Japan: Achter BIP-Anstieg in Folge überrascht
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1. Das Bruttoinlandsprodukt ist in Japan im ersten Quartal nach vorläufigen Angaben noch stärker als erwartet um 1,4 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen (Bloomberg-Umfrage: 0,9 %; DekaBank: 0,8 %). Mit dem achten Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktion in Folge erlebt Japan eine schon fast ungewöhnlich lange Expansionsphase. Hinzu kommt die Stärke der konjunkturellen Belebung, denn mit einem annualisierten Anstieg von 5,6 % wurde das Wachstum in den Vereinigten Staaten (4,2 %) klar in den Schatten gestellt. Wie schon in den letzten Quartalen blendet die "reale" Sicht, denn der starke Produktionsanstieg ist einmal mehr dem rückläufigen Preisniveau geschuldet, der BIP-Deflator unterschreitet seinen Vorjahresstand erheblich um 2,6 %. Immerhin gab es auch "nominal" (in laufenden Preisen) einen deutlichen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 % gegenüber dem Vorquartal.
2. Hinsichtlich der treibenden Kräfte im ersten Quartal zeigt sich ein recht ausgewogenes Bild: Sowohl der private Konsum als auch die gewerblichen Investitionen und die Nettoexporte lieferten maßgebliche Wachstumsbeiträge. Sicherlich bleibt die Abhängigkeit von der Auslandsnachfrage hoch. Der Anstieg der Exporte fiel mit 3,9 % qoq abermals sehr kräftig aus. Angesichts der weniger stark erhöhten Importe konnte der Außenbeitrag einen spürbaren positiven Wachstumsbeitrag von 0,3 Prozentpunkten liefern. Bislang wird die Yen- Aufwertung von der kräftigen Konjunktur in den Exportmärkten überkompensiert. Unerwartet kräftig war der Zuwachs beim privaten Konsum (1,0 % qoq), der aufgrund seines großen Gewichts am Bruttoinlandsprodukt von etwa 55 % immerhin einen Wachstumsbeitrag von 0,5 Prozentpunkten generiert hat. Bei den gewerblichen Investitionen war man allerdings eher auf einen mäßigen Zuwachs eingestellt, das Plus um 2,4 % qoq war vor diesem Hintergrund sehr erfreulich. Die Perspektiven für die Investitionstätigkeit sind angesichts der zuletzt eher enttäuschenden Auftragseingänge freilich gedämpfter.
3. Was bedeutet dies für unsere Prognose? Wie üblich wurden die vorangegangenen Quartale revidiert, und zwar die letzten drei Quartale 2003 zum Teil spürbar nach oben. Da aber das erste Quartal 2003 noch deutlicher nach unten gesetzt worden ist, betrug die jahresdurchschnittliche Veränderung des Bruttoinlandsprodukts 2003 "nur noch" 2,5 % nach bisher gemeldeten 2,7 %. Insgesamt ergibt sich bei unserer Prognose für die japanische Volkswirtschaft Revisionsbedarf, der aus dem höheren statistischen Überhang für das Jahr 2004 (1,9 % nach zuvor 1,8 %) und aus der positiven Überraschung mit der heutigen Datenveröffentlichung für das erste Quartal 2004 resultiert. Bereits ohne die heutigen Daten hätten wir unsere Prognose nach oben genommen, da sich der BIP-Deflator mit seinen negativen Veränderungsraten wie eine "Wachstumspeitsche für die reale Rechnung" erweist, und dies stärker als wir es bisher eingestellt hatten. Wir werden die heuten Daten in die Rundrechnung einfließen lassen und vermutlich einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in Richtung 4 % für dieses Jahr als neue Prognose erhalten. Im letzten Monat hatte uns der Consensus-Forecast in unserem Optimismus eingeholt und ebenfalls einen Zuwachs von 3,0 % erwartet. Wir werden uns jetzt wieder klar oberhalb des Consensus positionieren, der im Mai bei 3,1 % steht. Unser Konjunkturszenario bleibt grundsätzlich unverändert: Die gesamtwirtschaftliche Aufwärtsentwicklung wird sich fortsetzen, wenn auch in der zweiten Jahreshälfte mit einer etwas nachlassenden weltwirtschaftlichen Dynamik und einer Aufwertung des Yen die Impulse von der Auslandsnachfrage abebben werden und somit die Konjunktur in Japan dann etwas an Schwung verliert.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 131 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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