Interview: Ostbörsen weiter attraktiv
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"Jährliche Kursgewinne von im Schnitt 20 Prozent sind an den osteuropäischen Börsen weiter möglich"
Normale Osteuropa-Fonds gibt es inzwischen in reichlicher Auswahl. Noch nicht so üppig ist dagegen die Auswahl ein Osteuropa-Fonds, die bei Bedarf auch auf fallende Kurse wetten können. Darin sahen einige skandinavische Osteuropa-Experten, die zuvor bei Swedbank Robur und East Capital tätig waren, ihre Chance, sich selbständig zu machen und einen entsprechenden Fonds zu lancieren.
Herausgekommen bei der Umsetzung dieser Idee ist als Gesellschaft Emeralt Investments (Cayman) Ltd. und als Fonds der als Long-Short-Produkt konzipierte Emeralt Emerging Europe Fund (ISIN: KYG3031H1020, Managementgebühr: 2,0 Prozent, Performancegebühr: 20 Prozent mit high watermark). Verwaltet wird der Fonds gemeinsam von Mats Wandrell und Daniel Dinef, die zuvor bei Swedbank Robur von 2002 bis 2007 ein Vermögen von vier Mrd. Dollar beaufsichtigten. Nachfolgend ist zu lesen, warum die Verantwortlichen glauben, dass ihr Produkt derzeit am besten zum Marktumfeld passt und was sie allgemein von den Aussichten an Osteuropas Börsen halten. (Internet-Adresse: www.emeraltinvestments.com)
Warum haben Sie sich dazu entschlossen, eine weitere Fondsgesellschaft zu gründen, die sich auf Osteuropa spezialisiert? Was glauben Sie besser machen zu können als die bereits länger existierende Konkurenz?
Emeralt Investments wurde im Mai 2007 gegründet, weil die Investmentlandschaft in Osteuropa jetzt besser geeignet ist als zuvor für einen Fonds, der sowohl auf fallende als auch auf steigende Kurse setzen kann. Auch verlangen die Anleger neue Osteuropafonds, die bisher nicht existierten. Konkret haben sich im Anlageuniversum in Osteuropa drei Dinge verändert: Erstens wiesen die osteuropäischen Börsen früher tiefe Bewertungen und eine niedrige Liquidität auf. Doch die Liquidität ist verglichen mit vor einigen Jahren um bis zu 1.000 Prozent höher. Viele Aktien sind jetzt liquide genug, um sie zu shorten oder andere Derivate-Strategien anzuwenden. Das war vor einigen Jahren nicht möglich. Zweitens ist Osteuropa heute eine erfolgreiche Wachstumsstory mit höheren Bewertungen.
Und drittens nimmt allgemein die Volatilität an den Weltbörsen zu. Während die Performance in der Vergangenheit bei akzeptablen Volatilität rund 50 Prozent jährlich betrug, werden die Wertzuwächse in Zukunft geringer ausfallen und die Kursausschläge vermutlich heftiger werden. Das ist für Fonds, die nur auf steigende Kurse wetten, eine negative Entwicklung, aber positiv für Long-Short-Funds. Und drittens war der typische Osteuropa-Investor vor einigen Jahren vermögend und bereit, hohe Risiken einzugehen. Heute handelt es sich typischerweise um institutionelle Investoren, die bei der Suche nach Rendite auch stark auf das dabei eingegangene Risiko achten und nicht nach Performance um jeden Preis trachten. Nach deren Einschätzungen haben die existierenden Osteuropa-Fonds nicht das geeignete Risikomanagement. Vielmehr gehen diese Fonds so hohe Risiken wie möglich ein. Außerdem sind diese Fonds inzwischen oftmals sehr groß und können nur noch selten Alpha generieren.
Wie sind die Geschäfte bisher angelaufen?
Wir haben mit dem Management des Fonds am 1. November begonnen und verwalten nun 60 Millionen Dollar. Operativ betrachtet gelang uns ein reibungsloser Start, was auch mit unsere langen Vorbereitungsphase zu erklären ist sowie der engen Zusammenarbeit mit KBC, dem ursprünglichen Kapitalgeber für den Fonds. Gemessen an den seit dem Start schwierigen Börsenumfeld hat sich auch der Fonds bisher gut geschlagen. Für November stand ein Plus von 2,2 Prozent zu Buche und für Dezember von 1,2 Prozent. Wir sind somit auf einem guten Weg, unser Ziel zu erreichen, das darin besteht, eine Performance von mindestens 25 Prozent jährlich bei einer Volatilität von unter 15 Prozent zu erreichen. Die Volatilität lag bisher sogar nur bei 8,2 Prozent, worüber wir sehr glücklich sind,
Für wen ist der Emeralt Emerging Europe Fund geeignet und gibt es eine Vertriebszulassung für Deutschland?
Der Fonds wendet sich an The fund is aimed at erfahrene Investoren, die mindestens 100.000 Dollar anlegen wollen. Wer mehr über unsere Vorgehensweise erfahren möchte, der nimmt am besten direkt mit uns Kontakt auf oder wendet sich an die UBS in Irland, dem Fonds-Administrator. Da es sich um kein Massenprodukt handeln, streben wir derzeit keine offizielle Registrierung des Fonds in Deutschland an.
Liegt das Beste nicht schon hinter den Aktienmärkten in Osteuropa? Ich stelle diese Frage auch mit Blick auf die volkswirtschaftlichen Ungleichgewichten in etlichen Ländern.
