Japan Tankan Q1: Lage der Industrieunternehmen so schlecht wie noch nie
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Die Stimmung der japanischen Unternehmen befand sich im ersten Quartal 2009 weiter im freien Fall. Der Indexwert für die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage sank bei den großen Industrieunternehmen von -24 auf -58 Punkte (Bloomberg-Median: -55 Punkte, DekaBank: -52 Punkte), bei den großen Dienstleistern von -9 auf -31 Punkte (Bloomberg-Median: -25 Punkte, DekaBank: -28 Punkte). Die großen Industrieunternehmen beurteilen damit ihre wirtschaftliche Lage so schlecht wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen der Tankan-Werte im Jahr 1974. Das bisherige Allzeittief vom zweiten Quartal 1975 (-57 Punkte) wurde jetzt knapp unterboten. Bei den großen Dienstleistungsunternehmen haben wir es im ersten Quartal 2009 mit der schlechtesten Lagebeurteilung seit 1999 zu tun. Den absoluten Tiefpunkt bei den Dienstleistern markiert das vierte Quartal 1998 mit -41 Punkten.
2. Einen Lichtblick stellt allerdings die Erwartungskomponente des Tankan für das zweite Quartal dar. Ein geringerer Teil der Großunternehmen als bisher rechnet für das zweite Quartal mit einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Die Umfragewerte für die Erwartungen verharren zwar auf einem sehr niedrigen Niveau, aber liegen (bei den Dienstleistern um einen Punkt und bei den Industrieunternehmen immerhin um 7 Punkte) höher als die Lagebeurteilung für das erste Quartal. Der Wendepunkt ist damit zwar noch nicht gekommen, wird aber angedeutet. Wir halten es für gut möglich, dass bei der nächsten Umfrage die Erwartungen tatsächlich nach oben drehen – zumindest bei den Großunternehmen. Bei den kleinen und mittelgroßen Unternehmen rechnet auch für das zweite Quartal ein zunehmender Anteil mit einer weiteren Verschlechterung.
3. In den Teilfragen haben die Unternehmen das erste Mal Prognosen für das Fiskaljahr 2009 abgegeben. Sie rechnen im Querschnitt aller Unternehmensgrößen und Sektoren mit einem Gewinnrückgang um 9 %. Damit dürfte sich die Geschwindigkeit, mit der die Gewinne einbrechen, im Vergleich zum Fiskaljahr 2008 zwar verringern, aber angesichts der schlechten Wirtschaftslage wird auch für das bevorstehende Fiskaljahr mit einem Rückgang der Gewinne gerechnet. Die anhaltende Verschlechterung der Umsatz- und der Absatzperspektiven im In- und im Ausland dürften hierbei eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Auch Deflation ist ein Thema für die japanischen Firmen. Eine größer werdende Mehrheit der Unternehmen sieht sowohl die Input- als auch die Outputpreise weiter fallen. Somit fügt sich die Erwartung einer rückläufigen Investitionstätigkeit für das Fiskaljahr 2009 nahtlos in das Rezessionsbild ein. Die Großunternehmen planen ihre Investitionstätigkeit im Fiskaljahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 % zu reduzieren. Das ist zwar dramatisch, aber die Erwartung der von Bloomberg befragten Analysten war mit -12 % sogar noch pessimistischer. Berücksichtigt man alle Unternehmensgrößen und alle Sektoren, wird mit -14,3 % allerdings ein Investitionsrückgang in ähnlicher Größenordnung erwartet.
4. Die Teilfragen zur Finanzierungssituation der Unternehmen deuten insgesamt auf eine Verschärfung der Lage hin. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Finanzierungslage als entspannt („easy“) einschätzt, ist nochmals geschrumpft im Vergleich zum Anteil derjenigen Unternehmen, die sie als angespannt („tight“) ansieht. Seit zwei Quartalen bereits überwiegt die Anzahl derjenigen Firmen, die die Finanzierungslage als problematisch ansieht. Auch bei der Frage nach dem Kreditgewährungsverhalten von Finanzinstitutionen sank der Indexwert noch tiefer in den negativen Bereich und zeigt, dass die Lage auch hier mehrheitlich als problematisch („severe“) angesehen wird. Bei den Kreditkosten scheinen die Zinssenkungen der Bank of Japan anzukommen. Die Mehrheit der Unternehmen sah sich im ersten Quartal 2009 sinkenden Zinskosten gegenüber. Im Schlussquartal 2008 haben die Unternehmen noch mehrheitlich einen Anstieg der Zinskosten angezeigt.
5. Die Einschätzung der japanischen Unternehmen zur wirtschaftlichen Lage und ihre Erwartungen stützen unser Konjunkturbild. Wir erwarten den Tiefpunkt bei der Wirtschaftsleistung (in Jahresveränderungsraten gerechnet) für das erste Halbjahr 2009. Im späteren Jahresverlauf dürften die Konjunkturpakete und die Stabilisierung der globalen Wirtschaftsentwicklung ein Ende des schrumpfenden Bruttoinlandsproduktes in Japan bedeuten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.