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09:55 Uhr, 23.04.2024

IWH: Chinesische Massenimporte stärken extreme Parteien

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die stark erhöhte Einfuhr chinesischer Waren in den Jahren von 2000 bis 2007 hat in Europa den wirtschaftlichen Wettbewerb verschärft und sich laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) auf unterschiedliche Arten in Wahlergebnissen niedergeschlagen. Kurzfristig profitierten demnach links-extreme Parteien, zu denen Politikwissenschaftler beispielsweise Die Linke in Deutschland oder Syriza in Griechenland zählten. Offenbar habe der Wunsch nach sozialer Absicherung in der kurzen Frist eine wichtige Rolle gespielt. Langfristig jedoch konnten demnach populistische und rechtsextreme Parteien dort Stimmenzuwächse verzeichnen, wo die Importzuwächse am stärksten waren.

"Wähler verloren anscheinend das Vertrauen in den Sozialstaat und suchten Schutz im Protektionismus", so das IWH. Die Untersuchung zeige auch, dass in Regionen, die von dem Importschock stark getroffen wurden, rechte Parteien schon vorher hohe Stimmenanteile erhalten hätten. "Der internationale Wettbewerb hat vielen Menschen mehr Wohlstand gebracht und zugleich die politischen Ränder in Europa gestärkt", sagte Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität, der die Studie zusammen mit Annika Backes verfasst hat. "Aber die Globalisierung ist nicht der Hauptgrund für den allgemeinen Rechtsruck."

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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