Kommentar
13:38 Uhr, 17.11.2008

Japan in der (technischen) Rezession

1. Das BIP-Wachstum in Japan ist im dritten Quartal 2008 zum zweiten Mal in Folge negativ gewesen. Das reale Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um 0,1 % im Vergleich zum Vorquartal (Bloomberg-Median und DekaBank: 0,0 %). Damit befindet sich Japan nach der technischen Definition in einer Rezession, der ersten seit 2001. Damals ging das reale BIP drei Quartale in Folge zurück. Annualisert ist die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2008 um 0,4 % geschrumpft, im Vergleich zum Vorjahresquartal ergab sich ein Minus von 0,1 %. Der BIP-Deflator verharrte mit -1,6 % deutlich im negativen Bereich. Das Wachstum im Vorquartal, also im zweiten Vierteljahr 2008, wurde mit der heutigen Datenveröffentlichung um zwei Zehntel auf -0,9 % qoq nach unten korrigiert.

2. Große Überraschungen brachten die Daten für das dritte Quartal nicht. Die Binnenwirtschaft zeigt sich wie erwartet von seiner soliden Seite. Der private Konsum expandierte um 0,3 % und lieferte somit den stärksten Wachstumsschub aller Komponenten von 0,2 Prozentpunkten. Die Wohnungsbauinvestitionen wurden um 4,0 % im Vergleich zum Vorquartal ausgeweitet und leisteten ebenfalls einen positiven Wachstumsbeitrag von 0,1 Prozentpunkten. Die monatlichen Indikatoren für den privaten Wohnungsbau deuten an, dass dies nicht nur als Rückprall auf die Schwäche der Wohnungsbauinvestitionen im zweiten Quartal zu verstehen ist, sondern auch in den kommenden Quartalen ein Zuwachs beim privaten Wohnungsbau zu erwarten ist. Die dritte wichtige Säule der Binnenwirtschaft neigt jedoch zur Schwäche: Die gewerblichen Investitionen (Capex) schrumpften im Vergleich zum Vorquartal um 1,7 %, und dies zum dritten Mal in Folge. Dabei gibt es in Japan nach wie vor keine durch die internationale Finanzmarktkrise verursachte Kreditklemme. Vielmehr dürften es die schlechten globalen Wirtschaftsaussichten sein, die auf die Gemüter der japanischen Unternehmer schlagen. Es gibt bislang keine Anzeichen dafür, dass sich an der negativen Stimmung und der damit verbundenen rückläufigen Investitionsdynamik im Schlussquartal des Jahres etwas ändern wird. Schließlich gingen von der staatlichen Aktivität im dritten Quartal – um die Binnenwirtschaft abzurunden – keine nennenswerten Impulse für das Wirtschaftswachstum aus. Der Staatskonsum expandierte um 0,1 % qoq, die staatlichen Investitionen um 0,4 % qoq, beide mit einem Wachstumsbeitrag von Null. Ebenso haben auch die Lagerinvestitionen im dritten Quartal keine entscheidenden Impulse fürs Wachstum geliefert.

3. Zum Schrumpfen des realen BIP im dritten Quartal haben hingegen die Nettoexporte beigetragen. Zwar wurden die Ausfuhren um 0,7 % im Vergleich zum Vorquartal ausgeweitet. Doch war der Zuwachs der Importe mit 1,9 % deutlich stärker. Somit bremste der Außenhandel die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozentpunke, das erste Mal seit Ende 2004. Für unseren Prognosehorizont dürften die Exporte aufgrund der globalen wirtschaftlichen Schwäche nur moderat ausgeweitet werden, vor allem die Ausfuhren nach Asien sollten hierbei noch verhältnismäßig robust bleiben. Zugleich erwarten wir für die kommenden Quartale auch bei der Importtätigkeit eher schwache Zuwachsraten, sodass der Außenhandel bis zur zweiten Jahreshälfte 2009 keinen starken Wachstumsschub bringen wird, was in den vergangenen Jahren durchaus der Fall war.

4. Japan befindet sich nunmehr auch – wie viele andere Industrienationen – in einer technischen Rezession. Die Aussichten sind jedoch aufgrund der im Vergleich zu anderen großen Industrieländern relativ stabilen Binnenkonjunktur unserer Meinung nach nicht ganz so schlecht. Ausschlaggebend für unsere Prognose wird sein, dass die privaten Konsumausgaben gestützt durch die Arbeitsmarktentwicklung nach wie vor positive Wachstumsimpulse geben. Zudem sollte die Investitionstätigkeit im Verlauf von 2009 aufgrund der binnenwirtschaftlichen Entwicklung und der sich in der zweiten Jahreshälfte 2009 langsam verbessernden globalen Wirtschaftsaussichten wieder zu Kräften kommen. Unter diesen Voraussetzungen erwarten wir für 2009 in Japan ein leicht positives Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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