Investor2000 45/00
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Sehr geehrte Anleger und Anlegerinnen
" Nasdaq auf Jahrestief ". Der "Wiedereinstieg" in die Börse hätte wohl kaum schlechter ausfallen können. Nach unserer "auferzwungenen" Pause, ist dies wohl so ziemlich das letzte was wir uns gewünscht haben um in Richtung Jahresende zu gehen. Besonders kritisch gestaltet sich die Situation das einige unserer Werte ausgestoppt wurden, wir aber aufgrund der bereits in
der Info kurz erwähnten Probleme, nicht darauf reagieren konnten und somit mit vollem Depot in der Korrektur sitzen. Betroffen wurden hiervon die
Aktien von SAP, Analog Devices, Critical Path, Inktomi und JDS Uniphase.
Um dieses Problem in Zukunft zu vermeiden, haben wir uns entschlossen in unserem Depot eine weitere Spalte aufzunehmen, mit den von uns errechneten Stopkursen. Diese werden wöchentlich zusammen mit unserem Depot aktualisiert
und geben Richtkurse an, die bei einem deutlichen unterschreiten (2-3 % auf Schlusskursbasis) zu einem Verkauf genutzt werden sollten.
Dies führte u.a. dazu das wir uns aktuell mit in einer gänzlich anderen Situation konfrontiert sehen. Während ein Verkauf der oben genannten
Positionen ein grossteil der Verluste begrenzt hätte, gilt es nun die aktuelle Lage zu analysieren bzw. zu überlegen wie weiter vorzugehen ist. Problematisch gestaltet sich weiterhin, das uns die normalerweise nun zur
Verfügung stehende Liquidität gänzlich fehlt.
Betrachtet man das Depot im Ganzen, so stehen wir aktuell bei einem Minus von 3,2 %. Sicherlich kein Anlass zur Freude. Sieht man sich die zugrunde liegenden Indizes wie Nasdaq (-25 %) und Nemax (-20 %) an, liegen wir zwar besser als der Markt, dies ist allerdings nur ein kleiner Trost. Im langfristigen Betrachtungszeitraum fällt dies nur wenig ins Gewicht, würde unsere Performance von durchschnittlichen 90 % pro Jahr allerdings deutlich reduzieren, würden wir auf diesem Niveau bis Jahresende verharren. Doch noch ist es nicht so weit und damit zum Aktienmarkt und zum Ausblick..
Während es in der Vorwoche noch recht positiv aussah, kam es im Zuge der US-Wahlen und der noch immer bestehenden Unklarheit über deren Ausgang zu
deutlichen Verlusten. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig, jedoch sehr schwer zu analysieren. Während der grossteil der Anleger die Präsidentenwahl dafür verantwortlich macht, gehen andere von diversen negativen Unternehmensnachrichten aus, die auf die Märkte eintrafen und den technologielastigen Index Nasdaq auf Jahrestief schickten. Hier war es zum
einen 24/7 Media oder der Internetwerbevermarkter Engage, der durch schlechte Quartalszahlen und Ausblick den ganzen Internetsektor gen Süden
schickten. Als Tochter des Internetinkubators CMGI wurden auch gleich die ganz großen Werte mit in den Abwärtssog gerissen was zusätzlich belastete.
Verstärkend wirkte dann auch noch der schlechte Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr des Computerriesen Dell, der abermals die zukünftigen
Erwartungen reduzierte. Dies wirkte wie ein Magnet. Weniger PC's, gleich weniger Chips, gleich reduzierte Menge an Internetnutzer, gleich reduzierte Gewinnaussichten, gleich .....
Denn Rest kann man sich denken.
Der Rückgang des Nasdaq ist vielmehr ein Teil von beiden Szenarien. Die offene Präsidentenwahl und die schlechten Nachrichten einiger Unternehmen.
Denn nichts hasst die Börse mehr als Ungewissheit. Doch wie wird es nun weiter gehen??
