IW: Deutsche Wirtschaft stagniert 2024
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat Deutschland für dieses Jahr eine Stagnation seiner Wirtschaftsleistung vorhergesagt. "Deutschland wird die Krise nicht los", erklärte das arbeitgebernahe Wirtschaftsforschungsinstitut. "Frankreich, Italien, Großbritannien, die USA, Japan und China: Sie alle können 2024 mit einem Wachstum ihrer Wirtschaft rechnen. In Deutschland lässt der Aufschwung hingegen auf sich warten." Das IW prognostiziert eine Stagnation des Bruttoinlandsproduktes (BIP) - gegenüber einem Wachstum von 4,5 Prozent für China, 2,0 Prozent für die USA und je 0,75 Prozent für Frankreich und Italien.
Der deutsche Außenhandel sei seit Herbst 2022 rückläufig und habe zuletzt wieder unter dem Niveau von 2019 gelegen. Der Welthandel dürfte nach IW-Prognosen in diesem Jahr wieder wachsen - wenngleich nur um 1 Prozent. Das sollte der exportorientierten deutschen Wirtschaft helfen. "Doch vom globalen Aufschwung kommt hierzulande zunächst nur wenig an", so das IW. Die globale Nachfrage nach Investitionsgütern - einem Kern der deutschen Exportwirtschaft - bleibe wegen der geopolitischen Lage schwach, hieß es zu den Gründen hierfür. Im Maschinenbau gingen die Geschäfte daher zurück.
Zudem sei der deutsche Wirtschaftsstandort teuer. Zwar hätten sich die Energiepreise stabilisiert, sie seien aber immer noch höher als vor der Energiekrise. Die Arbeitskosten seien in den vergangenen beiden Jahren jeweils stark um 5 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sei die Arbeitsproduktivität um 0,1 Prozent pro Jahr zurückgegangen. Die Inflation habe zuletzt wieder eine gesunde Höhe von etwa 2 Prozent erreicht - ob das so bleibe, hänge auch von der Entwicklung der Energiepreise und der Arbeitskosten ab. Damit lasse "die Wende der Geldpolitik auf sich warten". Darunter leide insbesondere die Bauwirtschaft, deren Bruttowertschöpfung auch 2024 fast 10 Prozent unter dem Niveau von 2019 liegen werden.
Die Konjunkturaussichten blieben damit trübe. "Die rückständigen Rahmenbedingungen tragen ihr Übriges dazu bei", monierte das IW. Bürokratie, hohe Steuern und fehlende Investitionsimpulse aus der Politik machten Deutschland im internationalen Wettbewerb unattraktiv. Die Anlageinvestitionen der Unternehmen blieben deshalb schwach und würden 2024 um rund 1,5 Prozent zurückgehen. Zumindest beim privaten Konsum gehe es immerhin aufwärts. Dank der niedrigeren Inflation und insgesamt robusten Arbeitsmarktlage legten die Realeinkommen der privaten Haushalte zu. Ihre Ausgaben stützten die Konjunktur 2024 um einen halben Prozentpunkt.
"Für einen echten Aufschwung reicht das nicht aus", sagte IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. "Neben dem Konsum müssen die Investitionen endlich in die Gänge kommen. Hier haben sich mittlerweile gewaltige Lücken aufgebaut." Dazu brauche es einen angebotspolitischen Anschub, der die Standortbedingungen verbessere. "Wenn sich nichts ändert, verschleudern wir auch weiterhin unser Potenzial", warnte Grömling.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
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