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10:20 Uhr, 01.10.2002

Japan: Finanzsektor zwischen Gut und Böse

Der Rückgang des japanischen Aktienmarktes wird die Banken in Japan laut dem Daiwa Institute of Research dazu zwingen, im laufenden Geschäftsjahr zum 31. März 2003 Bewertungsverluste in Höhe von 3.54 Billionen Yen zu realisieren, nach 1.3 Billionen Yen im Vorjahr.

Die Banken werden diese Summen von den Kapitalreserven abziehen müssen, was ihnen weniger Spielraum bei der Begleichung von faulen Krediten geben wird, hieß es.

Im März hatten japanische Banken 25 Billionen Yen an gelisteten Aktien - und nur zwei - Mitsubishi Tokyo Financial und UFJ Holdings - hatten ein Aktienportfolio, dass auf Nettobasis im Plus notierte, als sie die Bücher für das vergangene Geschäftsjahr schlossen.

Nun sind diese beiden Banken gezwungen, im ersten Halbjahr zum 30. September massive Belastungen für Bewertungsrückgänge ihrer Aktien zu verbuchen, schreibt das Nachrichtenblatt Nihon Keizai.

Nach japanischem Bilanzierungsrecht müssen Aktien, die um 50 Prozent oder mehr unter den Buchwert gefallen sind, wertberichtigt werden.

60 Prozent des Wertverlustes muss aus den Gewinnrücklagen beglichen werden, woraus auch die Dividenden ausgeschüttet werden. Mehrere regionale Banken sind bereits jetzt nicht in der Lage, weiterhin Dividenden auszuschütten, hieß es.

Die meisten Banken werden vermutlich im ersten Halbjahr (Ende 30. September) Gewinne schreiben, da die Wertberichtigungen durch Erträge aus dem Anleihengeschäft und geringere Kreditausfälle ausgeglichen werden können.

Am Montag wurde Heizo Takenaka zum Chef der Regulierungsbehörde für den japanischen Finanzsektor ernannt. Takenaka könnte in den nächsten sechs Monaten durchsetzen, dass noch mehr faule Kredite abgeschrieben werden, als bisher vorgesehen ist. Sollte die deflationäre Entwicklung im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2002/03 (Ende 31. März 2003) anhalten, so könnten die Banken gezwungen sein, einen Fehlbetrag in der Jahresbilanz zu verbuchen und Dividendenzahlungen auszusetzen.

Takenaka versucht nun, die 13 Jahressperre für faule Kredite aufzuheben. Analysten und Volkswirte sind allerdings geteilter Meinung, ob dies möglich sein wird. Takkenaka ist Volkswirt und einer der wichtigsten Berater des japanischen Premierministers Koizumi.

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