Interview mit dem Alpha-Manager - Optionen, Hebel, Profit
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Der Handel von Optionen ist eine der Königsdisziplinen der modernen Kapitalanlage. Der Hebel und die beschränkte Laufzeit sind dabei Garanten dafür, dass ungeübte Marktteilnehmer sich einem Risiko aussetzen, das sie in den meisten Fällen nicht langfristig aushalten können. Noch eine Stufe höher anzusiedeln sind Short-Geschäfte in Optionen. Also der Verkauf von Optionen. Um hier erfolgreich zu sein, bedarf es Fachwissen, Erfahrungen, Disziplin und vor allem: Risiko-Kontrolle. Wir haben uns mit Thorsten Eiglmeier von Swiss Alpha unterhalten, der mit seinen Kollegen in den letzten Jahren jeweils eine Rendite von rund 30 Prozent mit dem Schreiben von Optionen erwirtschaften konnte.
FRAGE: Herr Eiglmeier, erzählen Sie uns doch ein wenig über sich und Ihre Kollegen.
Thorsten Eiglmeier: Meine beiden für das Trading zuständigen Kollegen Stefan Gerstner und Christian Niedermeier waren ursprünglich bei der HypoVereinsbank. Stefan Gerstner arbeitete als Market Maker und Christian Niedermeier war im Portfolio Management für Großkunden. Dort sammelten die beiden ihre Erfahrungen im Hedging und im Optionshandel. Sie entwickelten dabei eine Strategie, bei der Optionen mit einer hohen Verfallswahrschein¬lichkeit verkauft werden. Schon in den HypoVereinsbank-Zeiten wurden rund 130 Millionen Euro gehandelt. Die Herren entschieden sich dann aber, das Ganze nicht mehr auf Angestelltenbasis fortzusetzen, sondern sich abzukapseln. So entstand dann die Swiss Alpha bzw. die Wert-Invest GmbH, wie das Unternehmen zunächst hieß. Die Schweiz wurde deshalb gewählt, weil wir die Strategie ja international vermarkten wollen. Wir sind dann per Gründung der Firma eine Geschäftsbeziehung mit der Credit Swiss eingegangen und haben zunächst begonnnen, die Strategie im Rahmen von Managed-Accounts umzusetzen. Hier haben uns Familie und Freunde geholfen, um ein gewisses Mindest¬vo¬lumen handeln zu können.
Das haben wir dann drei Jahre getan und uns anschließend die Performance testieren lassen (2003/2004/2005). Mit diesem Testat wollten wir uns dann auf den institutionellen Bereich konzentrieren und haben begonnen einen strategischen Partner zu suchen. Wir haben dann mit Hilfe eines institutionellen Family-Office einen Masterfund ins Leben gerufen, und konnten damit wesentliche Kontakte zu internationalen Brokern und Instituten knüpfen. Der Masterfund selbst ist nach der aufwändigen Gründungsprozedur im November 2006 gestartet. Seitdem wird das Geld in dem Fund verwaltet und auch die älteren Gelder aus den Managed-Accounts wurden dorthin umgeschichtet.
FRAGE: Könnten Sie vielleicht noch ein wenig über den persönlichen Hintergrund der beiden Trader erzählen?
Eiglmeier: Beide haben eine klassische Bankausbildung und haben sich anschließend im Abendstudium weitergebildet. Christian Niedermeier war dann schwerpunktmäßig im Bereich Portfolio Management tätig und hat wohlhabende Privatkunden beraten, die an der Eurex Futures und Optionen handeln wollten. Stefan Gerstner ging den klassischen Weg in der Bank bis hin zur Filialleitung und hat sich nach dem Studium für das Trading entschieden. Er arbeitete dann als Market Maker und Hedge Fund Manager.
FRAGE: Kommen wir zu Ihrem Trading. Sie schreiben Optionen. An und für sich nichts Außergewöhnliches. Das machen andere auch, allerdings viele auch ohne wirklichen Erfolg. Wie würden Sie Ihr Handelskonzept zusammenfassen?
