Japan: Tankan-Bericht überrascht positiv
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Der heute Morgen von der Bank of Japan veröffentlichte Tankan-Bericht sorgte für eine positive Überraschung. Die Stimmung bei den großen Industrieunternehmen verbesserte sich im dritten Quartal mit einem Anstieg von 4 Saldenpunkten auf aktuell 26 Punkte stärker als erwartet. Sowohl wir als auch die von Bloomberg befragten Volkswirte hatten lediglich einen leichten Anstieg auf 23 Punkte prognostiziert. Das starke Plus überraschte insofern, als die eher enttäuschenden Datenveröffentlichungen der vergangenen Monate Schlimmeres vermuten hätte lassen. Der Saldo für die großen Dienstleistungsunternehmen stieg im zweiten Quartal um 2 Punkte auf aktuell 11 Punkte (Bloomberg-Median: 12 Punkte; DekaBank: 11 Punkte). Auffällig war, dass sich die Stimmungsverbesserung bei den Industrieunternehmen über alle Unternehmensgrößen hindurch zog, während sich die Stimmung bei den mittleren und kleinen Dienstleistungsunternehmen leicht eingetrübt bzw. nur leicht verbessert hat. Im Großen und Ganzen spiegelt sich aber auch hier der uneinheitliche Zustand der japanischen Wirtschaft wider. Während die großen exportorientierten Unternehmen übermäßig stark vom weltwirtschaftlichen Aufschwung profitieren konnten, verläuft die Stimmungsverbesserung bei den überwiegend auf den heimischen Markt fokussierten Dienstleistungsunternehmen in etwas moderateren Bahnen. Das positive Gesamtbild wurde lediglich durch die Aussichten im Tankan-Bericht leicht getrübt. Die befragten Unternehmen rechnen im vierten Quartal mit einem Rückgang des Saldos auf 21 bzw. 10 Punkte (große Industrieunternehmen bzw. große Dienstleistungsunternehmen). Dies dürfte größtenteils auf die sich leicht verschlechternden Exportaussichten zurückzuführen sein.
2. Auch der Aufwärtstrend bei den Gewinnerwartungen fand im dritten Quartal seine Fortsetzung. So rechnen beispielsweise die großen Industrieunternehmen im Jahr 2004 mit einem Gewinnwachstum von 18 % gegenüber dem Vorjahr, nachdem sie im zweiten Quartal noch einen Zuwachs von 10,6 % prognostiziert hatten. Die gestiegenen Gewinnerwartungen sollten sich in den nächsten Quartalen auch in einer erhöhten Investitionstätigkeit niederschlagen. Hier stachen besonders die kleinen Unternehmen hervor. Während es in den vergangenen Quartalen überwiegend die großen Industrieunternehmen waren, die ihre Investitionspläne nach oben nahmen, haben diesmal auch die kleinen Industrieunternehmen nachgezogen und ihre Investitionsbudgets kräftig angehoben.
3. Doch der Tankan-Bericht war nicht das einzige Datum, das den Markt erfreute. Ebenfalls heute früh wurden die Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Nach dem unerwartet starken Anstieg im Juli war im August wieder ein leichter Rückgang der Arbeitslosenquote zu verzeichnen. Viel wichtiger sind jedoch die dahinterliegenden Entwicklungen. Ähnlich wie bereits im Vormonat scheint sich die Einschätzung der Arbeitsmarktlage weiter verbessert zu haben, was dazu geführt hat, dass mehr Personen den Weg zurück in die Erwerbstätigkeit gesucht haben. Dadurch stieg die Zahl der Erwerbspersonen um 240.000 Personen. Gleichzeitig wurden im August 290.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Dieser Trend zur Schaffung neuer Arbeitsplätze sollte sich in den nächsten Monaten trotz der leichten Eintrübung des weltwirtschaftlichen Umfelds fortsetzen. Erste positive Effekte dieser leichten Belebung am Arbeitsmarkt scheinen sich bereits bei den privaten Konsumausgaben zu zeigen. Nach zwei Rückgängen in Folge war im August bei den Haushaltsausgaben der Arbeiterhaushalte ein kräftiges Plus von 3,6 % gegenüber dem Vormonat zu verzeichnen.
4. Trotz der überraschend guten Daten die am heutigen Tag veröffentlicht wurden, darf man nicht davon ausgehen, dass sich diese Entwicklung eins zu eins in einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts niederschlägt. Wie bereits das zweite Quartal gezeigt hat, scheint die Stimmungsverbesserung der japanischen Unternehmen auch in gewisser Weise auf strukturelle Faktoren und weniger auf kurzfristige Entwicklungen wie beispielsweise die leichte Eintrübung der Exportaussichten zurückzuführen zu sein. Steigende Gewinne und Erfolge bei der Bereinigung der Bilanzprobleme werden mittelfristig für eine dynamischere Wirtschaftsstruktur und vor allem für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum sorgen. Kurzfristig besteht aber für unsere Wachstumsprognose kein Revisionsbedarf. Wir rechnen im laufenden Jahr weiterhin mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 4,2 %.
Anmerkung: Die quartalsweise vorgenommene Tankan-Umfrage der japanischen Notenbank gilt als der wichtigste Indikator für die Stimmung der Unternehmen. Diesmal wurden insgesamt 10.312 Unternehmen aus allen Sektoren und mit verschiedener Größe befragt. Die Erhebung wurde im Zeitraum vom 24. August bis zum 30. September durchgeführt. Die Indizes werden jeweils berechnet als Differenz zwischen dem prozentualen Anteil der befragten Unternehmen, die optimistisch sind, und denen, die ihre Lage pessimistisch einschätzen. Es werden verschiedene Indizes berechnet, so für große und für kleine Unternehmen oder für Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und für Dienstleistungsunternehmen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.