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18:33 Uhr, 04.10.2002

Irakkrieg: Analysten spielen Szenarien durch

Eine Entscheidung über eine militärische Intervention im Irak steht im US-Kongress kurz bevor. Analysten bewerten die Folgen eines solchen Krieges als nicht vorhersehbar.

Einige Wirtschaftswissenschaftler haben bereits ihre Prognosen für Wirtschaftswachstum für Ende des Jahres und Anfang des nächsten Jahres gesenkt. Ein schneller und erfolgreicher Krieg gegen den Irak und eine schnelle Auflösung des Konfliktes könnte der Wirtschaft allerdings in der zweiten Jahreshälfte helfen, sagen sie.

"Im Golfkrieg, bzw. sobald wir damals wussten, dass es einen Krieg geben wird, sind die Ölpreise und Aktienkurse gefallen. Das ist der Orientierungspunkt. Das ist, was wir auch dieses Mal erwarten," sagt Peter Garber, globaler Stratege bei der Deutschen Bank.

"Die maximalen Auswirkungen wird es im vierten Quartal bezüglich der Effekte der Unsicherheit geben, die jeden erstarren lassen wird. Im ersten Quartal, sobald es geschieht, erwarten wir einen dramatischen Anstieg," fügt Garber hinzu.

Aber diese kurzfristig-negativ, langfristig-positiv Szenarien haben ein Problem: Sie berechnen zuviele Unsicherheitsfaktoren mit ein und sind bestenfalls gut unterrichtete Schätzungen dessen, was niemand voraussehen kann, sagen einige.

"Es ist fast unmöglich, die Unsicherheit in Dollars zu bewerten," so Randell Moore, Editor des viel beachteten Blue Chip Economic Forecasters Newsletter.

"Wann wird es beginnen? Wie lange wird es dauern? Wir gewinnen im Irak, aber wie lange werden unsere Truppen da unten bleiben? Das sind solche Unabwägbarkeiten. Zwei Wochen nach Beginn kann man vielleicht damit anfangen, die Auswirkungen zu analysieren," fügt Moore hinzu.

Merrill Lynch, Lehman Brothers und die UBS Warburg haben angesichts des drohenden Irakkrieges ihre Wachstumsprognosen für das vierte Quartal gesenkt, aber die negativen Wirkungen werden hauptsächlich auf das vierte und das erste Quartal beschränkt bleiben, sofern der Krieg nur kurze Zeit dauern wird, hieß es.

"Diese Vorbereitungen sind ein weiterer Widerstand für die schon lahme US Konjunkturerholung," sagt Lehman in einer Research Niederschrift. "Aber eine Wiederholung der 1990-1991 Rezession ist unwahrscheinlich."

Die Zahl der Ölquellen, die durch den Krieg als Öllieferant ausfallen könnten, seien weit geringer als noch 1990 und könnten durch andere Quellen ersetzt werden. Darüber hinaus wird ein Krieg gegen den Irak nicht als Überraschung auftauchen, wodurch die Wirtschaft eher im Stande sei, einen Ölschock zu vermeiden, so Lehman.

Andere Volkswirte hingegen sind nicht so zuversichtlich und warnen davor, dass sich das Vertrauen der Unternehmen und Verbraucher weiter eintrüben könnte. Ein weiterer Schock auf das Vertrauen könnte die Wirtschaft in einer Rezession stürzen.

Im zweiten Teil erfahren Sie mehr über jene warnenden Stimmen, die durch den Irakkrieg ein Double Dip Szenario in den USA erwarten.

[Link "Teil II > > >" auf www.boerse-go.de/... nicht mehr verfügbar]

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