Im Nachhinein zeigt sich, das man mit vor einigen Jahren getätigten Investments in Osteuropa nichts falsch machen konnte. Das ist jetzt sicherlich nicht mehr der Fall. Die Bewertungen haben sich an die Niveaus im Westen angepasst. Das bedeutet, dass die nach wie vor starken Gewinnsteigerungen anders als in den Vorjahren nicht mehr zu einer Ausdehnung der Bewertungskennziffern führen werden. Doch das Wirtschaftswachstum in der Region wird hoch bleiben. Und das veranlasst uns zu der Annahme, dass jährliche Kursgewinne von im Schnitt 20 Prozent an den osteuropäischen Börsen weiter möglich sein werden. Doch diese Zuwächse werden vermutlich von heftigen Kursausschlägen begleitet werden. Anleger müssen sich in diesem Umfeld überlegen, ob sie ihr Geld in normale Fonds investieren wollen, die unter den höheren Volatilitäten leiden oder in Produkte, die stärkere Kursschwankungen zu ihrem Vorteil nützen können.
Wie nutzen Sie die Möglichkeit auch auf fallende Kurse wetten zu können?
Über den Konjunkturzyklus hinweg gesehen sind wir für Osteuropa mehr positive als negative gestimmt. Nicht zuletzt deshalb, weil wir daran glauben, dass die Region weiter überdurchschnittlich stark wachsen wird. Temporär können und werden wir aber auch in einzelnen Märkten und einzelnen Aktien auf fallende Kurse setzen. Sind wir bei einem Markt skeptisch, können wir den Index shorten und bei einzelnen Aktien werden eben diese geshortet. Derzeit setzen wir mehr auf steigende als auf fallende Kurse im Fonds, aber auch aktuell haben wir einige Indizes und Aktien geshortet.
Wie würden Sie die Investmentphilosophie beschreiben?
Unsere Philosophie ruht auf drei Säulen: Die erste davon ist gezielte Aktienauswahl, wobei wir Aktien, die wir mögen kaufen und Aktien, die wir nicht mögen leer verkaufen. Die zweite Säule besteht darin, dass wir unsere Ausrichtung schnell den Marktgegebenheiten anpassen und bei steigender Volatilität verstärkt auf sinkende Kurse setzen. Das war auch der ausschlaggebende Faktor für unser Plus im November, als alle Märkte in Osteuropa ein Monatsminus aufwiesen. Die dritte Säule besteht schließlich darin, ungewünschte Risiken, wie etwa Währungsrisiken auszuschalten.
Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Kreditkrise auf Osteuropa auswirken und was sind die größten Risiken für die Region?
Die Kreditkrise schlägt primär auf jene Länder mit einem hohen Verschuldungsgrad durch. Also auf die Staaten des Baltikums und auf dem Balkan. In den vergangenen Jahren haben Fonds massiv in diese Regionen investiert und davon stark profitiert. Doch diese Investoren werden lernen müssen, dass die dort vorhandenen Liquiditätsdefizite nicht nur Chancen, sondern auch Risiken bergen. Russland ist praktisch schuldenfrei und auch deshalb als sicherer Hafen erachtet. Doch lauern dort politische Risiken. Derzeit scheinen die Marktteilnehmer die Gefahren zu verkennen, die damit zusammenhängen, dass Präsident Putin zwar Medvedev als seinen Nachfolger auserkoren hat, aber negative politische Entwicklungen im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen im März 2008 können trotzdem nicht ausgeschlossen werden. Aber selbst wenn es dazu kommen sollte, dürfte es sich dabei um kurzfristige Irritationen handeln und Russland ist deshalb vermutlich das Land, das wir das am stärksten bevorzugen.
Auf welche Branchen und Einzelaktien setzen Sie momentan?
Was Sektoren angeht, haben wir ein defensiv ausgerichtetes Portfolio aufgebaut mit Schwerpunkten in den Bereichen Telekom und Pharma. Bei Marktkorrekturen haben wir beobachtet, dass andere Fonds zu Verkäufen bei Qualitätsaktien gezwungen sind. In solchen Fällen versuchen wir dann bei Qualitätsnamen zu tiefen Bewertungen zum Zuge zu kommen.
Bei Bankaktien sehen wir den negativen Einfluss der Kreditkrise und diese Gruppe wird vermutlich weiterhin durch die Bank abgestraft werden. Für uns gibt es derzeit hier deshalb keinen Grund, aktiv gegen den Markt zu wetten. Dafür gibt es zu viele andere ähnlich niedrig bewertete Titel mit gleichzeitig geringeren Risiken.
Was sind die größten Einzelwetten?
Über einzelne Positionen sprechen wir nicht öffentlich. Aber um Ihnen eine Idee von unserer aktuell verfolgten Politik zu geben, sei erwähnt, dass die wichtigsten Märkte für uns in dieser Reihenfolge Russland, Polen und die Türkei sind. Bei den Branchen sieht die Reihenfolge wie folgt aus: Telekom, Pharma und Versorger.
Investieren Sie auch in Unternehmen außerhalb Osteuropas?
Ja, denn das ist eine wichtige und unterschätzte Möglichkeit, um von den sich bietenden Chancen in Osteuropa zu profitieren. Viele Osteuropa-Fonds schauen nicht einmal nach Griechenland, obwohl viele Unternehmen von dort stark in Osteuropa aktiv sind. Außerdem haben wir einige Werte mit Osteuropa-Aktivitäten aus Schweden, Finnland und anderen Ländern im Depot. Auch Österreich sollte in diesem Zusammenhang Erwähnung finden.
Quelle: Ostbörsen-Report
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