Kommentar
12:47 Uhr, 01.07.2009

Japan: Tankan Q2 - Erste Stimmungsverbesserung seit zweieinhalb Jahren

1. Die heutige Tankan-Umfrage bringt einen weiteren Hoffnungsschimmer für die japanischen Konjunkturaussichten. Die Stimmung der japanischen Unternehmen hat sich im zweiten Quartal 2009 zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren verbessert. Der Indexwert für die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage stieg bei den großen Industrieunternehmen von -58 auf -48 Punkte (Bloomberg-Median: -43 Punkte, DekaBank: -48 Punkte), bei den großen Dienstleistern von -31 auf -29 Punkte (Bloomberg-Median: -27 Punkte, DekaBank: -29 Punkte). Diese Niveaus sprechen zwar nach wie vor die Sprache der Rezession, doch in der Vergangenheit erwiesen sich die Tankan-Umfragen als guter Indikator für die Trendwenden der konjunkturellen Entwicklung. Denn das Ende der Rezession wurde in der Regel spätestens in dem Quartal erreicht, in dem die Tankan-Umfragewerte drehten. Das spricht dafür, dass das zweite Quartal 2009 das vorerst letzte Rezessionsquartal in Japan sein dürfte. Entsprechend setzte sich die zunehmende Zuversicht auch in der Erwartungskomponente der Tankan-Umfrage für das dritte Quartal fort.

2. In den Teilfragen wurden das zweite Mal Prognosen für das Fiskaljahr 2009 (von April 2009 bis März 2010) abgegeben. Es zeigt sich, dass die Unternehmen mehrheitlich noch immer pessimistisch sind. Sie revidierten Ihre Gewinnerwartung deutlich nach unten und rechnen im Querschnitt aller Unternehmensgrößen und Sektoren mit einem Gewinnrückgang um 16,4 %. Auch bei den Umsatzperspektiven fielen die Prognosen mit -9,5 % für das Fiskaljahr 2009 schlechter aus als noch ein Quartal zuvor. Immerhin sehen die japanischen Firmen zum ersten Mal eine leichte Verbesserung ihrer (noch immer schlechten) Umsatz- und der Absatzperspektiven im Inland und eine etwas stärkere Verbesserung im Ausland. Auch hierin spiegelt sich wider, dass der Blick der japanischen Firmen auf die außenwirtschaftlichen Perspektiven im Vergleich zu den inländischen etwas hoffnungsvoller ist. Fallende Preise, also Deflation ist nach wie ein Thema für die japanischen Firmen, wenngleich eine geringer werdende Mehrheit der Unternehmen sowohl die Input- als auch die Outputpreise weiter fallen sieht. Schließlich wurden im zweiten Quartal erneut auch die Prognosen für die Investitionstätigkeit nach unten korrigiert. Die Großunternehmen planen ihre Investitionen im Fiskaljahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 % zu reduzieren. Vor einem Quartal haben sie noch einen Rückgang um 6,6 % prognostiziert. Berücksichtigt man alle Unternehmensgrößen und alle Sektoren, wird sogar mit einem Rückgang von -17,1 % gerechnet. Die Umfrageergebnisse zu den Investitionen in dieser Tankan- Umfrage bleiben somit deutlich hinter den Markterwartungen zurück (Bloomberg-Median: -6,9 %).

3. Die expansive Geldpolitik und die Entspannung an den Kapitalmärkten entfalten aber inzwischen ihre positive Wirkung. Die Teilfragen zur Finanzierungssituation der Unternehmen deuten auf keine Verschärfung der Lage mehr hin. Im Gegenteil, der Anteil der Unternehmen, die ihre Finanzierungslage als entspannt („easy“) einschätzt, ist gestiegen im Vergleich zum Anteil derjenigen Unternehmen, die sie als angespannt („tight“) ansieht. Insgesamt überwiegt aber noch die Anzahl derjenigen Firmen, die die Finanzierungslage als problematisch beurteilt. Auch bei der Frage nach dem Kreditgewährungsverhalten von Finanzinstitutionen stieg der Indexwert an, blieb aber im negativen Bereich und zeigt, dass die Lage auch hier mehrheitlich noch als problematisch („severe“) angesehen wird.

4. Auch im zweiten Quartal stützt die Einschätzung der japanischen Unternehmen, wie sie in der Tankan- Umfrage zum Ausdruck gebracht wird, unser Konjunkturbild. Den Tiefpunkt bei der japanischen Wirtschaftsleistung (in Jahresveränderungsraten gerechnet) dürften wir im ersten Halbjahr 2009 hinter uns gelassen haben. Das zweite Quartal dürfte somit das Ende der Rezession anzeigen. In der zweiten Jahreshälfte werden die Konjunkturpakete und die Stabilisierung der globalen Wirtschaftsentwicklung einen schwachen Aufschwung bringen. Für das Jahr 2009 insgesamt erwarten wir eine Schrumpfung des realen BIP um 7 %, worauf im Jahr 2010 ein Anstieg um 1 % folgen dürfte.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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