Japan: Aufwärtsbewegung setzt sich fort
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Der japanische Aktienmarkt präsentierte sich im Juni in freundlich bis fester Verfassung. Insbesondere über weite Strecken positive Vorgaben der NASDAQ, welche die anhaltenden Erholungsbewegungen bei den High-Techs widerspiegeln, konnten den technologieorientierten Nikkei-Index in besonderem Maße beflügeln. Darüber hinaus waren es aber auch nach Monaten der Abwesenheit wieder Nettokäufe ausländischer Investoren, welche die japanische Börse stützten. Besser als erwartete Wirtschaftsdaten wie etwa die jüngst veröffentlichten Angaben zur Industrieproduktion dürften mit dazu beigetragen haben, dass sich die Stimmung der Anleger wieder pro Japan verbessert hat. Zudem verstärkten die Konjunkturhoffnungen in den USA Erwartungen, dass auch die japanische Wirtschaft wieder Fuß fassen kann. Der zuletzt gegenüber dem US-Dollar nachgebende Yen stützte ebenfalls das Geschehen, da eine schwächere Währung die Exportindustrie des Landes entlastet. Insbesondere Automobilhersteller sahen sich hierdurch begünstigt, denn ein Großteil ihrer Produktion ist für den amerikanischen Markt bestimmt. Darüber hinaus wurden sie von Anlegern als große zyklische und liquide Werte mit erfreulichem Gewinnwachstum und attraktiven Bewertungen nachgefragt. In diese Kategorie fallen auch Titel aus den Bereichen Maschinenbau und Eisen, die ebenfalls eine positive Monatsbilanz ziehen konnten. Eine weitere, vom Markt favorisierte Branche war der Bankensektor. Zum einen hatte die Bank of Japan bekräftigt, Gelder für Not leidende Kredite bereitzustellen, zum anderen wirkte sich die im Vormonat von der Regierung angekündigte Rettungsaktion für Resona Holdings, dem fünftgrößten Kreditinstitut des Landes, weiterhin positiv aus. Auf der Verliererseite standen hingegen defensive Werte etwa aus den Bereichen Pharma, Nahrungsmittel und Versorgung, welche in Zeiten einer möglicherweise bevorstehenden Konjunkturbelebung eher gemieden werden. Der Nikkei-Index notierte zuletzt bei rund 9083 Zählern, was gegenüber dem Vormonatsultimo einem Zuwachs von knapp acht Prozent entsprach.
Nach wie vor Chancen auf positive Kursentwicklung gegeben: Angesichts der in den letzten beiden Monaten gesehenen kräftigen Kurssteigerungen scheint der japanische Aktienmarkt derzeit etwas überkauft, was kurzfristig zu leichten Kursrückschlägen führen kann. Allerdings besteht weiterhin Nachholpotenzial, denn die japanische Börse hat sich seit ihrem Tiefstand Ende April mit etwa 19 Prozent gemessen am Nikkei-Index nicht in dem Ausmaß erholt wie beispielsweise der DAX, welcher seit seinem mehrjährigen Tief im März um rund 46 Prozent zulegen konnte. Darüber hinaus scheint die konjunkturelle Situation des Landes besser als von vielen Marktteilnehmern zunächst befürchtet, was das Marktgeschehen ebenfalls stützen dürfte und möglicherweise auf eine zyklische Erholung hindeutet. Dies könnte sich als äußerst positive Überraschung erweisen, da Investoren bei weitem noch nicht die Möglichkeit ins Auge gefasst haben, dass die japanische Wirtschaft vielleicht früher als ihr europäisches Pendant Zeichen der Belebung aufweist. Auch aus dem Bankensektor sind derzeit keine Störfeuer zu erwarten, nachdem der Resona-Schock überwunden ist und Investoren die Maßnahmen der Regierung zur Bewältigung des Problems gutheißen. Darüber hinaus wirken sich die angekündigten Aktienrückkaufprogramme der Unternehmen positiv auf die Stimmungslage aus. Allerdings könnten im Juli und August die Bestandsauflösungen der Pensionsfonds, welche bereits im Vorfeld sicherstellen wollen, dass sie ihren später im Jahr anfallenden Verpflichtungen gegenüber dem Staat nachkommen können, wieder aufflammen und die Börsenentwicklung vorübergehend beeinträchtigen. Ende September müssen diese Verkäufe allerdings abgeschlossen sein. Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass sich das Sentiment an der japanischen Börse gebessert hat, wobei auch die Risikobereitschaft, beispielsweise Investitionen in eher spekulative Werte zu tätigen, etwas gestiegen ist. Generell allerdings bevorzugen Anleger derzeit Aktien von Unternehmen, die über Gewinnerholungen bzw. solide Ertragsperspektiven berichten können. Während wir vor diesem Hintergrund sich bietende Chancen durchaus nutzen würden, raten wir jedoch von einem zu aggressiven Vorgehen ab. So ist das Umfeld für japanische Aktien weiterhin von zahlreichen Schwierigkeiten, allen voran den noch bestehenden konjunkturellen Problemen, den deflationären Tendenzen sowie der Bankenmisere gekennzeichnet.
Quelle: Union Investment
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