Kommentar
16:04 Uhr, 19.02.2009

Interview mit Kenneth Griffin - Hall of Fame der Hedgefundsmanager

Kenneth C. Griffin wurde am 15. Oktober 1968 in Daytona Beach, Florida geboren. Er ist ein amerikanischer Hedgefondsmanager. Derzeit ist er Präsident und CEO von Citadel Investment Group (die er auch gegründet hat), einem in Chicago ansässigen Hedgefonds. Er hat sich selbst bereits einige Milliarden Dollar bezahlt. Die Citadel Group gehört zu den größten und erfolgreichsten Hedgefonds der Welt.

Wie fühlt es sich an, das einzige Mitglied der Hall of Fame (zusammengestellt von Insitutional Investor) zu sein, der nur einen einzigen Job in seiner ganzen Karriere gehabt hat?

Ich bin in eurer Liste wahrscheinlich einzigartig, weil ich niemals an der Wall Street gearbeitet habe. Als ich noch am College war, habe ich die Portfolios zweier kleiner Partner ge-„co-managed“, die sich in Convertible Bond Arbitrage versucht haben. Nachdem ich in Harvard graduiert hatte, wurde ich von Frank Meyer (Gründer der fund-of-funds Firma Glenwood Partners) hier in Chicago engagiert, um einen eigenen Account zu verwalten. In meiner Anfangszeit habe ich mich weiterhin auf die Convertible Bond Arbitrage, Relative Value und andere Trading Strategien konzentriert.

Wie würden Sie den Einfluss von Meyer auf Ihre Karriere quantifizieren?

Ich schulde einen sehr großen Teil meines Erfolgs dem Willen von Frank ,Risiko einzugehen, und mich vom College weg zu engagieren, mir das Kapital seiner Investoren anzuvertrauen und später mein Partner zu werden. 1990 haben wir mit Citadel begonnen. Frank war ein wunderbarer Mentor, Ratgeber und Partner, der mich dazu animiert hat, eine Plattform zu bilden. Anders ausgedrückt, hat er mich dazu aufgefordert nicht nur eine Strategie zu verfolgen. Stattdessen hat er mich dazu ermutigt, ein Team aus Profis zusammenzustellen die Kapital dazu nutzen konnten mit verschiedenen Investment Strategien Geld zu verdienen. Indem ich die Balance zwischen kurzfristigen Bedürfnissen der Profitmaximierung und der langfristigen Vision einer Plattform gefunden habe, war der Grundstein für unseren Erfolg im Laufe Jahre gelegt.

Citadel war auch sehr opportunistisch.

Das ist zum Großteil auf unsere DNA zurückzuführen. Dies ist eine Organisation die von der Herausforderung profitiert, die durch den Eintritt in neue Märkte und das Zusammenstellen von Teams und Wettbewerbsvorteilen, die uns im Laufe der Zeit in die Leader-Position bringen.

Wie die Entscheidung Energy-Trading zu betreiben?

Als vor einigen Jahren die Verwirrung um Enron entstand, war das für uns ein großartiger Zeitpunkt für uns um mit Energy-Trading zu beginnen. In den letzten Jahren ist es uns gelungen ein Team zusammenzustellen, dass meiner Meinung nach eines der besten der Welt ist. Diesem Team ist es in einer Partnerschaft mit JP Morgan gelungen (im Oktober 2008) Amaranth’s enormes Portfolio in wenigen Dutzend Stunden zu kaufen und die signifikanteste Finanzkrise, die jemals die Energiemärkte getroffen hat, völlig zum Stillstand zu bringen.

Und das Team hat ganz Nebenbei noch ein bisschen Geld für Ihre Investoren gemacht.