Eiglmeier: Grundsätzlich ist es so, dass wir ausschließlich Optionen verkaufen und zwar nur auf den Eurostoxx 50. Die Optionen haben eine kurzfristige Laufzeit und wir sind immer gleichgewichtet nach oben und unten investiert. Für die Spezialisten, wir reden über den klassischen Short Strangle.
Was unsere Strategie meiner Meinung nach von anderen, weniger erfolgreichen unterscheidet ist, dass wir von der Risk-Management-Seite kommen. Wir präferieren also den Risk-Ansatz und nicht den Return-Ansatz.
Dazu haben wir stringente Investmentregeln entwickelt. Es handelt sich also nicht um ein diskretionäres, sondern um ein rein quantitatives, automatisiertes System. Aus der Vielzahl der auf den Eurostoxx 50 angebotenen Optionen selektieren wir diejenigen heraus, die nach unseren Parametern mit hoher Wahrscheinlichkeit wertlos verfallen. In der Vergangenheit betrug die Verfallsquote zirka 90 Prozent. Und wenn sie das tun, haben wir die Prämie vollständig vereinnahmt.
FRAGE: Können Sie ein wenig dazu sagen, was Ihre Parameter sind, nach denen Ihre Optionen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit verfallen werden?
Eiglmeier: Eines der wesentlichen Auswahlkriterien ist die Laufzeit. Wir schreiben grundsätzlich nur Optionen mit kurzen Restlaufzeiten. Da wir ja keinerlei fundamentales Research betreiben, ist das ganz wichtig für uns.
FRAGE: Das heißt also, Sie sind völlig weg vom klassischen Analystentum? Sie betrachten sich keine Aktien, sondern Sie haben mehr oder weniger statistisch quantitative Ansätze entwickelt, die Ihnen eben sagen, hier ist eine Option, die ist einfach zu teuer? Und Sie nutzen den stärkeren Zeitwertverfall am Ende der Laufzeit?
Eiglmeier: Ich möchte Ihnen natürlich keine Details erzählen, aber grundsätzlich gibt es zwei Faktoren.
FRAGE: …die wären?
Eiglmeier: Wie eingangs erwähnt, kommen wir von der Risk-Seite. Daher ist es für uns bei der Auswahl der Optionen ganz entscheidend, dass sie entsprechend weit weg vom Markt sind. Das heißt bei unserem Underlying, dem Eurostoxx 50, haben wir neben den klaren Parametern für die Laufzeit auch Vorgaben für die Basispreise. Bei den längeren Optionen, müssen eben auch die Basispreise entsprechend weiter weg vom aktuellen Stand liegen. Dadurch ergibt sich ein V. Das ist der erste Grundsatz, im V weg vom Markt und damit einhergehend eine hohe Wahrscheinlichkeit für den wertlosen Verfall. Und der zweite Grundsatz ist, dass wir ein Minimum an Optionsprämie vereinnahmen wollen, damit sich das Ganze auch lohnt.
FRAGE: Wenn man sich Ihre Performance anschaut, dann ist diese sehr stetig. Von Januar 2003 bis September 2006 schlagen rund 250 Prozent zu Buche, also rund zwei Prozent pro Monat. In diesem Zeitraum aber sind die Marktvolatilität und damit auch die zu vereinnahmenden Optionsprämien deutlich zurückgegangen. Wie schaffen Sie es dennoch, diese stetige Performance aufrechtzuerhalten?
Eiglmeier: Bei niedrig volatilen Märkten können wir den Durchsatz der verkauften Optionen erhöhen, ohne dabei die Risikoseite erhöhen zu müssen. Andererseits wenden wir uns bei der Auswahl der Optionen auch eher den hinteren, kurzfristigen Bereichen zu; Kurz gesagt, wir müssen in solchen Zeiten den Markt stärker fokussieren und beobachten, haben dann aber trotzdem noch unsere Mindestprämieneinnahme.
FRAGE: Im Umkehrschluß, wenn der Markt schlechter ist, muss der Trader mehr fokussiert, selektiver sein in der Auswahl der Instrumente?
