Japan: Stagnation im dritten Quartal
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1. Nach der Enttäuschung im zweiten Quartal sorgte das japanische Bruttoinlandsprodukt auch im dritten Quartal für eine negative Überraschung. Die japanische Wirtschaft expandierte im dritten Quartal um lediglich 0,1 % gegenüber dem Vorquartal. Damit wurden die Markterwartungen von 0,5 % qoq (DekaBank: 0,4 % qoq) weit verfehlt. Im Gegensatz zu den vergangenen Quartalen hielt sich der Einfluss des BIP-Deflators in Grenzen, er betrug im dritten Quartal -0,1 %. Dementsprechend stagnierte das nominale Wachstum im dritten Quartal. Im zweiten Quartal hatte hier noch ein Rückgang von 0,3 % qoq zu Buche geschlagen.
2. Für Erstaunen sorgte wie so oft die Zusammensetzung des japanischen Wachstums. Mit einem Zuwachs von 0,9 % qoq sorgte der private Konsum für den größten positiven Wachstumsbeitrag (0,5 Prozentpunkte). Dies überraschte insofern, als die Haushaltsausgaben der japanischen Konsumenten im dritten Quartal schrumpften. Negativ entwickelten sich hingegen die gewerblichen Investitionen, welche um 0,2 % gegenüber dem Vorquartal nachgaben. Von Seiten der Nettoexporte war nach den starken Wachstumsbeiträgen der vergangenen Quartale erstmals wieder ein negativer Wachstumsbeitrag zu verzeichnen. Der weniger dynamische Zuwachs der Exporte war überwiegend auf die leichte Abkühlug des weltwirtschaftlichen Wachstums zurückzuführen.
3. Erstaunlich unberührt zeigten sich die Märkte von den enttäschenden BIP-Zahlen. Der Nikkei schloss den Tag mit einem Plus von 1,6 %. Ausschlaggebend waren wohl eher die guten Vorgaben von den US-Märkten, welche dem japanischen Aktienmarkt noch einiges Aufholpotenzial boten. Möglich ist auch, dass die Märkte die zweite Veröffentlichung des Bruttoinlandsprodukts abwarten wollen, die für den 8. Dezember ansteht. Denn erst dann liegen dem nationalen Statistikamt ESRI detailierte Informationen über die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen vor. Nimmt man den Anfang Oktober veröffentlichten Tankan-Bericht als Anhaltspunkt, dann erscheint eine Aufwärtsrevision insbesondere der gewerblichen Investitionen durchaus wahrscheinlich. Denn die befragten Unternehmen hatten damals ihre Investitionspläne noch einmal deutlich nach oben korrigiert und angekündigt, dass sie diese Investitionen größtenteils in der ersten Hälfte des Fiskaljahres, sprich im zweiten und dritten Quartal, tätigen wollen. Gleichzeitig ist aber auch eine Abwärtsrevision des privaten Konsums möglich, weshalb wir für die Gesamtwachstumsrate auch bei der zweiten Schätzung kaum Aufwärtspotenzial sehen.
4. Angesichts des schwachen Wachstums im dritten Quartal ergibt sich für unsere BIP-Prognose für das Gesamtjahr 2004 Abwärtsrevisionsbedarf. Während wir ursprünglich ein Wachstum von 4,2 % prognostiziert hatten, rechnen wir nun mit einem etwas schwächeren Anstieg um 4,0 %. Nach dem außerordentlich starken Wachstum im ersten Quartal zeigt die japanische Wirtschaft nun also wieder deutliche Zeichen von Schwäche. Bis diese Schwäche überwunden wird, kann es vor dem Hintergrund des sich eintrübenden weltwirtschaftlichen Umfelds durchaus noch einige Quartale dauern. In der Zwischenzeit halten wir auch ein Quartal mit einer negativen Veränderungsrate nicht für ausgeschlossen. Dennoch sollte es durch die strukturellen Fortschritte, die Japan in den vergangenen Jahren gemacht hat, möglich sein, das Land mittelfristig auf einem stabilen und vor allem nachhaltigen Wachstumspfad zu halten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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