IW: Deutsches BIP sinkt 2023 und 2024 um je 0,5 Prozent
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BERLIN (Dow Jones) - Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) erwartet für dieses und das kommende Jahr eine Schrumpfung der deutschen Wirtschaft. Die wirtschaftliche Erholung werde sich wegen der schlechten Rahmenbedingungen und des Haushaltsstreits nicht im kommenden Jahr einstellen, so die IW-Ökonomen. In seiner neuen Prognose bekräftigte das Institut seine Schätzung, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 um 0,5 Prozent zurückgehen wird. Im kommenden Jahr dürfte das BIP um "fast" 0,5 Prozent schrumpfen, so die neue Prognose. Im schlimmsten Fall sei sogar ein Rückgang von 1 Prozent möglich.
Besonders der Streit um den Bundeshaushalt verunsichere die Unternehmen und viele stellten ihre Investitionsentscheidungen erst einmal zurück, so das IW. Auch bleibe das deutsche Exportmodell in der Krise.
"Die Bundesregierung hat sich in diesem Jahr als regelrechte Konjunkturbremse bewiesen", sagt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. Die finanzpolitische Unsicherheit belaste die Unternehmen. "Wir brauchen eine schnelle Lösung für das finanzpolitische Chaos. Wichtige Investitionen dürfen nicht auf der Strecke bleiben."
IW-Direktor Michael Hüther forderte, dass die Koalition finanzpolitische Handlungsfähigkeit beweisen müsse. Denn die deutsche Wirtschaft sei zwingend auf Investitionsimpulse angewiesen. "Kurzfristig kann ein Sondervermögen, ähnlich dem der Bundeswehr, Abhilfe schaffen, langfristig muss eine Reform der Schuldenbremse auf die Agenda", erklärte Hüther.
Streit und schwacher Welthandel belasten
Für die Prognose haben die IW-Forscher in Modellrechnungen untersucht, wie sich der Streit der Koalition um den Haushalt auf die Konjunktur auswirkt. Demnach fallen Staatsausgaben in Höhe von über 20 Milliarden Euro weg. Das drücke das BIP um rund 0,5 Prozent nach unten.
Zudem bekäme vor allem die Industrie den schwachen Welthandel zu spüren. Die Industrie wird laut IW 2024 im vierten Jahr stagnieren und sie komme bereits seit 2018 kaum von der Stelle. Seit zwei Jahren bekämen die Unternehmen weniger Aufträge aus dem Ausland. Viele hielten sich deshalb mit Investitionen zurück.
Das Institut rechnet zudem angesichts der anhaltend hohen Zinsen mit einem schwachen Jahr 2024 für die Bauwirtschaft. Die Bautätigkeit habe auch 2023 noch unter dem Niveau von 2019 gelegen. "Schuld daran sind vor allem die hohen Bauzinsen und hohe Kosten", so das IW.
In der Dienstleistungswirtschaft dürfte es nach Ansicht der IW-Ökonomen "sachte aufwärts" gehen. Die Inflation wird der Prognose zufolge 2024 nicht mehr über 3 Prozent steigen. Die privaten Haushalte hätten deshalb wieder etwas mehr Geld in der Tasche. Die Arbeitslosigkeit werde im Jahresschnitt voraussichtlich auf 6 Prozent steigen.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/hab
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