Eiglmeier: Wir müssen den Markt dann noch genauer beobachten und es kann durchaus auch öfters zu einer Rollaktion kommen oder zu einem frühzeitigen Glattstellen der verkauften Optionen.
FRAGE: Was würden Sie sagen, ist ein Markt, wie man ihn momentan hat, einfacher zu handeln oder ein Markt, den man beispielsweise um die Jahrtausendwende hatte? Wir sprechen natürlich von der Volatilität.
Eiglmeier: Aufgrund unserer Strategie können wir nicht sagen, welcher Markt einfacher zu handeln ist. Was wir sagen können ist, dass es bei hoher Volatilität höhere Marktabstände bedeutet. Aber losgelöst von der Volatilität fahren wir einen Absolute Return Ansatz, eine trendunabhängige Strategie. Wir ummanteln sozusagen das Underlying. Ob der Markt nach unten bricht oder seitwärts läuft oder nach oben steigt, das spielt für uns weniger die Rolle. Nachdem wir sowohl nach oben wie auch nach unten in der Regel mehr als ausreichend Punkte vom Markt entfernt sind, haben wir auch eine gewisse Schwankungsbreite, die wir aussitzen können.
FRAGE: Das heißt also anders gefragt, wenn der Markt wieder eine höhere Volatilität aufweist…
Eiglmeier: …können wir noch weiter weg vom Markt, bei nahezu gleicher Prämieneinnahme – das in-the-money-Risiko sinkt, die Performance bleibt gleich.
FRAGE: Bedeutet das, Sie könnten eine Art von Diversifizierung anbieten in Form unterschiedlicher verschiedener Risikoabstufungen?
Eiglmeier: Nein. Das ist letztendlich keine Stabilität durch den Markt. Wenn der Markt sich wieder dreht, dann wird sich auch das Risiko wieder entsprechend verändern. Wir können jedoch beim Underlying diversifizieren. Wir haben aktuell ausschließlich den Eurostoxx 50 als Underlying und es gäbe noch die Möglichkeit, dass wir unsere Strategie auf den S&P 500 fahren. Da sind wir gerade in der Testphase und beabsichtigen damit in den nächsten Jahren einen weiteren Fund aufzulegen. Die gleiche Strategie, aber eben ein anderes Underlying.
FRAGE: Das ist wahrscheinlich dann auch interessant, wenn die Mittelzuflüsse…
Eiglmeier: …ein gewisses Limit erreichen. Ganz genau. Bei dem aktuellen Fund wollen wir bei einem Volumen von maximal 700 Millionen Euro ein Softclosing machen. Deshalb haben wir bereits schon vor einigen Monaten mit der Testphase für den Fund mit dem S&P 500 als Underlying begonnen. Wir werden den Fund demnächst mit eigenem Kapital ausstatten und handeln, und nach einem halben Jahr mit einem realen Track Record auf den Markt bringen.
FRAGE: Wo liegen die Vorteile systematischer Ansätze?
Eiglmeier: Wir haben verschiedene Systeme entwickelt, die die verschiedenen Parameter der vorhandenen Optionen durchsuchen und dann eben die entsprechenden Optionen auswählen, die für den Verkauf in Frage kommen. Wenn wir das händisch machen würden, was natürlich machbar ist, würde das einen sehr hohen Zeitaufwand mit sich bringen. Mit dem automatisierten Verfahren können wir schneller und treffsicherer unsere Optionen auswählen. Auch wenn sich die Parameter durch die sehr kurze Zeitspanne bei den Optionen schnell verändern, können wir aufgrund der Automatisierung dennoch eine Menge abarbeiten. Unser Handelsansatz zieht ja auch einen ganzen Rattenschwanz an Aufgaben nach sich, die zu erledigen sind. Einige unserer Risikokennzahlen sind z.B. die Volatilität und die Margin. Wir handeln ja nur mit standardisierten Optionen an der EUREX und die EUREX vergibt ja eine Marginkennzahl für jede Option. Wir haben Systeme entwickelt, mit denen wir diese Marginkennzahl auch sehr gründlich ermitteln können. Von daher können wir auch aufgrund unserer Ansätze ermitteln, wenn die Margin nach unten geht.
