Interview mit Paul Rotter: König der Eurex
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Paul Rotter hat geschafft, wovon 99,9 Prozent der Marktteilnehmer träumen. Er gehört zu den besten Tradern der Welt und ist einer der so genannten "Big Player" an der Eurex. Seine Gegenspieler nennen ihn ehrfurchtsvoll "Mr. Big". Mit Tagesumsätzen, die im Durchschnitt bei 150.000 Roundturns, an Spitzentagen sogar bei 250.000 Roundturns in den Zins-Future (Bund, Bobl, Schatz) pro Tag liegen, nimmt Rotter einen prominenten Platz in der virtuellen "Hall of Fame" der Eurex ein und verweist selbst die großen US-Mega-Stars wie Tom Baldwin (Bonds) oder Lewis Borsellino (S&P 500-Pit) auf ihre Plätze.
Um sich die Dimensionen Rotters außergewöhnlicher Leistung zu verdeutlichen, braucht man nur den Wert der von ihm gehandelten Futures-Kontrakte (je 100.000 Euro) als Bemessungsgrundlage heranziehen. Demnach "bewegt" Rotter in den Rentenmärkten bis zu 50 Milliarden Euro pro Tag (= 500.000 Halfturns * 100.000 Euro ). Das sind Beträge, die viele Großbanken im Futures-Bereich nicht in einem ganzen Jahr handeln. Wenn sich die Märkte nur um ein paar Ticks verändern, kann sein Trading-Konto bei seinen größten Positionen schnell mal eben im Wert eines komfortablen Einfamilienhauses mit "nettem" Grundstück steigen oder fallen.
Diese Stellung musste sich Paul Rotter hart erarbeiten. Eine schmerzliche, aber lehrreiche Pleite zu Beginn seiner Karriere, intensive Beobachtung der Märkte, unzählige Research-Stunden vor dem PC und der Wunsch nach ständiger Verbesserung gingen dem Erfolg voraus. Mittlerweile bedient Rotter das Keyboard seines Trading-Rechners so schnell, dass seine Aktionen mit dem bloßen Auge kaum nachzuvollziehen sind.
Frage: Herr Rotter, können Sie unseren Lesern kurz schildern, welches Schlüsselerlebnis dazu führte, dass Sie sich plötzlich für die Börse interessierten?
ROTTER: Es gab für mich eigentlich kein signifikantes Erlebnis, wie z.B. den Kauf der ersten Aktie. Vielmehr wuchs das Interesse bereits, als ich mir noch keine eigenen Aktien leisten konnte. Ich habe als Schüler bei diversen Börsenspielen mitgemacht und dabei die ersten Erfahrungen gesammelt und Grundkenntnisse erworben.
Frage: Wie sind Sie dann zum professionellen Trading gekommen?
ROTTER: Während meiner Ausbildung zum Bankkaufmann kam ich zum ersten Mal mit Derivaten in Kontakt, als ich für einige Wochen "Orderexecution" an der damaligen DTB machen durfte. Zu dieser Zeit wuchs bei mir die Faszination für das Screen-Trading, obwohl ich damals im Stile eines "Casinoplayers" Optionsgeschäfte auf meinem Privatkonto tätigte, welche mein ohnehin nicht vorhandenes Kapital stark reduzierten. Mit meinem Privatkonto im tiefroten Bereich habe ich sogar (nicht ganz freiwillig) die Bank verlassen müssen. Ich konnte dann aber gleich danach bei einem japanischen Handelshaus in Frankfurt als Juniortrader anfangen, was sich später als größter Glücksfall meiner Karriere herauskristallisierte. Denn dort durfte ich nach dem "Learning-by-doing"-Prinzip sofort mit einer einstelligen Kontraktzahl ohne weitere Einschränkungen loslegen. Man gab mir sogar ein Jahr Zeit, um profitabel zu werden.
Frage: Wie haben Sie die Stelle bekommen? Gab es eine Annonce oder haben Sie sich blind beworben?
ROTTER: Ich hatte mich damals blind bei mindestens 50 Instituten in Franfurt und auch in London beworben.
Frage: Wurden Sie bei diesem "Learning-by-doing"-Prozeß ins kalte Wasser geworfen oder hat man Ihnen damals einen Mentor zur Seite gegeben, der Ihnen die Grundlagen des Orderbuch-Scalpings beibrachte und Sie coachte.
