Kommentar
10:23 Uhr, 26.11.2004

Japan: Kräftiger Anstieg der Verbraucherpreise

1. Der nationale Verbraucherpreisindex stieg im Oktober im Monatsvergleich um 0,4 %. Im Jahresvergleich lag die Inflationsrate bei 0,5 %. Aus diesen Daten jedoch das Ende der Deflation auszurufen wäre deutlich verfrüht. Der Verbraucherpreisindex ohne frische Lebensmittel blieb im Vergleich zum Vormonat zwar unverändert, ging aber im Jahresvergleich um 0,1 % zurück.

2. Die Detailergebnisse der einzelnen Komponenten des Verbraucherpreisindex zeigen, dass der Hauptgrund für die höhere Gesamtinflationsrate der Anstieg der Preise für frische Lebensmittel um 13,6 % yoy ist. Daneben waren die Preiskomponenten Bildung (+0,8 %), Bekleidung und Schuhe (+0,7 %) sowie Transport und Kommunikation (+1,0 %) die Hauptinflationstreiber. Gedämpft wurde der Preisanstieg durch sinkende Preise für Möbel und Haushaltswaren (-3,0 %), Wohnungsnutzung (-0,2 %), Gesundheit (-1,1 %), sowie Bücher und Freizeit (-1,3 %). 3. Die Kerninflationsrate zeigt, dass die Deflation weiter anhält. Dies konnte auch der Anstieg der Ölpreise nicht verhindern. Der zu erwartende Rückgang der Reispreise in den kommenden Monaten sollte den tendenziell preistreibenden Effekt der Ölpreise überkompensieren. Zudem verhindern die geringe Preissetzungsmacht der Unternehmen sowie die fallenden Lohnstückkosten für ausbleibenden oder nur sehr gedämpften Inflationsdruck.

4. Am Mittwoch hat die Bank of Japan (BoJ) die Protokolle ihrer Sitzung vom 12./13. Oktober veröffentlicht. Darin erwartet sie, dass die Erholung der Wirtschaft anhält, auch wenn die Exporttätigkeit einige Bremsspuren aufweist. Da jedoch die Beschäftigung steige, und der Rückgang der Löhne nahezu zum Stillstand gekommen sei, zeige der private Verbrauch eine positive Entwicklung. Darüber hinaus nehme die Investitionstätigkeit der Firmen wieder zu. Hinsichtlich der Entwicklung der Verbraucherpreise sieht die BoJ dagegen keine Veränderung des unterliegenden Trends.

5. Interessant im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Geldpolitik waren insbesondere die Einlassungen eines Zentralbankmitglieds, die darauf hinwies, dass die Notenbank zu einem noch unbestimmten Termin in der Zukunft ihre Politik der quantitativen Lockerung aufgeben werde. Die BoJ müsse jedoch bereits im Vorfeld in eine eingehende Diskussion darüber eintreten, wie diese Abkehr von der aktuellen Politik einzuleiten sei. Diese Äußerung hat unserer Einschätzung auch zwei Gründen Bedeutung: Erstens, ein Ende der Nullzinspolitik ist auf absehbare Zeit wenig wahrscheinlich. Die Notenbank wird nicht müde zu wiederholen, dass sie erst bei nachhaltig positiver Kerninflation die Geldpolitik straffen will. Damit sinkt unserer Meinung nach das Risiko eine Politikfehlers wie im August 2000 mit der damaligen Zinsanhebung geschehen. Zweitens, die BoJ denkt weiter über eine Exit-Strategie aus der Nullzinspolitik nach. Sie hat zwar in ihrem Ende Oktober veröffentlichten Ausblick für Konjunktur und Preise nur eine leicht positive Kerninflationsrate für das Fiskaljahr 2005 prognostiziert und damit die Notwendigkeit einer öffentlichen Debatte um die Exit- Strategie den Wind aus den Segeln genommen, allerdings dürfte das nicht für die interne Debatte gelten.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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