Kommentar
11:28 Uhr, 12.09.2003

Japan: BIP weit nach oben revidiert

1. Das Bruttoinlandsprodukt in Japan hat im zweiten Quartal 2003 nach am Mittwoch revidierten Angaben gegenüber dem Vorquartal um 1,0 % zugelegt, nachdem vor vier Wochen ein Anstieg um "nur" 0,6 % gemeldet worden war. Da zudem auch vorangegangene Quartale revidiert worden sind und dabei insbesondere das erste Quartal nun einen Zuwachs um 0,6 % zeigt (vorher 0,3 %), ergibt sich zwangsläufig für unsere Prognose ein Aufwärtsrevisionsbedarf: Bei unverändertem Verlauf in der zweiten Jahreshälfte würde die jahresdurchschnittliche Veränderung des Bruttoinlandsprodukts in 2003 um 0,7 Prozentpunkte höher ausfallen. In den letzten drei Quartalen ist Japan damit auf den ersten Blick stärker gewachsen als die USA, was aber auf den zweiten Blick nicht bedeutet, dass es auch die substantiell stärkere Volkswirtschaft ist. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Schere zwischen der "realen" und der "nominalen" Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Japan, wie es die Indexreihen im folgenden Schaubild dokumentieren. Zwar belastet die seit Jahren anhaltende Deflation in Japan die Aktivität in nominalen Größen (z. B. Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze) oder auch den Arbeitsmarkt. Hier gab es in den letzten Quartalen eine Stagnation. Immerhin konnte das nominale Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2003 um 0,3 % zulegen. Aber das sinkende Preisniveau mit einem BIP-Deflator im letzten Quartal von -2,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal sorgten für eine starke "reale" (um die Preisentwicklung bereinigte) Entwicklung in Japan.

2. Entscheidend für die Aufwärtsrevision des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal war, dass die Investitionen deutlich höher eingestellt wurden: Deren Zuwachsrate wurde von 1,3 % auf 4,7 % nach oben korrigiert. Seit vor etwa einem Jahr der Veröffentlichungstermin für die erste Schätzung des Bruttoinlandsprodukts um einen Monat nach vorne verlegt worden ist, fehlt eine wichtige Unternehmensstatistik zur Investitionstätigkeit. Diese Daten wurde im aktuellen Fall vor einer Woche überraschend positiv gemeldet, sodass die Aufwärtsrevision des Bruttoinlandsprodukts am Tag der Bekanntgabe schließlich trotz ihres Ausmaßes keine Überraschung war. Eine frühere Verfügbarkeit von Konjunkturstatistiken geht eben leider häufig mit einer schlechteren Qualität einher, wodurch Prognoserevisionen nahezu unvermeidlich sind.

3. Man kann sicherlich einige Zweifel an den Daten zur gesamtwirtschaftlichen Aktivität haben. Ein Indiz hierfür ist: Es ist offensichtlich kaum möglich, die Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts für das abgelaufene Quartal bei dessen Erstveröffentlichung annähernd korrekt zu prognostizieren. Besonders deutlich wurde dies in den vergangenen Quartalen, als teilweise erhebliche Vorzeichenfehler bei den Prognosen sogar der in Tokio ansässigen Volkswirte zu beobachten waren. Die realen Zuwachsraten haben alles übertroffen, was man sich vorstellen konnte angesichts der nominalen Stagnation gerade in der ersten Jahreshälfte. So kommt es zu erheblichen Prognoserevisionen. Betrachtet man den Consensus-Forecast und unsere Prognose vom Juli mit einem erwarteten Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts in 2003 um 0,9 %, dann haben die Veröffentlichung des zweiten Quartals, dessen Revision und die parallelen Revisionen früherer Quartale dazu geführt, dass die bisherigen Prognosen Makulatur geworden sind. Wir gehen jetzt von einem BIP-Anstieg in 2003 um 2,5 % gegenüber dem Vorjahr aus. Dass unsere Prognose über das gesamte Jahr hinweg etwas optimistischer war als die Markterwartungen tröstet angesichts der gravierenden Prognoserevisionen zugegebenermaßen nur wenig (siehe Schaubild). Der heute für September veröffentlichte Consensus-Forecast macht einen Sprung auf eine Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts in 2003 von 1,9 %. Es ist fest davon auszugehen, dass im kommenden Monat ein weiterer Sprung nach oben erfolgen wird, wenn auch die jüngsten Aufwärtsrevisionen der amtlichen Statistik in den Prognosen eingearbeitet sein werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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