Kommentar
12:16 Uhr, 17.05.2017

Interview: Mit Faktor-Zertifikaten überproportional profitieren

Mit einem konstanten Hebel in einen Basiswert investieren: Faktor-Zertifikate machen es möglich! Derivate-Experte Matthias Hüppe von HSBC Deutschland erläutert im Interview mit dem TradersJournal die Vorzüge dieser Produktkategorie.

Herr Hüppe, Faktor-Zertifikate differenzieren sich von anderen Hebelprodukten vor allem durch den täglich konstanten Hebel (Faktor). Welche Konstruktion steckt dahinter?

Diese Frage gehört zu den häufigsten Fragen, die wir von unseren Anlegern erhalten. Denn obwohl das Derivate-Universum schon mit allen Produkten ausgestattet war, die es erlauben auf steigende, fallende und seitwärtslaufende Märkte zu setzten, haben Marktteilnehmer nach einem Produkt gesucht, dessen Hebel über die Laufzeit hinweg konstant ist. Diesen Wunsch erfüllt die Produktkategorie der Faktor-Zertifikate. Wie der konstante Hebel zustande kommt wollen wir anhand eines einfachen Beispiels darstellen.

Angenommen der Kurs eines beispielhaften Basiswertes steht bei 100,00 Euro. Anleger, die in diesen Referenzwert investieren möchten, müssen hierfür 100,00 Euro zahlen. Steigt der Basiswert nun im Tagesverlauf um einen Euro an, erhalten Anleger am Tagesende 101,00 Euro. Anleger, die diese Tagesrendite überproportional, z. B. vierfach, hebeln möchten, können dies mit einem Faktor-Long-Zertifikat (Faktor 4) umsetzten. Um diesen über den Tag hinweg konstanten Hebel 4 zu kreieren, muss der Basiswert in der vierfachen Menge gekauft werden. Dabei wird die folgende Vorgehensweise unterstellt: Der Anleger investiert wie beim Direktinvestment 100,00 Euro, leiht sich aber zusätzlich fiktiv den noch fehlenden Betrag von 300,00 Euro beim Emittenten. Der Emittent investiert dabei den Gesamtbetrag für den Anleger in diesen Basiswert – hier im Beispiel werden 4 Stück vom Basiswert gekauft - und berechnet dem Anleger hierfür börsentäglich Finanzierungskosten. Durch den geringeren Kapitaleinsatz für den Anleger – da dieser nur 100 Euro investiert hat - entsteht der Hebelmechanismus. Steigt nun der Basiswert auf 101,00 Euro, partizipiert der Anleger mit dem Faktor-Long-Zertifikat (Faktor 4) überproportional (vierfach) an dieser Tagesentwicklung und erhält am Ende 104,00 Euro. Diese 104,00 Euro werden bei einer Anlage über einen Handelstag hinaus entsprechend am Folgetag wieder reinvestiert. So können Anleger einfach und konstant überproportional an den Tagesrenditen eines Referenzwerts partizipieren und stabilen Kurstrends mit einem konstanten Hebel folgen.

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(Quelle: Produktbroschüre „Faktor-Zertifikate Konstanter Hebel – Tag für Tag“)

Neben den soeben beschriebenen Faktor-Long-Zertifikaten gibt es auch Faktor-Short-Zertifikate, die es erlauben auf stetig fallende Kurse zu setzten.

Uns ist bewusst, dass die Produktgattung „Faktor-Zertifikate“ ein Tick schwieriger ist, als die herkömmlichen Hebelprodukte. Aus diesem Grund sollten interessierte Marktteilnehmer unsere Produktbroschüre „Faktor-Zertifikate Konstanter Hebel – Tag für Tag“ unbedingt vor dem tatsächlichen Investment durcharbeiten und verstehen. Diese können Sie hier abrufen.


Bei Faktor-Zertifikaten gibt es keine Knock-out-Barriere wie Sie bei Hebelprodukten üblich ist. Was steckt dahinter?