Eine Frage die sicherlich viele bewegt. Rein optisch betrachtet sehen wir deutlich mehr negativen Zeichen als positive. So z.b. das Unterschreiten der letzten Tiefpunkte bei 3074, das Drehen des 200-Tage Durchschnitt nach unten
als auch die erwähnte ungewisse Lage. Doch wie so oft übertreiben die Börsen wieder einmal. Während es im Frühjahr nach oben war, ist es diesmal nach unten. In diesem Fall gibt es nur eines, nach vorne zu schauen und sich der Fakten klar zu machen. Denn eines ist sicher, ob nun diese Woche oder nächste, die USA wird bald einen neuen
Präsidenten haben. Auch die Unternehmensdaten sind lange nicht so schlecht wie vielerorts behauptet. Zu guter letzt ist auch das für
Internetunternehmen umsatzstarke letzte Quartal in vollem Gange, das die nächsten Quartalsergebnisse maßgeblich beeinflussen sollte. Denn Wachstumsraten von 20 %, für einen Riesen wie Dell, sind weiterhin vom
feinsten, selbst wenn diese in Zukunft nur 15 % betragen sollten, wovon derzeit nicht auszugehen ist.
Zu denken sollte einem auch geben, das Dell zwar die Erwartungen des letzten Quartals reduziert hat, Microsoft diese aber übertroffen hat. An wen
verkauft also Microsoft, wenn doch Dell die Erwartungen reduziert hat?? Irgendetwas passt hier anscheinend nicht zusammen. Vielmehr dürfte es sich hier um ein Unternehmspezifisches Problem handeln wie z.b. auch bei Intel, als viel mehr den Gesamtmarkt zu repräsentieren. Ein verschieben von Marktanteilen dürfte wohl die plausibelste Erklärung sein, wie auch die Zahlen von AMD bewiesen haben.
Auch bei der anschließenden Betrachtung unserer Depotwerte, gibt es bis auf wenige Ausnahmen, von den Quartalszahlen keine negative Überraschungen.
Sollte sich all dies in den Köpfen der Anleger breit machen, ist eine schnelle Trendwende unausweichlich, wobei die Shortseller im Markt den Trend noch verstärken werden. Wann dies sein wird, ist daher die alles entscheidende Frage. Denn noch immer sind die Märkte verunsichert und haben mit ungewissen Fragen zu kämpfen. Dies lässt auch von der kommenden Woche nichts gutes erwarten, wobei eine technische Reaktion zu erwarten ist. Doch nun zu unseren Depotwerten...
Depotentwicklung:
Uneingeschränkt positiv präsentiert sich uns Biotechnologiewert Abgenix. Die "Krise" an den Finanzmärkten beeindruckt diesen Wert anscheinend überhaupt nicht. Erst diese Woche wurde ein neues All-Time-High markiert das bei 107,- Euro lag. Zwar lagen die letzten Quartalszahlen minimal unter den Erwartungen der Analysten, die weiteren Aussichten sind jedoch durchaus positiv. Während
im Vorjahresquartal noch 1,3 Mio.U$ Verlust ausgewiesen wurden, erreichte Abgenix einen Gewinn von 1,5 Mio.U$ oder 0,02 U$ pro Aktie. Verwirrend erscheinen mag eventuell die Veröffentlichung von Abgenix, nicht über mehrere Jahre hindurch profitabel zu sein. Dies resultiert daraus, das Lizenzzahlungen und Meilensteinpayments von Quartal zu Quartal variieren und nicht konstant als Einnahmen verbucht werden können.
Etwas differenzierter zu betrachten ist die Entwicklung von AMD. Zwar liegt auch dieser Wert wie manch anderer im Minus, die aktuelle Bewertung begrenzt den Spielraum nach unten deutlich. Vor allem die Tatsache das AMD
anscheinend immer mehr Marktanteile von Erzrivale Intel hinzugewinnt, macht das Investment in AMD reizvoll. Denn während Intel lediglich die reduzierten Schätzung erreichte, konnte AMD deutlich zulegen und ist im Prozessorbereich
bis Jahresende quasi ausverkauft. Mit einem KGV von 8, Intel 25, spiegelt der Kurs das innovative Potential in keinem Fall wieder. Selbst eine
minimale Annäherung der Bewertung auf ein KGV von 16, bedeutet ein Potential von 100 %. Momentan herrscht allerdings noch Skepsis, was Chips betrifft. Die oben erwähnte Problematik mit Dell betraf den ganzen Sektor und scherte zu
unrecht alle Chipwerte über einen Kamm.
