Kommentar
11:00 Uhr, 27.06.2007

Interview: Mit unserem Ukraine-Zertifikat haben Anleger die Chance auf echte Pioniergewinne

Auf exotische Märkte wie den ukrainischen zu setzen, war für viele Privatanleger bisher nicht ganz einfach. Insbesondere dann nicht, wenn mit einer nur begrenzten Investitionssumme eine ausreichend Streuung der Mittel erreicht werden soll. So gesehen ist es gut, dass die Emittenten vermehrt auch Zertifikate für Exotenmärkte auflegen. Und die rege Nachfrage der Investoren zeigt, dass es für derartige Produkte momentan auch einen Markt gibt. So wurde die Zeichnung eines Ostbaskets Ukraine Kasachstan durch die österreichische Raiffeisen Centrobank (ISIN: AT0000A05CP8) wegen des großen Interesses frühzeitig geschlossen.

Nachgelegt hat jetzt die Deutsche Bank mit einem reinrassigen Ukraine-Zertifikat. Zusammen mit der Wertpapierhandelsbank RG Securities wurde das so genannte S-BOX Ukraine Open-End Performance-Index Zertifikat (ISIN: DE000DB1UKR2, 10,56 Euro) aufgelegt. Laut Emissionsprospekt ermöglicht es das Zertifikat dem Anleger, an der Wertentwicklung des S-BOX Ukraine Performance-Index zu partizipieren. Der S-BOX Ukraine Performance-Index ist ein Index der Börse Stuttgart AG und wird von dieser berechnet und verteilt. Er bildet die Kursentwicklung der größten Unternehmen aus der Ukraine ab, deren Aktien die höchste Liquidität aufweisen. Wir befragten Mathias Schölzel vom X-Markets-Team der Deutschen Bank zu dem neuen Produkt.

Herr Schölzel, die Deutsche Bank hat ein Open End Index Zertifikat auf den S-BOX Ukraine Performance-Index emittiert. Warum sollen Anleger ausgerechnet in ein Land investieren, von dem man bisher nur den Krim-Sekt oder die Klitschko-Brüder kennt?

Die Ukraine ist in einer Aufbruchstimmung und zählt derzeit zu den wachstumsstärksten Schwellenländern Osteuropas. Die wirtschaftlichen Wachstumsraten sind immens. Seit 2000 ist das Bruttoinland-Produkt im Durchschnitt um 7,4 Prozent gewachsen, der Aktien-Index ist dieses Jahr bereits um mehr als 80 Prozent gestiegen. Damit gehört er zu den am besten performenden Indizes weltweit. Zudem verfügt die Ukraine über reiche Rohstoffvorkommen wie Eisenerz und Kohle. Beitrittverhandlungen mit der WTO sowie ein möglicher EU-Beitritt sorgen für weitere Kursphantasie. Anleger haben somit die Chance auf echte Pioniergewinne. Hinzu kommt, dass die Ukraine zusammen mit Polen die EM 2012 ausrichten wird. Dies wird das Land schlagartig in den Mittelpunkt der internationalen Aufmerksamkeit rücken, den Tourismus ankurbeln und vielen lokalen Unternehmen lukrative Aufträge bescheren. Die Ukraine hat also weitaus mehr zu bieten als Krim-Sekt, die Klitschkos oder Schewchenko.

Aber gerade die WM in Deutschland hat gezeigt, dass sportliche Großereignisse nicht unbedingt die erhofften wirtschaftlichen Impulse bringen.

Sie können Deutschland nicht mit der Ukraine vergleichen. Die wirtschaftliche Situation steht in der Ukraine erst am Anfang. Dies gilt auch für den Tourismus, die Gastronomie oder das Baugewerbe. Von daher haben derartige Investitionen ganz andere Auswirkungen als hierzulande.

Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass es in der Ukraine trotz der immensen Chancen immer noch eine große politische Unsicherheit gibt?

Das ist richtig. Das Ausland wurde vor allem durch die „Orangene Revolution“ im Jahre 2004 auf die politischen Probleme in der Ukraine aufmerksam. Damals erzwangen tagelange Proteste der Bürger gegen das Ergebnis der vermeintlich manipulierten Präsidentschaftswahlen Neuwahlen und verhalfen schließlich Viktor Juschtschenko zum Sieg. Heute herrschen immer noch Spannungen zwischen denjenigen, die sich eine Öffnung nach Westen wünschen, und denen, die lieber eine stärkere Anbindung an Russland sehen. Da sich keine Einigung zwischen den Parteien abzeichnet, wird es in diesem Herbst vermutlich Neuwahlen geben. Sollten die politischen Unsicherheiten gelöst werden, dürfte dem Staat eine Phase nachhaltigen Wachstums bevorstehen.