Wir haben den Trade korrekt gepreist. Glücklicherweise waren wir sehr aggressiv bei der Disposition des Portfolios. Es war uns möglichen aus einer fairen Anzahl an Positionen auszusteigen die sehr deutliche Verluste eingefahren hätten. Ich bin sehr zufrieden damit wie mein Team die Situation gemeistert hat. Sie haben es geschafft aus einer „Nichtpräsenz“ im Markt, die vorhanden war bevor Enron kollabiert ist, innerhalb weniger Jahre zu jener Firma zu werden, die von der Welt dazu auserkoren wurde eine der größten Krisen in den Energiemärkten zu lösen. Das spricht Bände.

War es bei Sowood dieselbe Geschichte? [Letzten Sommer hatte Citadel sich dazu entschlosen Sowood’s gesamtes Portfolio zukaufen, welches aufgrund der Kreditkrise immer stärker an Wert gefallen war]

Die schnelle Lösung bei der Liquiditätsgröße von Sowood war sehr wichtig für die weitere Funktionsweise der weltweiten Kreditmärkte. Abgesehen davon war es auch von unheimlich großer Bedeutung für die Investoren dieses Unternehmens. Wir traten mit Sowood etwa mittags an einem Sonntag in Kontakt. Wir stellten sehr schnell ein 35 bis 40köpfiges Team zusammen um das Portfolio zu durchleuchten und bereits Sonntagnacht waren sechs oder sieben Personen in Boston vor Ort. Wir haben das Portfolio gekauft, bevor die Märkte am Montag eröffneten. Diese Aktion war in der Tat bemerkenswert. Das Teamwork auf unserer Seite – und auch der Wille der Sowood Verantwortlichen, was man ihnen zu Gute halten muss, diese Transaktion durchzuführen – waren sehr beeindruckend.

Wie passen Investments wie Sowood oder Amaranth in das Konzept, welches Citadel normalerweise verfolgt?

Einige dieser „Headline-Stories“ reflektieren, was wir Tag für Tag machen. Etwa 20 Jahre nach der Gründung befindet sich Citadel tatsächlich im Zentrum der weltweiten Kapitalmärkte. An einem arbeitsreichen Tag traden wir mehr als eine halbe Milliarde Aktien. Zwischen 20 und 25 Prozent aller Optionskontrakte in Amerika durchlaufen unsere vier Wände. Egal um welche Größenordnung es sich handelt – ob es nun 100 Google Aktien oder 35 Milliarden Dollar an „Eclectic Portfolio Assets“ sind – wir können sofort einen Preis bilden.

Wenn wir über die Reputation von Citadel sprechen, dann sollten wir uns auch einen Moment Zeit nehmen um über die so genannten Negativa zu sprechen. Manche Menschen sagen, „Es ist ein harter Arbeitsplatz, man wird gefordert und zwar erbarmungslos.“ Ich sehe diese Eigenschaften als Stärken an. Marktführer sind erbarmungslos. Sie versuchen immerzu den Standard nach oben zu bewegen. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir eine Reputation höchster Qualität genießen, wenn es darum geht, dass wir das tun, was wir auch angekündigt haben. Und das ist der Grund dafür, warum, wenn Amaranth einen Partner oder Sowood eine Lösung oder E*Trade eine Kapitalspritze oder Investmentbanken einen großen Risikotransfertrade brauche, diese Unternehmen zu Citadel gehen.

Sind Sie immer noch in das day-to-day Trading involviert?

Tja, meine Tradingaktivität, oder der Mangel daran, scheint eine konstante Quelle der Neugierde der Presse zu sein. Ich bin involviert. Bevor wir uns heute zusammengesetzt haben, habe ich die Risiko Reporte der letzten Woche durchgearbeitet, und darüber nachgedacht, welche Positionen wir dort stehen haben. Dann habe ich mit einem der Portfoliomanager über eine der großen Positionen gesprochen. Ich stehe nicht da draußen, um Assets auf einer day-to-day Basis zu Verkaufen oder zu Kaufen. Die Personen die für mich arbeiten, können das viel besser als ich das könnte. Ich bin aber auf jeden Fall involviert wenn es darum geht zu fragen, „wo befindet sich das Portfolio heute? Wohin wollen wir mit dem Portfolio gehen? Wo liegen die Schlüsselrisiken, die wir eingehen? Werden wir für diese Risiken entsprechend entschädigt?“

Welche Rolle haben Sie damals bei Amaranth und Sowood gespielt?