ROTTER: Einen richtigen Mentor hatte ich nicht. Am Anfang konnte ich mich aber mit dem Cheftrader Ajisaka austauschen, der fast jeden Tag Profit machte und sogar die Positionen seines damaligen Chefs "hedgte", wenn er der Meinung war, dass dieser falsch läge. Ich hatte viele lange Gespräche mit Ihm über die Marktpsychologie, insbesondere an schlechten Tagen. Das hat mir damals sehr geholfen.
Frage: Wie lief Ihr Trading? Waren Sie von Anfang an erfolgreich?
ROTTER: Ich habe schon nach sehr kurzer Zeit zirka 100 bis 150 Einzeltrades pro Tag getätigt, was sich bis heute nicht wesentlich geändert hat. Dies hat zwar bei der japanischen Belegschaft zunächst für Kopfschütteln gesorgt, man ließ mich aber weitermachen. Toll war, dass ich in den ersten drei Jahren keinen einzigen Verlustmonat hatte. Erst später, mit stark steigenden Positionsgrößen, habe ich dann hin und wieder "so richtig eins auf die Nase bekommen".
Insbesondere zu der Zeit, als die Eurex die ersten Terminals in den USA zuließ und einige neue Big Player in den Markt kamen, wie z.B. Harris Brumfield aus Chicago, musste ich Federn lassen.
Frage: Man sagt, dass jeder große Trader mindestens eine große Pleite erlebt haben muss, um ein erfolgreicher Top-Trader zu werden. Wie sah Ihre Pleite aus und welche Lehren haben Sie damals daraus gezogen?
ROTTER: Wie bereits erwähnt, hatte ich während meiner Bankausbildung eine "schlechte Phase" auf meinem Privatkonto, wobei ich damals natürlich keinerlei Erfahrung, geschweige denn ein persönliches Risiko Management hatte. Später waren die ersten siebenstelligen Verlusttage für mich psychologisch belastend. Als ich eines Tages mal bei einer Art "Blackout" über zweieinhalb Millionen Euro in den Sand setzte, war ich kurz davor, mit dem Trading aufzuhören. Ich besaß noch genügend Kapital, um unbesorgt leben zu können und wollte mir diese psychischen Nackenschläge eigentlich nicht mehr antun. In dem darauf folgenden, vierwöchigen Urlaub wuchs bei mir jedoch die Motivation, den Kampf wieder aufzunehmen. Ich konnte dann innerhalb relativ kurzer Zeit diesen Verlust wieder wettmachen, so dass ich aus dieser Situation gestärkt hervorgetreten bin.
Frage: Hat sich Ihre Einstellung zu den Märkten seither geändert?
ROTTER: Mit der zunehmenden Erfahrung bezüglich größerer Verlusttage und darauf folgender guter Phasen hat sich natürlich meine Sensibilität für Verluste verringert. Ich weiß, dass ich sie wieder aufholen kann. Das hat dazu geführt, dass ich an schlechten Tagen schneller bereit bin, das Trading für den Tag einzustellen und mittlere oder kleinere Verluste zu akzeptieren, als die Verluste mit einer Brechstange wieder reinholen zu wollen.
Frage: In unserem April-Heft hat die Psychologin Monika Müller ein aufgabenbezogenes Teamrollenmodell von Meredith Belbin vorgestellt, mit dem Trader Ihr Rollenprofil festlegen können. Dürften wir Sie bitten, uns Ihr Profil zu erstellen?
ROTTER: Macher - Koordinator - Neuerer (siehe Kasten).
Frage: Was zeichnet einen Weltklasse-Trader wie Sie sonst noch aus? Wodurch unterscheiden Sie sich Ihrer Meinung nach von anderen Tradern? Was sind Ihre Stärken?
ROTTER: Die Fähigkeit, in Gewinnphasen aggressiver zu werden und größere Risiken einzugehen, in Verlustphasen dagegen genau das Gegenteil zu machen. Dies widerspricht normalerweise dem Naturell des Menschen. Am besten, man hat eine Person, die nichts mit Traden am Hut hat, an seiner Seite, die ab einer vorher festgelegten Verlustsituation den Trading-Terminal abschaltet und den Trader nach Hause schickt.
Frage: Sie sind als Orderbuch-Scalper bekannt. Können Sie unseren Lesern kurz erklären, was ein Orderbuch-Scalper macht und wie in etwa Ihre Handelsstrategien aussehen. Welche Taktiken benutzen Sie dabei?
