Japan: Nachholpotenzial nahezu ausgeschöpft
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Aus den historischen Kursniederungen von Ende April hat sich die japanische Börse binnen drei Monaten mit einer fulminanten Zwischenrally wieder weit vorne in den internationalen Performancelisten platziert. Zwar erwiesen sich die "Big Figures" mit Indexständen von 10000 im Nikkei 225 bzw. 1000 für den Topix bislang noch nicht als überwindbar. Gleichwohl erscheint die Marktstimmung noch ausreichend robust, um diese Schallmauer bei einem positiven Newsflow an der Börse durchbrechen zu können. Zumindest zeigen die deutlich steigenden Umsatzvolumina an festeren Börsentagen ein deutlich gestiegenes Interesse sowohl inländischer wie ausländischer Investoren an. Das weiter verbesserte Marktsentiment wurde auch darin erkennbar, dass sich die Aufwärtsorientierung der Börse vom scharfen zwischenzeitlichen Sprung der Kapitalmarktzinsen nur wenig beeindrucken ließ. Beruhigend wirkte in diesem Zusammenhang ein Statement der Megabank Sumitomo Mitsui, die eingetretenen Bondverluste durch Buchgewinne im Aktienportfolio kompensieren zu können. Im internationalen Vergleich ist auffällig, dass Nikkei 225 und S&P 500 trotz deutlich unterschiedlicher Verlaufsphasen in 2003 nicht nur in ihrer Jahresperformance den Schulterschluss hergestellt haben. Auch erscheint das Reaktionsmuster beider Indizes trotz einer höheren Volatilität des japanischen Leitindexes derzeit enger korreliert. Markttechnische Belastungsfaktoren aus den Vormonaten haben sich zuletzt deutlich abgeschwächt. Dazu gehörten der latente Abgabedruck - vorrangig im Blue Chip-Segment - zum Abbau von Überkreuzbeteiligungen oder durch Rückübertragungen von Pensionsverpflichtungen der Unternehmen an den Staat.
Berichtssaison bringt Aufschluss über Gewinntrend
In den vergangenen Wochen sind die lange Zeit zurückhaltenden ausländischen Investoren wieder verstärkt als Nettokäufer in Erscheinung getreten. Sie antizipierten damit zum einen die üblicherweise hohe Hebelwirkung in der Gewinnentwicklung international operierender japanischer Unternehmen im Zuge der erhofften globalen und USamerikanischen Konjunkturbelebung. Zum anderen hatte auch der temporäre Richtungswechsel des US-Dollars zum Yen Signalwirkung angesichts der hohen währungsbezogenen Ergebnisvolatilität exportorientierter Unternehmen. Schließlich spekuliert die Börse darauf, dass die durch den Irak-Krieg bedingten und durch die SARSProblematik verstärkten konjunkturellen Bremsspuren mittlerweile überwunden sind. Zudem legt der seit Anfang Juli merklich verbesserte Tankan-Index nahe, dass die vorher von japanischen Firmen sehr zurückhaltend beurteilten Geschäftsaussichten und Gewinnerwartungen zunehmend optimistischer eingeschätzt werden könnten. Insofern bleibt die soeben eingeleitete Berichtssaison der japanischen Unternehmen zum ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres ein wichtiger Gradmesser hinsichtlich des Bewertungsniveaus des Marktes und dem daraus ableitbarem Kurspotenzial. Zu Beginn der Berichtsperiode stehen zunächst die global operierenden Konzerne der Automobilbranche und des Technologie-/Elektroniksektors im Vordergrund. In einer ersten Momentaufnahme wurde dabei der Erwartungshorizont der Börse wohl eher leicht enttäuscht als positiv überrascht. Vorerst stufen wir den Gesamtmarkt auf mittlere Sicht noch positiv ein. Insbesondere zur Diversifizierung globaler Portfolios halten wir japanische Aktien für geeignet.
Japan-Bonds mit heftigen Reaktionen
Dem Rekord-Zinstief vom 11. Juni bei 0,43 Prozent für die marktbestimmende 10-jährige Referenzanleihe folgte binnen weniger Wochen ein scharfer Sell out um insgesamt knapp100 Basispunkte, ehe sich das Marktgeschehen wieder normalisierte. Etwas erholte Konjunkturdaten und abnehmende Deflationsängste erklären den Trendwechsel, jedoch nicht die vorwiegend markttechnisch getriebene Überreaktion. In den kommenden Wochen sollte sich das Zinsumfeld weiter entspannen und im Trend in einer volatileren Seitwärtsbewegung um die Ein-Prozent- Marke schwanken.
Quelle: Activest
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