Kommentar
16:42 Uhr, 01.03.2007

Investmentchance Infrastruktur

Stop-and-go-Verkehr in Südbrasilien: Während der Erntezeit stauen sich die mit Soja und Weizen beladenen Lastwagen auf hundert Kilometern, bevor sie die Ware im Hafen von Paranaguá abliefern können. Doch damit nicht genug: Es dauert im Schnitt über zwei Wochen, bis die Fracht verladen ist und per Schiff den Hafen verlassen kann. Nur ist dann schon ein Teil der Güter verdorben. Experten schätzen, dass allein den Getreidehändlern aufgrund der mangelhaften Infrastruktur Geschäfte im Wert von 2,4 Milliarden Dollar pro Jahr entgehen.

Nicht ohne Grund betonte Brasiliens Staatschef Lula da Silva nach seiner Wiederwahl, dass die Verbesserung der Infrastruktur des Landes im 180 Milliarden Euro schweren Wirtschaftsprogramm an erster Stelle steht. Die Ankündigung versetzte den brasilianischen Leitindex Bovespa in eine vorzeitige Karnevalslaune, und urplötzlich herrscht in der als langweilig verschrienen Branche Aufbruchstimmung.

Infrastruktur für alle

Der Begriff der Infrastruktur umfasst aber nicht nur Straßen und Häfen, sondern alle staatlichen und privaten Einrichtungen, die die Grundlage der wirtschaftlichen und sozialen Aktivitäten bilden. An erster Stelle stehen die Sektoren Verkehr, Energie- und Wasserversorgung sowie Telekommunikation, doch auch Bildungs- und Kulturstätten bilden einen Teil der Infrastruktur eines Landes. Nicht nur in den entwickelten Volkswirtschaften sind Instandhaltung und Ausbau der Infrastruktur ein großes Thema.

In den Emerging Markets kommt den Investitionen in Infrastruktur eine noch höhere Bedeutung zu. Zum ersten Mal in der Geschichte nehmen breite Bevölkerungsschichten am steigenden Wohlstand teil. „Wachstum funktioniert nicht ohne Infrastruktur, und genau hier wird heftigst investiert“, meint der Zertifikate-Experte Eckhard Hülsmann von DWS GO. Gerade in den dynamischsten Regionen wie China, Vietnam und auch Südafrika sind die Regierungen bestrebt, trotz erheblicher Infrastruktur-Engpässe die große Aufbruchstimmung in Gang zu halten. Und auch bei der EU-Osterweiterung genießen Infrastrukturprojekte oberste Priorität.

Das ist auch dringend notwendig: Über eineinhalb Milliarden Menschen sind weltweit von einem funktionierenden Straßennetz abgeschnitten, zweieinhalb Milliarden Menschen sind ohne Energieversorgung. Neben lokalen Firmen profitieren auch international agierende Aktiengesellschaften vom globalen Ausbau der Verkehrs- und Telekommunikationsnetze und ehrgeizigen Bauprojekten. So erzielt der Schweizer Zementhersteller Holcim die Hälfte seines Gewinns in den außereuropäischen Schwellenländern.

Der Vorteil für den Anleger liegt auf der Hand: Infrastrukturmaßnahmen sind nur in geringem Maße den üblichen Konjunkturschwankungen unterworfen und bieten den beteiligten Unternehmen stetige Einnahmequellen. Zudem nutzen sie den strategischen Wettbewerbsvorteil, dass die meisten Projekte sehr kapitalintensiv sind und in der Regel von hohen Marktzugangsschranken vor Konkurrenz geschützt sind.

So können Sie profitieren

Privatanlegern bietet sich erst seit Kurzem die Gelegenheit, am wachsenden Infrastruktur-Trend teilzuhaben. Goldman Sachs bildet mit dem Open-End-Zertifikat auf den INFRAX-Infrastrukturindex (WKN: GS72RX) die Wertentwicklung eines Aktienkorbs ab, in dem die fünfzig größten Unternehmen der vier Kernsektoren Transport, Energie, Bau sowie Wasser und Entsorgung zu je 2% Gewichtung enthalten sind. Der Schwerpunkt dieses Produkts liegt auf europäischen Titeln, die weltweit von Infrastrukturinvestitionen profitieren.

Eine ähnliche Aufteilung macht sich das Open-End-Zertifikat auf den UBS Infrastructure Rotator Index (UB0JSR) der Schweizer Großbank UBS zunutze. Hier werden die Anlagesegmente in fünf Subindizes gegliedert (Häfen, Flughäfen, diversifizierte Infrastruktur, gebührenpflichtige Straßen und Kommunikation). Der Clou dieses Zertifikates ist die Momentum-Strategie, bei der die Subindizes je nach Kursentwicklung unterschiedlich gewichtet werden. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass die verschiedenen Segmente erfahrungsgemäß einer unterschiedlichen Dynamik unterliegen.

Im Gegensatz dazu setzt das DWS GO Emerging Markets Infrastruktur Total Return Index Zertifikat (DWS0GF) den Schwerpunkt gezielt auf Infrastrukturmaßnahmen in expandierenden Schwellenländern. Denn um die hohe Wachstumsdynamik in Ländern wie China, Indien oder Brasilien aufrechtzuerhalten, sind gerade dort Infrastrukturinvestitionen notwendig. Das Zertifikat bezieht sich auf den gleichnamigen, aktiv gemanagten Index, der vornehmlich lokale Unternehmen der Bau-, Transport- und Logistikbranche umfasst. Die Emerging-Markets-Experten kontrollieren regelmäßig die Wachstumspotenziale der im Index enthaltenen Werte.

Fazit

Das Thema Infrastruktur rückt immer stärker in den Fokus der internationalen Finanzmärkte. Aufgrund des ungebremsten Baubooms in den Schwellenländern sowie des Trends zur privaten Finanzierung und Unterhaltung der Infrastruktur ist mit einer langfristig stabilen Geschäftsentwicklung in der Infrastrukturbranche zu rechnen. Wegen der geringen Korrelation mit den Aktien- und Anleihemärkten eignen sich Infrastruktur-Zertifikate besonders zur Senkung des Depotrisikos. Offensivere Anleger können zudem mit dem Zertifikat von DWS GO gezielt an der wirtschaftlichen Entwicklung in den Schwellenländern teilhaben.

Autor: Hyun Min Moon

Weitere Zertifikate-Strategien und -Vorstellungen finden Sie unter http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten