Ist ein Ende des Renditeanstiegs in Sicht?
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Seit Mitte Juni erleben wir einen Richtungswechsel an den Rentenmärkten. In diesem Zeitraum erhöhte sich die Rendite 10jähriger Bundesanleihen um 80 Basispunkte von 3,5 auf 4,3 Prozent. 10jährige US-Treasuries zogen ausgehend vom Tiefpunkt bei 3,2 Prozent in der Spitze sogar um 130 Basispunkte an. Begleitet wurde diese Entwicklung an den Anleihemärkten von einer vorläufigen Umkehr der Euro-Aufwärtsbewegung. Die Gemeinschaftswährung gab nach dem Hoch bei 1,18 US-Dollar zwischenzeitlich 10 Cent ab und notiert gegenwärtig bei 1,11 US-Dollar.
Der von uns im Juli für das dritte Quartal avisierte Zinsanstieg auf 4,25 Prozent bei 10jährigen Bundesanleihen ist damit eingetreten. Mit der von uns ausgesprochenen Empfehlung für Kurzläuferfonds insbesondere UniEuroKapital, UniKapital sowie dem neu aufgelegten UniEuroKapital Corporates und auf Wertsicherung bedachter Fonds wie UniEuroRenta Absolute Return konnten Verluste vermieden bzw. in sehr engen Grenzen gehalten werden.
Die Konjunkturaussichten haben sich seitdem noch weiter verbessert. Insbesondere in den USA deutet alles auf eine kräftige Erholungsbewegung hin. Im dritten Quartal dürfte die Wachstumsrate annualisiert auf rund fünf Prozent ansteigen. Neben dem stabilen Konsumverhalten der Haushalte und der wachsenden Staatsnachfrage nehmen inzwischen auch die Impulse aus der Industrie wieder zu. Alle Frühindikatoren zeigen in die gleiche Richtung nach oben. Positive Signale kommen inzwischen aber auch aus Japan, wo sich neben der exportorientierten Industrie vor allem der private Konsum zu beleben scheint. Für die Eurozone gibt es ebenfalls erste Hoffnungsschimmer. Verbesserte Frühindikatoren zeigen an, dass die Stagnation aus dem ersten Halbjahr überwunden ist und es in der zweiten Jahreshälfte zu einer spürbaren Konjunkturbelebung kommen wird. Selbst in Deutschland, wo die Probleme besonders gravierend sind, weisen die jüngst veröffentlichten Zahlen zur Industrieproduktion und den Auftragseingängen auf einen moderaten Aufwärtstrend hin. Die kräftigen Kurssteigerungen an den Aktienmärkten sprechen hier auch eine deutliche Sprache.
Der prognostizierte Konjunkturaufschwung dürfte mittlerweile jedoch weitgehend in den Anleihepreisen enthalten sein. Bis Jahresende könnte es zwar wegen eines verstärkten Bondangebots sowohl von staatlicher als auch von unternehmerischer Seite ist eine rege Neuemissionstätigkeit angekündigt und bei überraschend guten Konjunkturdaten, die den Aktienmärkten zusätzlich Schub gäben, nochmals zu Renditesteigerungen kommen. Ein abermaliger steiler Anstieg steht uns jedoch nicht bevor. Vorübergehende Ausschläge nach oben auf ein Renditeniveau von 4,5 bis 4,8 Prozent bei 10jährigen Bundesanleihen sind dagegen realistisch. Vor diesem Hintergrund halten wir auch an unserer Empfehlung für Kurzläuferfonds fest.
Das positive Konjunkturumfeld sollte bis ins Jahr 2004 andauern. Im Vorfeld der amerikanischen Präsidentschaftswahlen wird die US-Regierung alles tun, um die Konjunktur am Laufen zu halten. Ein erster Vorgeschmack waren die jüngsten Steuersenkungen, die den privaten Verbrauch zusätzlich ankurbelten. Hinzu kommt eine sehr expansiv ausgerichtete Ausgabenpolitik, die gleichfalls wachstumsstimulierend wirkt. Zusätzlich dürften die Zinsen am kurzen Ende durch die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank noch längere Zeit niedrig gehalten werden.
Den längerfristigen Ausblick für Renten sehen wir wieder in einem freundlicheren Licht. Die US-Konjunkturdynamik wird bei Verringerung der fiskalpolitischen Impulse und angesichts der nach wie vor bestehenden Überkapazitäten in der Industrie vermutlich schon im kommenden Jahr nachlassen. Die Erholung am US-Arbeitsmarkt hinkt der Entwicklung in der übrigen Wirtschaft hinterher, was sich für den Aufschwung noch als Bremsklotz erweisen könnte. Durch das wegen der Steuersenkungspolitik und der explodierenden Kosten im Irak rasant wachsende Defizit im staatlichen Haushalt wird der Spielraum der amerikanischen Regierung für die makroökonomische Wirtschaftsbeeinflussung zunehmend geringer. Im Zusammenspiel mit einem weiter zunehmenden Leistungsbilanzdefizit dürften negative Rückwirkungen auf das Wirtschaftswachstum die Folge sein. Gleichzeitig sollte die Inflationsbelastung gering bleiben, sodass keine Notwendigkeit für einen grundlegenden Wechsel in der Zinspolitik besteht. Speziell die EZB könnte von einem wieder steigenden Euro unterstützt werden vor allem dann, wenn es zu der von den USA angestrebten Aufwertung von chinesischem Renminbi und Japanischem Yen gegenüber dem USD käme. In diesem Fall hätte die Gemeinschaftswährung einen erheblichen Teil der Anpassungslasten im weltweiten Währungsgefüge zu tragen.
Vor diesem Hintergrund scheint ein abermaliges Drehen der Anleihemärkte wahrscheinlich. Dabei ist weiterhin von keiner Abkopplung des europäischen vom amerikanischen Bondmarkt auszugehen. Dem richtigen Einstiegszeitpunkt kommt damit eine wichtige Rolle zu, da die Märkte die fundamentalen Entwicklungen in der Regel schon mehrere Monate vorwegnehmen. Langfristig orientierten Anlegern ist deshalb auch zu raten, an ihren Fonds festzuhalten und temporäre Verluste notfalls hinzunehmen, um den richtigen Einstieg nicht zu verpassen. Kurzfristiges Switchen ist angesichts der schwierigen Prognostizierbarkeit des Zeitpunkts der neuerlichen Trendwende keine geeignete Strategie.
Fazit:
Die Zinserhöhungsphase ist zwar noch nicht ganz abgeschlossen, größere Renditesteigerungen sind in 2003 jedoch nicht mehr zu erwarten. Ausschläge nach oben dürften den Bereich 4,5 bis 4,8 Prozent bei zehnjährigen Bundesanleihen kaum übersteigen.
Dieser Trend dürfte in Abhängigkeit von der Konjunkturentwicklung bis ins kommende Jahr reichen.
Auf längere Sicht sehen wir für die Rentenmärkte angesichts einer wieder nachlassenden Konjunkturdynamik, geringer Inflation und niedriger Zinsen am kurzen Ende wieder ein besseres Umfeld.
Empfehlung:
Vorerst Übergewichtung kürzerer Laufzeiten beibehalten. Hier sehen wir zurzeit noch das beste Verhältnis von Chancen und Risiken.
Bestehende Positionen in länger laufenden Anleihen behalten, da einerseits das Rückschlagpotenzial inzwischen begrenzt erscheint und andererseits die längerfristigen Chancen sich wieder verbessern.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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