Haben wir wieder Handelsfreiräume, können wir neu investieren und unser automatisiertes Programm sagt uns dann, welches die entsprechenden Optionen sind und wie viele Kontrakte wir verkaufen können. Damit nutzen wir unser zur Verfügung stehendes Kapital optimal aus. Das ist eine ganz wesentliche Vereinfachung des Handels. Wir können das alles nicht automatisieren, wie etwa bei einem Futures-Handelssystem. Wir müssen die Umsetzung des Outputs des Systems noch manuell machen, entweder mittels Handelssoftware oder auch am Telefon. Die Executions machen wir also händisch, die Auswahl der Optionen ist weitestgehend automatisiert.
FRAGE: Könnte man sagen, dass es ohne diesen systematischen Ansatz gar nicht ginge, Ihr System zu fahren, weil man es händisch gar nicht schnell genug hinkriegt?
Eiglmeier: Richtig. Das kann man vielleicht hobbymäßig für sich selbst machen. Mit einem kleinen Volumen kann das funktionieren, mit unserem Volumen ist daran aber gar nicht zu denken.
FRAGE: Thema Subjektivität. Sie haben ja gesagt, dass der Output des Systems händisch umgesetzt wird. Wann treten subjektive Elemente auf? Gibt es Mechanismen, wo menschliche Entscheidungen gefragt sind? Was passiert an einem Tag wie dem 11. September 2001? Würde Ihr System einen solchen Extremfall beinhalten und verarbeiten können oder greifen Sie da händisch ein?
Eiglmeier: Nachdem wir grundsätzlich auf den institutionellen Investor ausgerichtet sind, ist es bei unserem System ganz entscheidend, dass wir auch seitens des Risiko-Managements auf nahezu jedes erdenkliche Szenario die passende Antwort haben. D.h. wir haben auch berücksichtigt, bei einem ungewöhnlichen Intraday- oder Overnight-Event das Portfolio insgesamt zu hedgen. Das passiert, ebenfalls automatisiert, über einen Deltahedge mit liquiden Futures.
FRAGE: Das beinhaltet auch den Extremfall, dass man zwar etwas gerne machen würde, was aber nicht geht, weil beispielsweise die Börse geschlossen ist?
Eiglmeier: In Extremfällen, wenn es brenzlig wird, berufen wir uns auf unsere Investment-Rules. Der gesamte Handlungsprozess ist in ein klares Korsett eingefasst. Ich behaupte einmal, dass sämtliche Risiken, die möglicherweise auf uns zukommen könnten, im Vorfeld schon analysiert wurden und die passende Antwort entsprechend automatisiert gegeben werden kann.
FRAGE: Führen sie Stresstests durch?
Eiglmeier: Täglich. Jeden Morgen werden bei uns auf die Optionen, die wir verkauft haben, Stresstests durchgeführt. Wir machen das aber auch, bevor neue Optionen verkauft werden. Damit können wir sehr genau ermitteln, wie sich die Marginkennzahl und damit unsere Marginauslastung verändert, wenn der Markt sich entsprechend verändert. Damit haben wir unter anderem die Möglichkeit, uns auf alle möglichen Szenarien optimal vorzubereiten.
FRAGE: Ein großes Thema ist ja das Risiko. Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, was Sie alles tun, ums das Risiko zu kontrollieren? Welche Dinge unterscheiden Sie vom kleinen privaten Trader?
Eiglmeier: Unser System besteht ja letztlich mehr oder weniger aus reinem Risiko-Management. Nehmen Sie beispielsweise die Auswahl der Option, diese beinhaltet ja schon, dass die gewählten Optionen unseren Vorgaben bezüglich des Risikos, das wir eingehen wollen, entsprechen. Wir bereits erwähnt hat die Option, die ausgewählt wird, eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie verfallen wird. Das ist ein Teil des Risiko-Managements, allerdings möchte ich um Verständnis bitten, wenn ich hier nicht zu sehr ins Detail gehen möchte.