Welche Risiken bestehen neben den politischen noch?

Schlüsselprobleme sind die immer noch nicht angegangenen Privatisierungen mancher Sektoren, z.B. der Energie und Telekommunikation, sowie die nach wie vor hohe Korruption. Dennoch bemüht sich die Regierung schon seit einigen Jahren, das Land und seine Wirtschaft internationaler auszurichten. Dazu gehört nicht nur die Privatisierung ehemaliger Staatsbetriebe, sondern auch eine enge Kooperation mit der EU, der Weltbank und der WTO. Auch die Inflation bleibt weiterhin ein kritisches Thema, konnte jedoch mittlerweile bei rund 10% p.a. stabilisiert werden. Zudem verfügt das Land über so gut wie keine Rohöl- und Erdgasvorkommen. Die Ukraine ist dadurch in hohem Maße auf Importe von den Nachbarstaaten wie Russland und Turkmenistan angewiesen.

Zur Zeit sind an der bedeutendsten ukrainischen Börse PFTS gerade einmal 160 Gesellschaften gelistet, die zusammen eine Börsenkapitalisierung von gut 32 Mrd. Dollar aufweisen. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung im Dax beträgt aktuell rund 1,2 Bio. Dollar. Investieren Anleger nicht in einen illiquiden Markt?

Die ukrainische Unternehmenslandschaft ist dank zahlreicher Neugründungen und Privatisierungen ehemaliger Staatsbetriebe zurzeit stark in Bewegung. Die Folge könnte eine Steigerung der Liquidität und Marktkapitalisierung des Aktienmarktes sein. Auch ausländische Investoren interessieren sich immer mehr für das Land. Dies könnte sich mit einem Beitritt zur WTO oder gar zur EU noch deutlich erhöhen. Dass der Standort Ukraine immer attraktiver wird, zeigt der verstärkte Zufluss ausländischen Kapitals. Die Direktinvestitionen beliefen sich in 2006 auf 21,7 Mrd. Dollar – knapp 450 Dollar pro Kopf. Dies ist zwar selbst im Vergleich zu den Nachbarländern immer noch ein tiefer Wert, aber langsam zeigt sich jedoch ein wachsendes Interesse auch internationaler Großkonzerne, wie die seit 2005 existierenden Beteiligungen zahlreicher ausländischer Kreditinstitute an ukrainischen Banken. Zudem bringen deren Beteiligungen auch erstes Know-How ins Land und wirken zudem kurstreibend auf die Aktien.

Warum habe Sie für das Open End Zertifikat den S-Box Ukraine Performace-Index als Basiswert gewählt?

Im Gegensatz zu einem Fonds stellt ein Index grundsätzlich die transparenteste Möglichkeit dar, eine Region für Investoren zugänglich zu machen. Deutschen Anlegern stand ein derart transparentes Anlagevehikel noch nicht zur Verfügung, mit dem sie in den ukrainischen Aktienmarkt investieren konnten. Daher haben die ZJ Structured Solutions und die Börse Stuttgart einen derartigen Index entwickelt, der in Zukunft als transparentes Barometer für den ukrainischen Aktienmarkt dienen soll.

Wie setzt sich der Index zusammen?

Der S-Box Ukraine Performance-Index enthält zunächst die acht nach Marktkapitalisierung und Liquidität ausgewählten ukrainischen Unternehmen, die sowohl an einer ukrainischen Börse notiert sind, als auch über ein weiteres Listing an der Frankfurter Börse verfügen. Aus Gründen der besseren Handelbarkeit wird dabei anstelle der Stammaktien zunächst auf sogenannte ADRs (American Depositoy Receipts) oder GDRs (Global Depositoy Receipts) zurückgegriffen. Die Unternehmen werden im Index nach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet, wobei zusätzlich das Handelsvolumen berücksichtigt wird. Die maximale Gewichtung einer Aktie beträgt 15 Prozent. Der Index wird alle sechs Monate angepasst, wobei sowohl die Zusammensetzung als auch die Gewichtung adjustiert wird. Dafür berechnen wir eine Managementgebühr von 1,8 Prozent p.a. Derzeit beinhaltet der Index Werte aus den Bereichen Öl, Telekommunikation, Stahl, Energie, Pipelines und Bergbau. Als Performance-Index werden die Netto-Dividenden in den Index reinvestiert und fließen dem Anleger somit indirekt wieder zu.

Für wen ist ein derartiges Investment geeignet?

Ein derartiges Engagement eignet sich vor allem für den langfristig orientierten Investor, der sich der Risiken einer derartigen Investition bewusst ist, aber dennoch eine Chance auf echte Pioniergewinne sucht.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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