Kommentar
12:39 Uhr, 13.02.2009

Japan - Es macht daher Sinn, jetzt Gewinne mitzunehmen

Was ist passiert? Was sind unsere Gründe? Wie schätzen wir US-Aktien ein? Im Rahmen unserer Top-down-Aktienstrategie haben wir Anpassungen bei der Länderallokation vorgenommen. Japan wurde von einer Übergewichtung auf neutral zurückgestuft.

Die Erlöse haben wir zur Reduzierung unserer untergewichteten Position bei europäischen Titeln genutzt. Unsere Präferenz gilt weiterhin US-Aktien.

Wir waren über ein Jahr lang bei japanischen Aktien übergewichtet, um von der niedrigen Bewertung dieser Titel zu profitieren (Kurs- zu Buchwert, Renditeabstand zwischen Dividenden und Renditen von Staatsanleihen). Diese Position wurde zusätzlich von einem unterbewerteten Yen gestützt. Obwohl der japanische Markt die Erwartungen nicht erfüllte, profitierte unsere Strategie dank des Höhenflugs des Yen von der übergewichteten Position. 2008 legte die japanische Währung infolge wachsender Risikoscheu und der Auflösung von Carry Trades um über 20 % gegenüber dem Euro zu.

Es macht daher Sinn, jetzt Gewinne mitzunehmen, da die konjunkturellen Aussichten für Japan immer düsterer werden. Auch die Rahmendaten verschlechtern sich rapide. Die prekäre Situation des japanischen Staatshaushalts erlaubt indes keine umfangreichen Konjunkturprogramme. Gleichzeitig belastet der starke Yen die Erträge der exportabhängigen japanischen Wirtschaft. Und schließlich könnte eine erneute Zunahme des Risikoappetits den Yen und damit die Performance in Euro negativ beeinflussen.

Da einige Faktoren Japan nach wie vor begünstigen, setzen wir jetzt auf eine neutrale Gewichtung. U. a. kommen die rückläufigen Rohstoffpreise vor allem Japan zugute. Zudem sind japanische Unternehmen äußerst flexibel, die Bewertungen sind weiterhin attraktiv und die Risikoprämie liegt bei 5,3 %. Insofern sollte Japan es zumindest bei Landeswährungen mit den anderen Märkten aufnehmen können. Aufgrund ihrer eher defensiven Ausrichtung sowie der pro-aktiven Herangehensweise von Wirtschaft und Staat in den USA bleiben wir bei unserer Präferenz für US-Aktien.

Die USA werden wohl als Erste die Ertragstalsohle erreichen (in H2 2009), da der Abwärtszyklus hier mit einigem Vorlauf begonnen hatte.

Warum halten wir an der Untergewichtung europäischer Aktien fest? Und wie steht’s mit Aktien von den Emerging Markets? Wie sieht unsere neue Länderallokation aus?

Obwohl wir unsere Untergewichtung bei europäischen Aktien halbiert haben, halten wir uns hier vorerst zurück. Die Erträge europäischer Unternehmen reagieren empfindlicher auf konjunkturelle Abkühlungen, da die Unternehmen ihre Kostenstruktur nur allmählich anpassen können. Typischerweise hinkt die Ertragsentwicklung in Europa der amerikanischen um zwei, drei Quartale hinterher.

Zudem erwarten wir, dass der Euro gegenüber dem Greenback schwach bleiben wird, da der Abschwung in Europa an Fahrt gewinnt und die Unterstützung des schwer angeschlagenen Bankensektors die Staatshaushalte belastet.

Wir bleiben vorerst bei unserer neutralen Gewichtung von Emerging-Markets-Titeln. Die Bewertungen nehmen bereits düstere Aussichten vorweg und die Rahmendaten erscheinen langfristig solide. Es ist jedoch noch zu früh für einen taktischen Ausbau unseres Engagements an den Emerging Markets.

Im Hinblick auf den Konjunkturzyklus ist mehr Transparenz vonnöten, da ein globaler Abschwung sich negativ auf die relative Performance der Schwellenländer auswirkt. Wir ziehen Länder mit Leistungsbilanzüberschüssen vor, die von den rückläufigen Rohstoffpreisen profitieren und ihre Wirtschaft durch geld- bzw. finanzpolitische Maßnahmen beleben können.

Vorsichtig sind wir bei Ländern, die in hohem Maße von Rohstoffausfuhren abhängen und zudem Leistungsbilanzdefizite aufweisen. Hier halten wir an unserer Präferenz für asiatische Märkte zuungunsten Osteuropas fest.

ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.

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