Dann haben wir natürlich einen weiteren Aspekt, der abhängig vom Marktverlauf ist. Wir sind natürlich nicht dagegen gewappnet, dass die eine oder andere Option im Zeitverlauf ins Geld geht. Hierfür haben wir eben wieder in unseren Investment-Regeln genaue Verfahren entwickelt, wie vorzugehen ist, wenn dieser Fall eintritt. Dann haben wir auch unseren Prime Broker – Goldman Sachs – der neben unseren beiden Fundmanagern wiederum ein eigenes Risiko-Management-System in London implementiert hat, um ausgehend von der Marginkennzahl das Gesamt-Portfolio zu überwachen. Ein weiterer Baustein ist unser Administrator JP Morgan in Dublin, der wieder¬um Goldman und uns realtime kontrolliert. Zu guter Letzt haben wir auch einen Risk Controller intern im Hause, eine weitere Person also, die eben nochmals die Handelsabläufe, die Parameter und die Handelsentscheidungen kontrolliert.
FRAGE: Kommen wir auf Ihre Investment-Rules zu sprechen. Sind diese für die Leute, die bei Ihnen investieren wollen, einsehbar? Wie viel davon können Sie für uns preisgeben?
Eiglmeier: Es gibt schon Regeln, die man ansprechen kann. Aber viele dieser Parameter sind natürlich im Handelssystem als Formel hinterlegt, das kann ich Ihnen jetzt nicht erläutern. Einer unserer klassischen Leitfäden ist z.B. dass wir eine Minimum-Prämie in Abhängigkeit der aktuellen Marktvolatilität im Bezug zum Marktabstand ermitteln. Ein anderer ist, dass wir bei Openings die Mindestabstände täglich neu berechnen und adjustieren, welche wiederum auszugsweise unseren Investoren mitgeteilt werden können.
FRAGE: Sie handeln ausschließlich auf den Index?
Eiglmeier: Ja, der Eurostoxx 50 ist derzeit unser einziges Underlying. Wir handeln keine Optionen auf Equitys.
FRAGE: Wäre das aber nicht ein gutes Mittel zur Diversifikation?
Eiglmeier: Nein. Einzeltitel beinhalten zusätzliche Risiken, welche wir bei einem Index weitestgehend ausschalten können: Z.B. Einzelaktienrisiko, Branchenrisiko, etc. Diese stehen unserer Meinung nach nicht mehr im Verhältnis zur einzunehmenden Prämie, da das allgemeine Marktrisiko noch zusätzlich auf die Positionen wirkt.
Zu Beginn hatten wir schon den einen oder anderen Erfolg mit dem Schreiben von Aktienoptionen, aber schließlich haben wir uns entschieden, beim Index zu bleiben und eine Strategie zu fahren und nicht hin und her zu switchen. Mit dem Eurostoxx 50 haben wir einen Index, der liquide genug für uns und standardisiert ist, und das ist für unsere Expansion auch wichtig.
FRAGE: Zurück zu den Investment-Rules.
Eiglmeier: Eine weitere Investmentregel wäre zum Beispiel, wenn eine Option ins Geld geht, dann haben wir ganz klare fixe Parameter, die uns vorschreiben, dass nach einer bestimmten Zeitgrenze und einem bestimmten Punktwert die Option dann zurückgekauft werden muss.
FRAGE: Also das klassische Risiko-Management?
Eiglmeier: Ganz genau. Und der dann realisierte Verlust wird dann wiederum reinvestiert durch das Opening zweier neuer Optionen, wiederum Call und Put, wobei diese dann logischerweise weiter weg vom Markt sind. Optimal ist, wenn die neu generierten Optionsprämien den realisierten Verlust kompensieren. Wichtig ist, dass das Gesamtpositionsrisiko nicht erhöht werden darf.
FRAGE: Sie haben also pro Option praktisch zwei verschiedene Stopps, einen Zeitstopp und einen Geldstopp. Das heißt aber auch, dass Sie einer Position, die sich gegen Sie entwickelt, einen gewissen Spielraum geben, um sich wieder auf die positive Seite hin entwickeln zu können.