So auch unseren Spezialisten Analog Devices, der ebenfalls deutlich nachgab und in die Problematik des Stopkurses geriet. Rechnerisch betrachtet, lag
dieser bei rund 80 Euro, also 60 % höher als aktuell. Auf derzeitigem Niveau, 52,- Euro, scheint ein Verkauf wenig sinnvoll. Bereits die letzten
Quartalszahlen brachten eine deutlich positive Überraschung und ließen die Aktie auf Höchstkurs steigen. Da bereits vor einigen Wochen seitens des
Vorstandes bei Interviews für 2000 von neuen Rekordzahlen geredet wurde, wir berichteten, sollten die am 14.11.2000 anstehenden Quartalszahlen eher positiv als negativ überraschen. Dies sollte die Wende für die Aktie
bedeuten und damit auch dem Kurs auf die Beine helfen. Mittelfristig gehen wir von einem Kurspotential von 50 % aus. Mit einem KGV von 18 ist auch dieser Wert gut gegen etwaigen negative Überraschungen abgesichert.
Eine unserer letzten Neuaufnahmen war Avanex. Auch dieser Wert konnte mit fabelhaften Quartalszahlen glänzen, was der Kurs bisher ebenfalls nicht widerspiegelt. Während das erste Quartal 99 noch einen Umsatz von 4,4 MioU$
brachte, lag dieser im Jahresvergleich schon bei 34,8 MioU$. Umso beeindruckender ist dies jedoch, sieht man sich das Wachstum von Quartal zu
Quartal an, wo der Umsatz im Juniquartal noch bei 19,3 MioU$ und somit um 85 % zulegte. Nichts desto trotz ist auch die Bewertung für diesen Wert nicht
gering. Für ein jährliches Wachstum von geschätzten 50 % auf Sicht von 5 Jahren, bezahlt man ein stattliches KGV von 170. Doch man sollte sich bei dieser Aktie im klaren sein, was man dafür erhält. Die Netzwerke der Zukunft sind bei Avanex schon Realität. Video on demand z.b. wäre mit Avanexsystemen schon längst Realität, würden die Anbieter nicht derart lange mit der Umsetzung brauchen. Wie auch der CEO von Avanex sagte, die Kapazität ist da, nur genutzt werden muss sie noch.
Eine sicherer Hafen scheint auch weiterhin die Biotechnologie zu sein. Anders ist die robuste Verfassung vieler Werte nicht zu erklären. So auch
unser einziger Nemax50-Wert BB-Biotech. Der Trend ist hier eindeutig in Takt und sollte sukzessive bei Kursrücksetzern zum Einstieg genutzt werden.
Ebenso die Celgene Corp. Hier liegt die aktuelle Situation allerdings etwas anders. Schon zum dritten Mal in Folge konnten die alten Höchstkurse nicht überwunden werden und der Kurs prallte davon nach unten ab. Da zudem auch
der von uns entwickelte Performance-Indikator bereits vor einer Woche einen Verkauf signalisierte, werden wir die Aktie mit Montag aus dem Depot nehmen. Leicht fällt uns diese Entscheidung nicht, in Anbetracht das BB-Biotech
allerdings selbst eine Beteiligung an Celgene hält, erübrigt sich dies.
Ähnlich wie Analog Devices erging es auch Critical Path, Inktomi und JDS Uniphase. Auch diese Werte fielen in unserer Zwangspause unter dem von uns errechneten Stopkurs und wären eigentlich einem Verkauf zum Opfer gefallen.
Im Gegensatz zu Analog Devices, ist die Situation nicht so klar. So lag das Ergebnis bei Critical des letzten Quartals im Rahmen der Erwartung, wobei der Wert noch immer bei einem KGV von 100 notiert. Inktomi's Zahlen lagen mit 0,07 U$ 3 Cent über den Erwartungen. Und auch JDS Uniphase konnte die hochgesteckten Erwartungen mit 12 %
übertreffen. Wir werden sie im Laufe der Woche über eine weitere etwaige Vorgehensweise informieren.
