Intraday-Charts = "Zombie-Charts"
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Die meisten Anwender von Intraday-Charts elektronischer Börsen (z.B. Eurex) wissen nicht, dass dort viele Kursdaten fehlen. Unabhängig von dem jeweiligen Datenprovider entsprechen zum Beispiel fast alle Zwischenhochs/-tiefs in den Intraday-Charts nicht den wirklich gehandelten Kursen. An fast allen überprüften Hoch- und Tiefpunkten im Chart fehlten gehandelte Kurse. Je volatiler und erratischer die Marktbewegungen ausfielen, desto mehr Daten fehlten. In einem Fall wichen die dargestellten Kurse beim Dax-Future im Chart sogar um 4,5 Punkte von den wirklich gehandelten Kursen ab. Daytrader sind mit diesem Phänomen durchaus vertraut, da sie oftmals auf im Chart "nicht vorhandenen" Kursniveaus einen "Fill" (=Kauf oder Verkauf einer Position) bekommen. Von den übrigen Daten, die zwischen den Hoch- und Tiefpunkten fehlen dürften, wollen wir hier gar nicht erst sprechen. In Bezug auf Datenvollständigkeit und Verfälschungsgrad macht es keinen Unterschied, welche Charteinstellung man verwendet. Wenn man bedenkt, welche Auswirkungen das Fehlen dieser Daten auf einen Indikator haben kann, der das Verhältnis zwischen den Höchst- und Tiefstkursen als Berechnungsbasis verwendet, müsste man die Zuverlässigkeit eines darauf basierenden Intraday-Handelssystem sowieso infrage stellen und das Ergebnis eher als zufällig einstufen.
Gründe für die Datenmisere
Elektronische Börsen müssen sicherstellen, dass die Orders der Händler möglichst "Realtime" umgesetzt werden. Um die bestehenden Order-Leitungen nicht zu überlasten, werden die Daten des Orderbuches und weiterführende Daten (z.B. Kurse für Datenprovider oder Backoffice-Daten) in der Regel über andere sog. "Streams" geleitet, die eine geringere Priorität haben. Da das Orderbuch der Eurex unabhängig von den Marktereignissen nur noch in einem bestimmten festen Takt (ca. alle 1,5 bis 2.0 Sekunden) aktualisiert wird (dies soll eine System-Überlastung vermeiden), gehen alle Trades bzw. gehandelten Kurse verloren, die zwischen dieser Taktung stattfinden. Diese "getakteten (unvollständigen) Daten" werden auch an die Datenprovider weitergereicht, so dass die Intraday-Charts sämtlicher Provider lückenhaft sind. Man sollte sich bei der Anwendung von Indikatoren und dem Erstellen von Intraday-Handelssystemen darüber im Klaren sein, dass Intraday-Charts nicht die wirkliche Trading-Realität wiedergeben, sondern unvollständige "Zombi-Charts" sind. Bei der aufgezeigten Datenfeed-Misere kann nur ein Motto gelten: "Man muss versuchen, das Beste aus der Situation zu machen." Es kommt nur darauf an, dass Sie vor Ort die richtige Charteinstellung finden, mit deren Hilfe Sie die Daten-Misere Ihres Providers und etwaiger Verzerrungen halbwegs umschiffen und Ihre Ansätze zum Erfolg führen können. Und an dieser Stelle taucht bei den Multi-Ticks-Charts ein helles Licht am Ende des Tunnels auf. Erstaunlicherweise zeigen die Datenfehler relativ stabile Muster auf (wahrscheinlich durch die starre Taktung der Orderbuch-Aktualisierung), die man sowohl im Minuten- als auch im Multi-Ticks-Chart als gegeben hinnehmen muss. Während Minuten-Charts die alternierende Kurs- und Fehlerdynamik lediglich mit ihrem starren Zeitkonzept angehen kann, passen sich Multi-Ticks-Charts den Mustern der "Zombi-Charts" wesentlich besser an.
Erich Florek ist sowohl einer der führenden Experten auf dem Gebiet des technisch orientierten Tradings als auch einer der profiliertesten Trading-Seminar-Referenten Deutschlands. Als erfolgreicher Future-Fund-Manager und Leiter des Eigenhandels bei dem größten Handelshaus der EUREX entwickelte der renommierte Buchautor ("Neue Trading Dimensionen", FinanzBuch Verlag) diverse computergestützte Handelsstrategien und performance-optimierende Coachingmodule.
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