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10:13 Uhr, 04.03.2024

IW: Zweite Trump-Ära kostet deutsche Wirtschaft bis zu 150 Mrd Euro

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Würde Donald Trump ein zweites Mal US-Präsident, hätte das nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft. Seine geplanten Zölle auf Importe könnten über eine vierjährige Amtszeit gerechnet insgesamt einen Verlust von bis zu 150 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft bedeuten, zeigt eine neue Studie des IW, wie das Institut mitteilte.

Im Falle einer erneuten Präsidentschaft erwäge Trump, einen Mindestzoll von 10 Prozent für Importe aus allen Ländern und für chinesische Einfuhren sogar von 60 Prozent zu erheben. "Besonders für deutsche Unternehmen, die in die USA exportieren, wäre das ein schwerer Schlag - schließlich zählen die USA vor allem für die Automobilindustrie, aber auch für viele andere Branchen zu den wichtigsten Handelspartnern", betonte das arbeitgebernahe Institut.

Wie sich die Zollerhöhung auf die Wirtschaft in den USA, Europa und Deutschland auswirken würde, hat das IW laut den Angaben in einer Simulation geschätzt. Der BIP-Verlust in Deutschland würde sich über die gesamte Amtszeit Trumps gerechnet voraussichtlich auf mehr als 120 Milliarden Euro belaufen. Für den Fall, dass sich China gegen diese Handelspolitik der USA wehrt und die Zölle für US-Importe seinerseits um 40 Prozentpunkte erhöht, würde das die deutsche Wirtschaft voraussichtlich 150 Milliarden Euro kosten. Dahinter steht vor allem, dass der Zollschock auch den Welthandel dämpfen würde und dass hierzulande neben den Exporten auch die privaten Investitionen sinken würden.

"Die EU muss dringend handeln", forderten die Ökonomen. Die verbleibende Amtszeit von US-Präsident Joe Biden sollte die EU nutzen, um die Handelsbeziehungen mit den USA durch Abkommen über Stahl und kritische Rohstoffe auf eine beständigere Grundlage zu stellen. Auch die Androhung von Gegenmaßnahmen könnte eine Möglichkeit sein, um Trump von den Zollerhöhungen abzuhalten. Schließlich brauche die EU weitere Freihandelsabkommen, etwa mit Australien, den Mercosur-Staaten, Indonesien oder Indien. Nur so könne sie die Folgen einer protektionistischen Handelspolitik der USA abmildern, erklärte das IW.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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