Kommentar
10:39 Uhr, 14.10.2016

Interview mit Manfred Wiegel, Vorstand green benefit AG

Der Klimagipfel hat weitere Investitionen in den Sektor der erneuerbaren Energien ausgelöst. Gerade weil die Bewertungen vieler Aktien derzeit wegen der anhaltenden Ölpreisschwäche niedrig sind, lohnt sich der Einstieg. Manfred Wiegel, steht im Interview zur Anlagepolitik im Fonds green benefit Nachhaltigkeit Plus.

Mit hoher Überzeugung in Nachhaltigkeit investieren

Herr Wiegel, green benefit AG hat den Fonds green benefit Nachhaltigkeit Plus aufgelegt. Lässt sich mit Nachhaltigkeit Geld verdienen?

Das Thema Nachhaltigkeit, so wie wir es verstehen, befasst sich immer mit der Zukunft und mit Megatrends. Stromversorger, wie beispielsweise RWE oder E.ON, mussten sehr schmerzlich feststellen, dass sich mit Kernenergie oder Kohle immer weniger verdienen lässt und erkannten sehr spät, dass in erneuerbaren Energien die zukünftigen Gewinne liegen. Warren Buffet ist schon seit längerem in Solarparks mit hohen Ausschüttungen investiert. Auch wir erzielen mit Aktien von Solarparkbetreibern beispielsweise sechs Prozent Dividende.

Seit dem Klimagipfel in Paris im Dezember 2015 ist der politische Wille zur Reduzierung der Treibhausgase und der Eindämmung der Klimaerwärmung von 185 Ländern sehr klar zum Ausdruck gekommen und wir erleben gerade die Ratifizierung dieses Klimagipfels. Damit werden massive Investitionen in bestimmte Sektoren wie beispielsweise erneuerbare Energien, LED, Energieeffizienz, Elektromobilität und Energiespeicher ausgelöst. Genau dort sind wir mit unserem Fonds sehr stark investiert und werden von der Entwicklung der aussichtsreichsten Unternehmen weltweit profitieren.

Was zeichnet den Investmentansatz aus?

Wir sind ein reinrassiger Stockpicker und investieren in Unternehmen aus einer hohen Überzeugung heraus, auch „High Conviction“ genannt. Dies drückt sich in einem sehr konzentrierten Portfolio von nur circa 25 Einzelwerten aus.

Die Besonderheit bei unserem Ansatz ist die Investition in sogenannte „Pure Player“. Dies sind Unternehmen, die überwiegend in einem bestimmten Sektor unterwegs sind, wie beispielsweise LED oder Wind. Dabei werden Mischkonzerne vermieden und das Portfolio ist reiner (purer) und einfacher in der Beurteilung von Nachhaltigkeitskriterien. Dabei wenden wir einen flexiblen Ansatz mit einer Mischung aus Value und Growth Titeln an. Auch finden Turnaround-Werte Eingang in das Portfolio.

Zusätzlich zeichnen wir uns durch ein hohes sogenanntes „Active share“ aus. Dies beträgt aktuell 99,4 Prozent im Vergleich zu einem ESG Global Leader Index und weist somit eine hohe Abweichung von der Benchmark auf.

Das Management arbeitet seit 10 Jahren zusammen, ist der Fonds-Advisor des Fonds und auch gleichzeitig Eigentümer der green benefit AG. In dieser Kombination ist das sonst bei keinem anderen Fonds am Markt zu finden.

Was ist das Ziel der Anlagepolitik des Fonds green benefit Nachhaltigkeit Plus?

Ziel der Anlagepolitik des Fonds green benefit Nachhaltigkeit Plus ist die Erwirtschaftung eines möglichst überdurchschnittlichen Wertzuwachses der Vermögensanlagen durch die Investition auf internationalen Kapitalmärkten. Im Rahmen eines aktiven Risikomanagements variiert der Fonds seinen Investitionsgrad im Bezug auf Aktien. Bei der Auswahl der Investments werden u. a. ökologische, soziale und ethische Gesichtspunkte berücksichtigt. Der Fonds verfolgt dabei einen mittel- bis langfristigen Investitionsansatz.

Klar definierte Ausschlusskriterien helfen uns ein „reines“ Nachhaltigkeitsportfolio zu finden. Aus zehn Sektoren filtern wir die Investitionen. Dazu gehören folgende Sektoren: Solar, Wind, Mobilität, Energieeffizienz, LED, Nahrungsmittel, Land- und Forstwirtschaft, Green-Buildings, Wasser und Bildung.

Wie fällt die Performance des Fonds aus?

Das Ziel überdurchschnittliche Renditen zu erzielen ist nur mit einer höheren Volatilität und einem längeren Investitionshorizont von mindestens fünf Jahren möglich. Aktuell befindet sich der Fonds im zweiten Jahr und ist seit der Auflegung über 30 Prozent im Minus. Solche starke Schwankungen erlebte man auch in der zweiten Phase des Internetbooms und Firmen wie beispielsweise Amazon konnten erst in der zweiten Phase des Booms ihr wirkliches Potential zeigen. Ähnliche zyklische Schwankungen erleben wir gerade in den Sektoren Solar, Wind, LED, Energieeffizienz und Ernährung. Die niedrigen Bewertungen bieten für Investoren zum gegenwärtigen Zeitpunkt exzellente Einstiegschancen.

Dass wir mit unserem Ansatz besonders von der Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels profitieren, zeigte die Wertentwicklung beispielsweise im Dezember 2015, als nach den wegweisenden Entscheidungen beim Klimagipfel in Paris der Fondspreis über zwölf Prozent anstieg.

Könnten Sie einige Aktien nennen, die derzeit besonders gut laufen bzw. in Zukunft noch interessanter werden könnten?