Bei Amaranth habe ich nicht mehr als eine oder zwei Stunden in den ersten 60 Stunden geschlafen. Es hat aber auch keiner meiner Kollegen geschlafen. Das war ganz einfach notwendig, damit dieser Deal über die Bühne gehen konnte.

Wie wichtig ist Technologie für Citadel?

Extrem wichtig. Unser Chief Information Officer, Tom Miglis, betreut ein Team von etwa 500 Personen, die unsere Technologieerfordernisse tagein tagaus unterstützen. Ich bin davon überzeugt, dass unser Technologischer Vorteil uns auch einen enormen Wettbewerbsvorteil verschafft. Wie viele Firmen können eine Million Transaktionen durchführen? Wir tun das jeden Tag.

Sie haben sehr unverblümt über Rolle der Finanzindustrie in der Kreditkrise gesprochen.

Ich denke, dass die Wall Street sprichwörtlich den Ball fallen gelassen hat. Die Verluste die wir in den letzten 9 Monaten gesehen haben, sind meiner Meinung nach nicht zu tolerieren. Das unterstreicht den Mangel an Disziplin was das Capital Committment und Risiko Management dieser Institutionen betrifft.

Wo denken Sie liegt Ihr größter Beitrag in der Hedge Fonds Industrie?

Die Geschichte von Citadel war für hunderte von Managern eine Inspiration. Sehen Sie sich meinen Background an. Ich bin niemals auf eine Business School gegangen. Ich habe nie an der Wall Street gearbeitet. Meine Partner und ich haben es dennoch zu Stande gebracht, eine der mächtigsten und erfolgreichsten Firmen für Finanzservices in den USA oder der ganzen Welt zu werden. Wir haben den Begriff Hedge Fund neu definiert und gezeigt was dieser sein kann. Und für viele Möchtegern-Unternehmer , die sich die Frage stellen – Soll ich es tun oder nicht? – möchte ich ein Beispiel sein. Sie sollen sich unsere Geschichte und unserer Erfolg vor Augen führen und sich sagen, „Weißt du was? Einen Versuch ist es wert.“

Was hat die Zukunft für Citadel zu bieten?

Ich bin 39 Jahre alt. Die ersten 20 Jahre waren großartig. In den nächsten 20 Jahren muss ich sicherstellen, dass ich diese Firma so positioniere, dass sie zu einem gut laufenden Geschäft wird, auch wenn ich nicht mehr dabei bin. Wir werden die Schritte als Team unternehmen, um ein Unternehmen zu formen, das ganz ohne Frage einen kapitalisierbaren Wert in den Finanzmärkten hat. Das schulde ich meinen Partnern. Das schulde ich meinen Mitarbeitern. Das schulde ich jedem, der sich darauf verlässt, dass wenn ich nicht mehr da bin, diese Institution weiter bestehen wird.

Um diese Zukunft zu sichern – wäre es da nicht hilfreich für Citadel an die Börse zu gehen?

An die Börse zu gehen ist mit Sicherheit eine Möglichkeit für uns, um die Stärken dieser Organisation auszuweiten. Das ist jedoch kein Imperativ. Es ist nichts, was wir gleich morgen tun müssten. Wir haben bereits in den letzten Jahren darüber nachgedacht haben. Wir wären Dummköpfe würden wir nicht die Vorteile und Nachteile verstehen, die es mit sich bringt eine öffentliche Unternehmung zu sein. Ich denke jedoch das Citadel gut genug positioniert ist um eine zu sein.

Wenn man die schwache Performance von Hedge Fonds Unternehmen betrachtet, dann war es vermutlich weise von Ihnen zu warten.

Das stimmt. Das ist eine jener Situationen, wo wir nicht unbedingt erster sein müssen.

Das Interview führte Michael Peltz (Institutional Investor)

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