Natürlich darf der Marktteilnehmer nicht zum Trugschluss kommen, dass bei Faktor-Zertifikaten nur Chancen und keine Risiken existieren. Der Kapitalmarkt ist der fairste Markt von allen und bei diesem gibt es keinen Free-Lunch! Wer mehr Rendite haben will, muss auch mehr Risiken in Kauf nehmen und umgekehrt. Allerdings haben Faktor-Zertifikate obwohl diese zu der Familie der Hebelprodukte zählen, tatsächlich keine Knock-out-Barriere. Dafür sind sie jedoch mit einer Anpassungsschwelle ausgestattet. Wird diese Anpassungsschwelle durch den Kurs des Referenzwerts während eines Handelstags berührt oder (Long-Zertifikaten) unter- beziehungsweise (Short-Zertifikaten) überschritten, wird eine untertägige Anpassung des Faktor-Index vorgenommen. Bei Eintritt des Anpassungsereignisses wird ein neuer Handelstag simuliert. – Verschiedene Beispiele sind in unserer Produktbroschüre enthalten - Dabei wird zur Messung der weiteren Tagesperformance des Basiswerts der Anpassungsschwellenkurs als neuer Ausgangswert für den Referenzwert festgesetzt. Die Höhe der Anpassungsschwelle ist auf der Seite der Indexberechnungsstelle (ICF BANK AG) angegeben. Der Anpassungsmechanismus soll verhindern dass ein Faktor-Zertifikat den Wert Null annimmt. Dennoch kann dem Faktor-Zertifikate-Inhaber bei Eintritt des Anpassungsereignisses, in Abhängigkeit von der Größe des Hebels und der Höhe der Anpassungsschwelle, ein erheblicher Verlust entstehen und es sogar zu einem wirtschaftlichen Totalverlust kommen.

Für welche Marktphasen/Erwartungen raten Sie Anlegern eher zu Faktor-Zertifkaten und wann sind aus Ihrer Sicht gewöhnliche KO-Zertifikate die bessere Wahl?

Das ist eine sehr wichtige Frage, denn viele Markteilnehmer machen sich überwiegend Gedanken über die Marktrichtung, aber die Frage nach dem richtigen Produkt wird nur sehr selten gestellt. Wenn die Markterwartung stetig steigende oder stetig fallende Märkte wiederspiegelt, so sind Faktor-Zertifikate eine interessante Produktkategorie. Bei der entsprechenden Auf- bzw. Abwärtsbewegung darf der Basiswert jedoch kein starkes Zick-Zack-Muster aufweisen sonst sind die bereits etablierten Knock-out-Zertifikate die besser Wahl. Bei Seitwärtsmärkten ist die Produktklasse der Faktor-Zertifikate definitiv nicht geeignet. Hier sind Discount- und Bonus-Zertifikate, oder Aktienanleihen die passendere Alternative.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Gründe die dafür sprechen, Faktor-Zertifikate zu nutzen?

Die Gründe sind die gleichen wie bei klassischen Knock-out-Produkten, allerdings zeigen Faktor-Zertifikate in stetig steigenden oder stetig fallenden Märkten ihre ganze Stärke und bringen mehr PS auf die Straße als die etablierten Knock-out-Produkte. Auch diesen „Hebel-Hebel-Effekt“ haben wir in unserer Produktbroschüre z. B. auf der Seite 8 gezeigt. Abschließend kann man sagen, dass die Produktklasse der Faktor-Zertifikate das Derivate-Universum sinnvoll ergänzt und dem Bedürfnis nach einem Produkt mit konstanten Hebel über den Tag hinweg nachkommt.

Dieses Interview ist im TradersJournal erschienen. Hier können Sie sich kostenlos für das TradersJournal anmelden.

2 Kommentare

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  • Gerh_Muc
    Gerh_Muc

    Leider hat der Verfasser es versäumt auf das Problem `Zeitwertverlust einzugehen`. War das Unwissenheit oder Absicht ? Offensichtlich er will die Produkte ja promoten

    13:45 Uhr, 24.05.2017
    1 Antwort anzeigen

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