Kommentar
11:25 Uhr, 30.01.2004

Japan: Arbeitsmarktdaten überraschen positiv

1. Der nationale Verbraucherpreisindex ist im Dezember (saisonbereinigt) gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben. Gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres fielen die Preise um 0,4 %. Die Kerninflationsrate ohne die Komponente frische Lebensmittel blieb im Vormonats- wie im Vorjahresvergleich konstant bei 0,0 %. Die weiter mit über 6 % unter dem Niveau von Dezember 2002 liegenden Preise für frische Lebensmittel waren der größte Preisdämpfer im Vorjahresvergleich.

2. Für den Großraum Tokio liegen bereits Verbraucherpreisdaten für den Januar vor. Dort fiel der Gesamtindex um 0,3 % mom und 0,6 % yoy. Auch hier waren wieder die Lebensmittel für den Großteil des Rückgangs verantwortlich. Der Kernindex ohne diese volatile Komponenten fiel lediglich um 0,2 % mom und 0,3 % yoy.

3. Die einzelnen Komponenten im Vergleich. Nichtsaisonbereinigt stiegen die Preise in vier Komponenten: Die Kosten für Gesundheitsausgaben legten um 3,6 % yoy zu, die für Heizung, Strom, Wasser um 0,7 % yoy und die für Bildung um 0,4 % yoy. Zudem stiegen auch die Preise für Güter und Dienstleistungen im Bereich "Sonstiges" (1,7 % yoy). Dagegen fielen die Preise für Wohnungsnutzung (mit rund 26 % ein Schwergewicht im Verbraucherpreisindex) um 0,1 % yoy. Möbel und Haushaltswaren (-3,0 % yoy) als auch Schuhe und Bekleidung (-1,3 % yoy) verbilligten sich ebenfalls im Vorjahresvergleich deutlich. Die Preise für frische Lebensmittel verzeichneten im Vergleich zum Vormonat einen Anstieg, verbilligten sich aber um 6,6 % im Vorjahresvergleich.

4. Die japanische Notenbank hat auf ihrer Sitzung vom 19. und 20. Januar wie von uns erwartet die Liquiditätsbereitstellung an das Finanzsystem von 27-32 Bio. Yen auf 27-35 Bio. Yen erhöht. Damit hat die Zentralbank zusätzliche Mittel zur Verfügung, um den Auswirkungen des aufwertenden Yen zu begegnen. Das monatliche Volumen der Ankäufe von Staatsanleihen blieb unverändert. Zudem hat sie die Bedingungen, die sie an den Ankauf von forderungsbesicherten Wertpapieren (Asset-Backed Securities) knüpft, erleichtert. Auf diesem Wege soll kleinen Unternehmen Fremdkapital zur Verfügung gestellt werden, das sie derzeit von den Geschäftsbanken nicht erhalten. Darüber hinaus sieht sie in ihrem Monatsbericht die Wirtschaft in einer allmählichen Erholung: Die Exporte steigen, die Investitionen legen zu und infolge dessen auch die Industrieproduktion. Zudem sei der Rückgang der Haushaltseinkommen fast zum Stillstand gekommen. Die Zentralbank sieht den derzeitigen Konjunktur- und Preisverlauf im Rahmen der Erwartungen, die sie im Oktober veröffentlicht hatte.

5. In ihren letzten Minutes vom 23. Januar hat die BoJ darauf hingewiesen, dass die Verbraucherpreise auch weiter rückläufig sein dürften. Der bis zum Zeitpunkt der Ratssitzung im Dezember beobachtbare Aufwärtstrend bei der Preisentwicklung sei auf temporäre Faktoren, wie den Anstieg bei den Gesundheitskosten und der Tabaksteuer, zurückzuführen. Allerdings dürfte sich die langsam schließende Outputlücke bereits ein wenig auf die Preisentwicklung ausgewirkt haben. Vor dem Hintergrund dieser Einschätzungen erwarten wir frühestens ab der zweiten Jahreshälfte 2005 nachhaltig positive Inflationsraten.

6. Beim Arbeitsmarktbericht für Dezember musste man sich nach dem ersten Blick die Augen reiben. Die Arbeitslosenquote fiel um 0,3 Prozentpunkte auf 4,9 % (Bloomberg-Umfrage: 5,2 %). Hinzu kommt, dass im Dezember in Japan 410.000 Arbeitsplätze geschaffen wurden. In gleichem Umfang sind noch in den beiden Monaten zuvor Stellen gestrichen worden. Auffällig ist die unterschiedliche Entwicklung bei kleinen und großen Unternehmen, denn bei Unternehmen mit bis zu 29 Mitarbeitern ging die Beschäftigung um 140.000 Personen zurück. Es bestätigt sich auch beim Blick auf die Arbeitsmarktdaten, dass es den kleinen, stark vom Binnenmarkt abhängigen Unternehmen schlechter geht als den großen Firmen, die die positiven Effekte der günstigen Auslandsnachfrage spüren. Den Arbeitsplatzaufbau im Dezember führen wir zu einem guten Teil auf Probleme bei der Saisonbereinigung zurück, denn im Dezember gab es an anderer Stelle eine Reihe von schlechteren Konjunkturdaten: Die Industrieproduktion und die Konsumausgaben waren beispielsweise rückläufig. Vor diesem Hintergrund können wir keine Trendwende bei dem seit Mitte 1997 erkennbaren Personalabbau in den japanischen Unternehmen ausmachen. Seither führt die Restrukturierung in den Unternehmen zu ernsthaften Anpassungen der Kapazitäten. Kurzfristig werden demnach vom Arbeitsmarkt keine spürbaren positiven Impulse für den privaten Konsum ausgehen, anders als wir es beispielsweise für die Vereinigten Staaten in zunehmendem Maße erwarten können. Berücksichtigt man jedoch die in den Neunzigerjahren aufgebauten Überkapazitäten beim Personal, dann handelt es sich um eine notwendige Bereinigung, die mittelfristig die Manövrierfähigkeit der japanischen Unternehmen sowie deren Gewinnaussichten erhöhen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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