 erneut stark zum Rückgang der Wirtschaftsleistung beigetragen. Die Ausfuhren beliefen sich auf 26 % weniger als im Schlussquartal 2008. Dabei kam die Schwäche von allen wichtigen Handelspartnern Japans. Hierin zeigt sich, wie stark der Abwärtssog von der Außenwirtschaft ist. Immerhin kam es im ersten Quartal zum Rückgang der Importe um 15 %, was viel besser in das gesamtwirtschaftliche Bild passt als der Zuwachs der Einfuhren noch im vierten Quartal. Die Schrumpfung der Einfuhren schwächte die Bremswirkung vom Außenhandel im ersten Quartal stark ab, dennoch ist fast die Hälfte der BIP-Schrumpfung auf den Außenhandel zurückzuführen.

3. Fast schon als stabilisierend kann man die im Vergleich zu den Investitionen und zum Außenhandel nur schwache Bremswirkung der privaten Konsumausgaben ansehen. Die japanischen Haushalte reduzierten ihren Konsum um 1,1 % im Vergleich zum Vorquartal. Die Schrumpfung hängt natürlich mit der schlechten Arbeitsmarkt- und Lohnentwicklung zusammen. Die Arbeitslosenquote ist im März auf für japanische Verhältnisse hohe 4,8 % angestiegen und die Reallöhne liegen nunmehr seit vier Quartalen unter ihrem jeweiligen Vorjahresniveau. Einen echten Wachstumsschub konnten im ersten Quartal lediglich die staatlichen Konsumausgaben liefern. Wie in vielen anderen Regionen der Welt auch, versucht der japanische Staat die Konjunktur über die staatliche Wirtschaftstätigkeit am Leben zu erhalten. Angesichts der geschnürten Konjunkturpakete erwarten wir auch für die kommenden Quartale Wachstumsimpulse in Japan von der staatlichen Seite.

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4. Die Bremsklötze Investitionen und privater Konsum dürfte die japanische Konjunktur aber auch noch im zweiten und dritten Quartal am Bein haben. So wie das Desaster über Japan über die Außenwirtschaft hereingebrochen war, so wird auch die Aufhellung von außen kommen. Hierfür gibt es bereits erste Lichtblicke: Die japanische Exporttätigkeit hat im März das erste Mal seit Mai 2008 im Vergleich zum Vormonat zulegen können. Indikatoren wie die weltweiten Einkaufsmanagerindizes legen zudem nahe, dass sich die Exportaussichten für Japan ab dem zweiten Quartal tatsächlich aufhellen dürften. So erwarten wir, dass der Außenhandel demnächst wieder Wachstumsimpulse entfalten kann. Mit einer Zeitverzögerung wird dann eine Erholung der Binnenwirtschaft folgen. Das erste positive Wachstumsquartal des japanischen Bruttoinlandsproduktes sehen wir in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres.

Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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