Gute Entwicklungen im Fonds zeigen aktuell beispielsweise: China High Speed Transmission, Weltmarktführer bei Getrieben für Windkraft. Electrovaya, Hersteller von Elektrobatterien mit aussichtsreicher Technologie. BYD, die „chinesische Tesla“ mit hohen Steigerungen bei den Gewinnen und hohen Absatzzahlen bei den Elektrofahrzeugen, sehr stark im Elektrobus-Sektor. 8point3 Energy Partners, Solarparkbetreiber aus den USA mit hohen, soliden Dividenden.

Werte, die eher auf einen Turnaround warten, sind Solaredge, schuldenfreier Wechselrichterhersteller aus Israel mit führender Technologie, und Manz, ein deutscher Maschinenbauer mit einem breiten innovativen Produktportfolio.

Was glauben Sie: Warum sind Solaraktien derzeit so stark unterbewertet obwohl die entsprechenden Unternehmen meist sehr ordentliche Gewinne erwirtschaften?

Die Fakten liegen unserer Meinung nach klar auf dem Tisch. Die Gewinne der Unternehmen sind sehr stark gestiegen und die Nachfrage nach Solar ist nicht nur in ein paar wenigen Ländern zu sehen, wie noch vor 6 Jahren, sondern das Angebot trifft auf eine sehr starke weltweite Nachfrage aus mittlerweile über 70 Ländern. Die Anleger haben sich aber aktuell wieder von Solaraktien verabschiedet und diese notieren auf sehr niedrigen Kursniveaus, weil die kurzfristigen Aussichten über die nächsten 6 Monate nicht rosig sind, Überkapazitäten gemeldet wurden und die Preise fielen. In China erfolgten, durch eine Reduzierung von Subventionen, starke Vorzieheffekte und in den USA verschoben sich Aufträge durch die Verlängerung der Steuervorteile auf 5 Jahre in das nächste Jahr.

Massive Probleme damit haben aber nur kleine Solarmodulhersteller, diese warfen die Module in letzter Zeit panikartig auf den Markt. Große Modulhersteller, nur in solche investieren wir, können diese vorübergehende Phase mit niedrigeren Verkäufen in China durch Verkäufe in anderen Ländern beispielsweise nach Japan, Indien und Lateinamerika kompensieren.

JinkoSolar, der weltgrößte Solarproduzent, ist in der Lage durch Großaufträge, wie beispielsweise einen erst kürzlich erhaltenen 560 MW Auftrag von einem US-amerikanischen Versorger, stabilere Umsätze und Bruttogewinne zu erzielen. JinkoSolar ist im Top Runner Programm in China, dies ist nur für große sogenannte Tier 1 Hersteller möglich und schafft dadurch Eingangsbarrieren mit hohen Produktstandards. Auch können nur große Anbieter sich mehr vom zyklischen Modulgeschäft unabhängiger machen, indem sie eigene Solarparks betreiben. JinkoSolar hat über 1.000 MW in eigenen Solarparks und erzielt damit Bruttogewinne von über 60 Prozent.

Es ist ja auch nicht so, dass nur die Preise der Module fallen, sondern auch die Kosten für die Herstellung fallen kontinuierlich. Dies ist ein wesentlicher Grund warum der sog. „Tipping Point“ bei den erneuerbaren Energien erreicht ist, d.h. der Schwenk weg von fossilen Brennstoffen und Kernenergie hin zu erneuerbaren Energien nicht mehr aufzuhalten ist. Wir erleben hier ähnliches wie beim Wandel von der Analog- zur Digitalfotografie.

Tatsächlich ist JinkoSolar mittlerweile aberwitzig günstig bewertet. Am 22.09.2016 wies die Aktie laut Financial Times ein KGV (Kurs-Gewinn Verhältnis) von 2,89 auf. Dies zeigt eine sehr niedrige Bewertung an. Wir achten aber auch sehr auf das Verhältnis zum Wachstum. Dies wird gemessen am sogenannten PEG-Ratio (Price-Earnings to Growth Ratio) und drückt das Kurs-Gewinn Verhältnis in Relation zum Wachstum aus. Je niedriger das PEG-Ratio, desto günstiger ist die Aktie. JinkoSolar weist einen der niedrigsten Werte im Technologiebereich auf. Also genau das, was man als Investor haben will – eine günstige Aktie mit weiterhin hohem Wachstum. Es ist ein großer Fehler solche Aktien jetzt aus der Hand zu geben, sondern man sollte jetzt investieren. Wir haben dies getan und haben bei sehr günstigen Werten im Fonds nachgekauft und sind aktuell zu 98,4 Prozent in den aussichtsreichsten Aktien der Nachhaltigkeit aus verschiedenen Sektoren investiert.

Die Fragen stellte Helge Rehbein.

Manfred Wiegel studierte Finanzökonomie an der european business school (ebs), Oestrich-Winkel. Er ist einer der ersten Certified Financial Planner (CFP) in Deutschland und war zehn Jahre im Vorstand einer Vermögensverwaltung. Heute bringt er das langjährige Know-how in sein eigenes Unternehmen green benefit AG mit Sitz in Fürth bei Nürnberg ein. Manfred Wiegel hat sich auf das Thema Nachhaltigkeit spezialisiert und ist ein gefragter Experte zu diesem Thema. Mehrere Jahre managte er den Parium Sustainability Fund, dessen Rating von Morningstar 2014 5 Sterne aufwies und von Lipper Leaders 2014 im 3-Jahres-Rating und Gesamtrating mit der Bestnote 5 bewertet wurde.

Dieser Beitrag ist in der aktuellen Sonderpublikation der BörseGo AG "Welche Fonds und ETFs kommen für mich infrage?" erschienen. Sie können die Sonderpublikation hier kostenlos herunterladen.

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