ROTTER: Es ist eine Art Market Making, bei dem man gleichzeitig Kauf- und Verkaufsorders im Markt platziert und seine Handelsentscheidungen sehr kurzfristig aufgrund bestimmter Ereignisse im Orderbuch trifft. Die Positionen werden nur sehr kurzfristig gehalten (Scalping = herausschneiden einer kleinen Marktbewegung). Ich habe beispielsweise in mehreren verschiedenen Futures gleichzeitig sehr viele Orders eng am Markt. Die daraus resultierenden Trades egalisieren sich meist ergebnismäßig, weil ich mal etwas kaufe und anderswo etwas verkaufe. Dadurch bekomme ich aber ein sehr gutes Gefühl für die Marktstimmung, um dann gezielt den einen oder anderen großen Trade zu platzieren.
Frage: Wie lange halten Sie im Schnitt eine Position?
ROTTER: Da ich sehr selten einen "Single-Trade" (= Trade, um die Kursbewegung in eine Richtung auszunutzen) habe, sondern, wie beschrieben, meistens immer wieder neue Ausführungen auf beiden Seiten im Orderbuch bekomme (sowohl auf der so genannten Bid-Seite = Käufer als auch auf der Offer-Seite = Verkäufer), habe ich oft stundenlang wechselnde Positionen in verschiedenen Märkten, wobei sich meine Marktmeinung manchmal alle paar Minuten ändert bzw. auch ändern muss. Dies fällt mir relativ leicht, da ich bei meinen Trades meistens sowieso nur auf die nächsten 3 bis 5 Ticks sehe.
Frage: Waren Sie während Ihrer professionellen Laufbahn schon immer ein Orderbuch- Scalper oder haben Sie es auch mit anderen Methoden versucht, zum Beispiel Swing- oder Momentum -Trading?
ROTTER: Ja, allerdings passe ich mein Trading immer wieder an bestimmte Marktsituationen an. So habe ich an sehr volatilen Tagen natürlich wesentlich weniger Orders im Markt und mache viel mehr Single-Trades, wobei ich diese oft nur für ein paar Sekunden aufrechterhalte.
Frage: Sie sind hauptsächlich im Eurex Futures Markt tätig, welche Kontrakte handeln Sie gerne und warum? Gibt es bestimmte Kontrakte, die besser geeignet sind für Orderbuch-Scalper als andere?
ROTTER: Ich bin jetzt seit über zehn Jahren in den Zinsfutures der Eurex tätig. Diese Märkte haben sich während dieser Zeit natürlich immer wieder geändert, insbesondere in Bezug auf Liquidität. Für mich ist große Liquidität von Vorteil, andere mögen lieber illiquide Märkte. Das hängt von der Handelsstrategie ab.
Frage: Ist Ihre Form des Tradings nur an elektronischen Börsen möglich?
ROTTER: Grundsätzlich ja, weil man im Trading-Pit nicht gleichzeitig so viele Orders handhaben kann und man erst nach einem Handelspartner suchen muss, während man in einem elektronischen Orderbuch sofort traden kann und die elektronischen Märkte weniger manipulationsanfällig sind.
Frage: Versuchen Orderbuch-Scalper immer die Stopps im Markt zu finden und auszunehmen?
ROTTER: Das ist sicher so, wobei durch die stark steigende Liquidität in den vergangenen Jahren die Stopps nicht mehr so oft schnelle "Spikes" (= plötzliche markante Kursausbrüche) verursachen. Oft sind die Stopps auch nicht mehr dort, wo man sie vermuten könnte, da die anderen Marktteilnehmer auch nicht dumm sind bzw. in den letzten Jahren dazugelernt haben.
Frage: Welche Rolle spielt das Risiko Management in Ihrem Trading?
ROTTER: Ich setze mir grundsätzlich Tagesziele und Limits für meine "P&L" (= Profit- und Loss), wobei das wichtigste für mich das Stopp-Limit ist, also die Verlustgröße, bei der ich meine Bildschirme abschalte. Meine größten Positionen liegen im fünfstelligen Kontraktbereich, wobei ich keine speziellen Money Management-Techniken verwende.
Frage: Was machen Sie, wenn eine Position plötzlich gegen Sie läuft? Benutzen Sie Stopp-Loss Orders?