Der Überflieger schlechthin ist auch weiters die Aktie von Emulex. Der leiseste Anschein einer Korrektur wird prompt zum Einkauf genutzt und hält
den Wert konstant in seinem Aufwärtstrend. Sollte sich der Markt in naher Zukunft beruhigen und wieder freundlicher tendieren, ist das Erreichen der alten High's bei 225,- Euro nur eine Frage der Zeit. Trotz alle dem liegt der Stopkurs hier bei rund 103,- Euro.
Unser dritter Chipwert, LSI Logic, hat im Grunde genommen die selben Probleme wie Analog oder AMD, quasi die gesamte Chipbranche und soll hier
nicht weiter besprochen werden. Anfügen möchten wir jedoch noch einige Fundamentaldaten der letzten Zeit. KGV 14, langfristige Wachstumsraten von rund 20 % jährlich. Quartalszahlen leicht über den Schätzungen der Analysten mit positiven Ausblick.
Unsere beiden Problemkandidaten sind weiterhin Metabox und Razorfish. Wie bereits vor einigen Wochen veröffentlicht, traf die Gewinnwarnung bei
Razorfish, wie die Quartalszahlen zeigten, voll zu. Zwar konnte der Umsatz um 73 % gesteigert werden, rückläufig waren jedoch die Gewinne. Waren es im Vorjahresquartal noch 5,0 MioU$, reduzierte sich das Ergebnis deutlich auf
0,9 MioU$. Auch hier raten wir von einem Verkauf bei aktuellem Niveau ab. Selbst auf Basis der reduzierten Schätzungen notiert der Wert mit einem KGV von lediglich 16, wobei die Wachstumsraten weiterhin als hoch einzustufen
sind. Etwas anders könnte es bei Metabox aussehen. So lange jedoch keine neuen
definitiven Mitteilungen bez. der Aufträge zu vernehmen sind, gestaltet sich
eine Einschätzung schwierig. Von einem verdoppeln bis zur Halbierung im Kurs ist je nach Lage alles möglich.
In die Stopkursrunde gesellt sich auch SAP. Maßgeblich beeinflusst dürfte den Kurs die Mitteilung einer Beteiligung haben, namentlich SAP Systems Integration, kurz SAP SI die die Erwartungen der Analysten nicht erreichen
konnten. Nichts desto trotz sehen wir die Aussichten von SAP positiv und die
momentan Korrektur als Gelegenheit zum Einstieg. Es zeichnet ich immer mehr ab, das MySAP.com zunehmend R3 als Standard ablösen wird. Näheres dazu in Kürze.
Last but not least wäre hier noch Tektronix zu nennen, die weiterhin als erste Wahl gelten. Der Aufwärtstrend ist weiterhin ungebrochen und sollte
bei den kommenden Quartalszahlen Mitte Dezember Bestätigung finden. Anmerken möchten wir an dieser Stelle noch den durchgeführten Split i.V. :1.
Dispositionen:
VERKAUF Name: Celgene Corp.
WKN: 881244
Datum: 13.11.2000
Stück: 100
Börse: Frankfurt
Limit: 77,- Euro
letzter Kurs: 73,- Euro
Land: USA
FAZIT:
Die derzeitige Situation sollte nicht überbewertet werden. Sicherlich sind noch immer deutliche Zeichen für rückläufige Kurse erkennbar, die Bewertung mancher Aktien wird über kurz oder lang jedoch neue Käufer anlocken. Momentan herrscht jedoch noch immer die Unklarheit bez. des zukünftigen Präsidenten und der panikartigen Verkäufe der Nasdaq. Zwar
könnte dies auch noch in der kommenden Woche anhalten, wir rechnen jedoch bereits am Montag bzw. Dienstag mit einer technischen Gegenbewegung. Wer die Gelegenheit hat bzw. über die benötigte Liquidität verfügt, sollte das
aktuelle Niveau auf jeden Fall zum Einstieg in erstklassigen Aktien nutzen.
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