Jack White: Boden anscheinend gefunden
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Wenn Sie sich die 2006er Zahlen der Jack White Productions AG näher betrachten, drängen sich zwei Schlussfolgerungen auf: Es ist erstens schlimm gekommen – aber zweitens letztendlich doch nicht so schlimm wie man nach den Vorab-Horror-News hätte erwarten können. Zunächst zu den Facts: Der 2006er Konzernumsatz hat sich von 23,3 auf 11,7 Mio. EUR praktisch halbiert. Der Jahresfehlbetrag steht mit -8,1 (i.V. +3,3) Mio. EUR in Büchern.
Selbst JWP-Vorstand Thomas Stein blieb da nichts anderes übrig, als 2006 als Horror-Jahr zu bezeichnen. Die Tochtergesellschaft VI Music LLC in Puerto Rico schwächelte, sogar das Deutschland-Geschäft blieb hinter den Erwartungen zurück, und bei der amerikanischen HoT JWP Music Inc. in Miami tat sich ein Riesenloch auf, so groß, dass man einen 35%-Anteil an einen schweizer Investor abgab und die Tochter seit 30.6. entkonsolidiert ist (jetziger JWP-Anteil: 48,3%) und At-Equity einbezogen wird.
Bei HoT JWP gab es offensichtlich Rückläufe in erheblicher Höhe, die vom amerikanischen Management nicht verbucht wurden. Dadurch wurden hohe Umsätze ausgewiesen, die aber so letztendlich nicht stattfanden. Jetzt stellt sich die Frage: War das (Betrugs-)Absicht, oder nur Schludrigkeit des US-Managements? »Aus diesem Grund«, erklärt Stein gegenüber BetaFaktor.de, »haben wir die Untersuchungen zu Beginn des Jahres 2007 sogar noch ausgeweitet und prüfen neben der genauen Schadenshöhe nun auch die Verfolgung von Ersatzansprüchen und die Verantwortlichkeit von Organmitgliedern.« Stein betont ausdrücklich, dass man in die 2006er Bilanzen alles an Vorsorge hineingepackt habe was möglich war: »Da kann uns jetzt nichts mehr überraschen.«
Und damit kommen wir zu einem interessanten Punkt: Der Jahresfehlbetrag ist zwar hoch – aber große Teile davon sind Bilanzverluste und nicht liquiditätswirksam. JWP steht also finanziell nicht mit dem Rücken zur Wand. Allerdings, um nun nach der harten Landung wieder durchstarten zu können, fehlen freilich schon diverse Mittel. Stein denkt daran, sich von der Tochter Transcontinent Musikverlag GmbH zu trennen. Das Unternehmen spülte letztes Jahr 390.000 EUR Gewinn in die Kassen, und steht auf soliden Beinen. »Uns liegen bereits eine Reihe von hochkarätigen Angeboten vor«, sagt Stein. Er trennt sich zwar voraussichtlich schweren Herzens von der Tochter. Aber eine Kapitalerhöhung auf diesem Kursniveau will Stein noch viel weniger durchziehen: »Dann verschleudern wir uns ja wirklich.«
Der JWP-Lenker schaut nämlich wieder nach vorne. So wurden vor wenigen Tagen 51% an der Berliner Gesellschaft 313 MUSIC erworben. Hier ist u.a. der Ex-Spice-Girl Melanie C unter Vertrag, die gerade ein fulminantes Comeback feiert. Der Kauf ist ein Schritt von Stein hin zu seinem erklärten Ziel, den Marktanteil von JWP in Deutschland von 1% auf 5% zu steigern. Auch mit dem bestehenden Künstler-Repertoire der JWP AG wurden für 2007 zahlreiche Veröffentlichungen vorbereitet. Dazu gehört das neue Album von Hansi Hinterseer, das bereits auf dem Markt ist und nach nur zwei Verkaufstagen Goldstatus in Österreich erreichte. Im Jahresverlauf sind zwei weitere Veröffentlichungen mit dem Volksmusikstar geplant sowie CDs von Die Firma und weiteren Künstlern. Das neue Album von DSDS-Star ELLI wird JWP über das Label Hitch-Records veröffentlichen, mit dem eine Exklusivvereinbarung getroffen wurde.
Kurzfristig ist JWP kein Muss. Ein Einstieg stellt sich indes neu je nachdem, wie Transcontinent verkauft werden konnte. Sollte Stein sogar das Kunststück gelingen, evtl. eine Fremdfinanzierung aufzutreiben und die Tochter zu behalten, würde uns das besser gefallen. Fazit: Bodenbildung beobachten.
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