ROTTER: Ich versuche grundsätzlich meine Positionen immer sofort zu liquidieren, wenn sie gegen mich laufen, wobei dies bei größeren Positionen oft schwierig ist, weil ich den Markt dann natürlich weiter gegen mich bewege und andere Trader eventuell in die gleiche Situation geraten, was die Bewegung noch beschleunigt. Meist kann ich anschließend einen Teil der Verluste aufgrund meines Wissens über das Zustandekommen der Bewegung wieder reinholen.
Frage: Warum haben Sie kein Problem damit, Ihre Position zu schließen und sogar in die entgegen gesetzte Richtung zu traden? Sollte ein guter Trader nicht eine Meinung haben und auch dazu stehen?
ROTTER: Nein, ganz im Gegenteil. Ein Börsenguru oder Analyst muss vielleicht zu seiner Meinung stehen, aber ein Trader sollte am besten gar keine Meinung haben. Je mehr Meinung man ins Spiel bringt, desto schwerer kann man sich von Verlustpositionen verabschieden.
Frage: Welche Rolle spielt die Markt-Psychologie für Sie?
ROTTER: Ich versuche immer, die Psychologie des Marktes zu lesen bzw. zu spüren, um dann meine Entscheidungen zu treffen.
Frage: Wie gehen Sie mit störenden Gedanken und Emotionen um?
ROTTER: Im Notfall mit einer kalten Dusche oder mit dem Sprung in einen kalten Pool.
Frage: Gibt es da einen Trade, der Ihnen besonders in Erinnerung blieb? Wie sah der aus?
ROTTER: Vor ein paar Jahren konnte ich durch eine große Verkaufsorder noch größere Stopps im Bund-Future auslösen und innerhalb weniger Sekunden knapp 40 Ticks mit ein paar Tausend Kontrakten verdienen, was heute aufgrund der gestiegenen Liquidität im Orderbuch kaum noch möglich ist.
Frage: Wie sieht Ihre Vorbereitung für den Trading Tag aus? Gehen Sie systematisch vor, haben Sie Routinen für den Tagesablauf oder nehmen Sie den Tag quasi wie er kommt?
ROTTER: Vor Börseneröffnung bzw. Trading-Beginn überprüfe ich grundsätzlich erst einmal alle Wirtschaftstermine sowie alle möglichen kursbeeinflussenden Ereignisse, die an diesem Tag passieren könnten (z.B. Reden von Zentralbankoffiziellen). Dann versuche ich, alle wichtigen Levels in meinen Märkten festzustellen. Dies geschieht durch eigene Analysen sowie durch das Lesen von Analystenkommentaren. So bekomme ich ein Bild von dem, was eventuell wichtig sein könnte. Die Markt-Meinungen anderer Börsenteilnehmer interessieren mich hingegen überhaupt nicht, da man sich nur beeinflussen lassen würde.
Frage: Wie sieht Ihre mentale Vorbereitung auf den Tradingtag aus?
ROTTER: Es gibt da nichts Spezielles, ich bin grundsätzlich immer motiviert, den Kampf aufzunehmen. Ich betrachte das Trading mehr als einen sportlichen Wettkampf und versuche den Gedanken an Geld komplett wegzulassen.
Frage: Wie viele Stunden sitzen Sie täglich vor den Bildschirmen und wie viel Zeit nimmt dann das eigentliche Trading in Anspruch?
ROTTER:Im Moment sitze ich zirka fünf Stunden ununterbrochen vor dem PC und bin in dieser Zeit auch aktiv. Bei Spezialereignissen können es aber auch schon mal elf Stunden am Stück sein. In dieser Zeit habe ich ständig wechselnde Positionen, außer an sehr umsatzschwachen Tagen.
Frage: Das ist sicherlich enorm anstrengend. Wie schaffen Sie es, so lange voll konzentriert zu sein?
ROTTER: Das haben sich die japanischen Kollegen, die ja als arbeitswütig gelten, vor zehn Jahren auch schon gefragt. Es ist für mich eine Art Spiel, in das man sich so vertieft, dass die Zeit irgendwie sehr schnell vorüber geht und die Anstrengungen hier mehr im physischen (z.B. Belastung der Augen) als im psychischen Bereich liegt.
Frage: Welchen Ausgleich gönnen Sie sich sonst noch für all den Stress?
ROTTER: Ich mache viel Urlaub und treibe viel Sport.
Frage: Wie sieht Ihre technische Ausrüstung aus? Benutzen Sie eine besondere Handelsplattform, Software, oder Soundmachines bzw. Squawk-Boxen?
ROTTER: Meine Handelsplattform ist der MD-Trader von Trading Technologies. Daneben habe ich Reuters, Bloomberg, CQG und eine USD-Squawkbox.
