Kommentar
15:38 Uhr, 30.11.2004

Japan: Konjunkturbild trübt sich ein

1. Die japanischen Wirtschaftsindikatoren schwächen sich weiter ab. Heute Morgen wurde die Industrieproduktion für Oktober veröffentlicht. Diese lag mit einem Rückgang von 1,6 % gegenüber dem Vormonat weit unter den Erwartungen der von Bloomberg befragten Analysten (Bloomberg- Median: 0,1% mom; DekaBank: 0,0% mom). Erstmals seit August 2003 befand sich auch die Jahresrate wieder im negativen Bereich (-1,1 % yoy). Am schwächsten entwickelten sich im vergangenen Monat die Bereiche elektronische Komponenten, Informations- und Kommunikationselektronik sowie Transportausrüstungen.

Die Regierungsprognose auf Basis der Erhebung bei den Unternehmen geht von einem kräftigen Rückpralleffekt der Industrieproduktion im November um 3,7 % mom aus, worauf ein Rückgang um 2,2 % mom im Dezember folgen soll. Obwohl das Wirtschaftsministerium nicht explizit darauf hinwies, ist davon auszugehen, dass die Oktoberzahlen durch die starke Taifun-Aktivität und das Erdbeben in der Niigata-Region negativ beeinflusst wurden. Der Wegfall dieser Sonderfaktoren sollte im November für einen Rückpralleffekt sorgen. Ob dieser so stark ausfällt, wie von der Regierung erwartet, bleibt zu bezweifeln.

2. Wenig Grund zur Freude boten auch die Arbeitsmarktdaten. Die Arbeitslosenquote stieg im Oktober leicht von 4,6 % auf 4,7 % an. Erneut verabschiedeten sich 210.000 Erwerbspersonen vom Arbeitsmarkt. 260.000 Arbeitsplätze wurden abgebaut. Nach einem vorübergehenden Zwischenhoch im Juli und August entwickelt sich der Arbeitsmarkt nun wieder deutlich schwächer. Die einzige positive Entwicklung war der Anstieg der Relation von offenen Stellen zu Bewerbern von 0,84 auf 0,88 (das Niveau unter Eins bedeutet, dass es für die Bewerber zu wenig offene Stellen gibt). Das Plus ist allerdings weniger auf einen Anstieg der offenen Stellen als vielmehr auf einen Rückgang der Bewerber zurückzuführen.

3. Schließlich sorgten auch noch die Haushaltsausgaben der Arbeiterhaushalte vom Oktober für eine negative Überraschung. Der Rückgang um 1,2 % gegenüber dem Vormonat markierte bereits den fünften Rückgang in sechs Monaten. Obwohl die Zusammensetzung des Wachtums des Bruttoinlandsprodukts den Eindruck erweckt, dass der private Konsum der Wachstumstreiber Nummer Eins in Japan wäre, spiegelt sich dies in den monatlichen Indikatoren wie Haushaltsausgaben oder Einzelhandelsumsätzen nicht wider. Mit Spannung darf daher die angekündigte Revision des BIP-Deflators erwartet werden (am 8. Dezember mit dem revidierten Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal). Anzunehmen ist, dass die Wachstumsraten der privaten Konsumausgaben durch einen zu stark negativen Deflator bisher zu hoch ausgewiesen wurden und daher kräftig nach unten revidiert werden müssen.

4. Die heute veröffentlichten Daten belegen, dass sich die gesamtwirtschaftliche Aktivität in Japan weiter abschwächt. Während die Exportwirtschaft ihrer Rolle als Wachstumsstütze kaum noch gerecht werden kann, sind angesichts der schwachen Entwicklung am Arbeitsmarkt auch von Seiten der Binnenkonjunktur kaum merkliche Wachstumsimpulse zu erwarten. Es ist daher davon auszugehen, dass sich die mäßige Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts auch in den nächsten Quartalen fortsetzen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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