Frage: Wie funktioniert eine USD-Squawkbox und welchen Nutzen können Sie daraus ziehen?
ROTTER: Sie können sich in den USA Kommentatoren anmieten, die ihnen direkt vom jeweiligen Trading-Pit das aktuelle Handelsgeschehen über Lautsprecher mitteilen. Dadurch erfahren sie einige Details über aktuelle Kurse ("Quotes"), Umsätze, Marktteilnehmer und Entwicklungen. Dieser Setup hat für mich den Vorteil, dass ich die "Squawkbox"-Informationen schneller aufnehme, weil ich sie permament höre und nicht erst auf den Bildschirmen danach suchen muss. Die USD-Squawkbox verwende ich, weil die Entwicklung des Euros gegenüber dem Dollar in den letzten Monaten oftmals Einfluss auf die Zinsmärkte hatte. Diese Effekte ändern sich aber auch. So beeinflussen momentan beispielsweise die Rohölpreise den FDAX usw.
Frage: Welche Timeframes bei den Charts setzt ein Orderbuch-Scalper wie Sie ein, der im Prinzip doch alle relevanten Informationen aus dem Orderbuch bekommt? Verwenden Sie auch Chartpattern und Indikatoren?
ROTTER: In der Regel 5 bis 30min-Charts, um mir Trendlinien und Indikatoren anzusehen. Allerdings bevorzuge ich meist die zeitlich unabhängigen Point&Figure-Charts, weil mir diese zum Teil klarere Formationen bzw. Chartpattern bieten (z.B. Triple Top). Und bei den Indikatoren schaue ich mir ganz gerne den CCI an, weil dieser auch die Volatilität der Märkte aufzeigt.
Frage: Sind Trendlinien, Pivot Points oder Indikatoren usw. für Sie wichtig?
ROTTER: Sie sind für mich sogar sehr wichtig, weil ich weiß, dass sich andere Trader daran orientieren und ich damit Informationen erhalte. Meine Handelsentscheidungen treffe ich dann aber nach anderen Kriterien.
Frage: Halten Sie es für möglich, dass einzelne Trader einen ganzen Markt beeinflussen können?
ROTTER: Nein, meines Erachtens kann ein einzelner Marktteilnehmer die Märkte niemals rund um die Uhr alleine im Griff haben. Es gibt immer mehrere Big Players im Markt. Nehmen Sie beispielsweise den Bund Future, den umsatzstärksten Futures-Kontrakt der Welt. Es werden fast täglich über eine Million Kontrakte gehandelt. Wenn beispielsweise aus dem nichts heraus ein Trend einsetzt, ohne große Korrekturen zu zeigen, könnte ich mich dagegen stellen, wie ich wollte. Ich würde den Markt trotzdem nicht aufhalten können, weil dahinter viel größere Kräfte wirken als ich sie aufbringen kann. Außerdem haben sich seit einiger Zeit so genannte "Analytics"(computergestützte Orderbuch-Scalper) hinzugesellt, die auch mir das Leben schwerer machen. Meines Wissens erforschen sie systematisch die Eigenarten und Verhaltensweisen des Orderbuches und setzen die Erkenntnisse daraus in Form von voll automatisierten Handelssystemen um. Weil sie oftmals in mehreren Märkten gleichzeitig agieren, vermute ich, dass diese Computer-Freaks aus dem voll automatisierten Spread- und Arbitrage-Handel kommen.
Frage: Wie muss ein Trader vorgehen, wenn er es mit der Methodik des Orderbuch-Scalpers versuchen will?
ROTTER: Er muss den Markt und das Orderbuch lange Zeit beobachten, um ihn lesen zu lernen bzw. ein Gefühl für die Bewegungsmuster zu bekommen.
Frage: Gibt es einen Rat, den Sie unseren Lesern geben können, damit diese erfolgreicher traden können?
ROTTER: Man sollte auf jeden Fall nicht halbherzig und nebenbei traden, sondern sehr professionell und gut informiert an die Sache herangehen. Lesen Sie Trading-Bücher und besuchen Sie gute Trading-Seminare, um bestens vorbereitet zu sein. Außerdem muss man grundsätzlich davon ausgehen, dass "IMMER ALLES" passieren kann…, insofern sollte beispielsweise die Toilette nicht zu fern vom Trading-Desk entfernt sein :-))).
Quelle: Traders-Magazin
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