Eiglmeier: Ja, und diese Spanne ist so austariert, dass zum Beispiel das Verhältnis zwischen dem, was sie uns an Geld kostet, und dem Zeitwertverfall der Optionen nicht teurer ist, als wenn wir sie direkt glattstellen würden. Geht sie darüber hinaus, kommt es dann zum Zwangskauf. Dann wird die Position gezwungenermaßen glattgestellt.
FRAGE: So funktioniert also Ihre Repair-Strategie?
Eiglmeier: Damit kommen wir dann auch wieder zu der glatten Performance-Kurve, die Sie bereits vorher schon angesprochen hatten. Der glatte Track-Record mit nur drei Verlustmonaten in den letzten Jahren ist ein Resultat dessen. Wenn wir diese Repair-Strategie, wie Sie es treffend bezeichneten, noch im gleichen Monat anwenden können, also die neue Optionsprämie vereinnahmen und die Optionen die gleiche Laufzeit haben, wie die ins Geld gelaufenen, dann verbleibt die Optionsprämie bei uns und wir sind im Plus. Wenn wir dagegen jedoch zu dicht am Verfallstermin lagen, dann kann die Repair-Strategie erst mit Aktionen im Folgemonat stattfinden und es kommt zum Verlust. Dann müssen wir den realisierten Verlust ausweisen und das kann zu einem Monat mit negativer Performance führen. Allerdings taucht die neue Prämieneinnahme dann im Folgemonat auf, wo es dann zu einer überproportionalen Performance kommt. Das kann man schön in unserem Factsheet sehen.
FRAGE: Haben Sie einmal analysiert, was die Gründe für diese Verluste waren? Gab es Gemeinsamkeiten, die der Markt zu diesen Zeitpunkten aufwies?
Eiglmeier: Es handelte sich um drei unterschiedliche Events. Die Gemeinsamkeit war eben, dass der Markt in der Nähe des Verfalls nahe an die Basispreise der Calls hingelaufen ist. Der Markt hat sich also sehr positiv mittelfristig entwickelt und dann gab es nochmals ein kleineres Event, so dass die Optionen nahe am Verfall glattgestellt werden mussten und die Repair-Strategie im Folgemonat zu Buche schlug.
FRAGE: Fließen Erkenntnisse aus solchen Situationen in die Weiterentwicklung des Systems oder sagen Sie, das bewegt sich alles im Rahmen normaler Parameter?
Eiglmeier: Grundsätzlich sind wir immer aufgeschlossen für Verbesserungen. Das ganze System lebt davon, dass wir es immer wieder verbessern und dem Markt anpassen. Anpassen auch dahin gehend, dass sich der Markt verändert, die Marktkennzahlen sich verändern und die Volatilitäten sich verändern. Das Szenario, was ich gerade erklärte, mit den drei negativen Performance-Monaten ist eigentlich ein klassischer Fall, da können wir nicht viel verändern oder verbessern. Letztendlich können wir nicht wissen, wann sich der Markt positiv oder negativ entwickelt. Da würde uns auch kein Research helfen. Deshalb arbeiten wir an unseren Investment-Regeln, die uns sagen, was wir machen können, wenn sich eine Option gegen uns entwickelt, damit wir das dann noch zu einem positiven Ende bringen können.
FRAGE: Wie passieren diese Verbesserungen des Systems? Sitzen die Köpfe dann einmal pro Woche zusammen und beraten oder hat einer alle drei Monate mal eine Idee und sagt, wir müssen uns zusammensetzen, damit wir das verbessern können?
Eiglmeier: Also das geschieht auf zweierlei Art und Weise. Im regelmäßigen Turnus gibt es Meetings und man schaut, ob jemand Ideen hat, die relevant sind und das System verbessern können. Im Wesentlichen geschehen die Veränderungen aber durch die Vorgaben des Marktes. Da gibt es einfach Parameter, die sich laufend verändern. Ein Beispiel hiefür sind auch die Marginrichtlinien, die ab und zu von der Eurex verändert werden und auf die wir natürlich Rücksicht nehmen müssen bzw. die wir in unser Regelwerk einfließen lassen müssen.
FRAGE: Aber die Marktveränderung an sich ist schon in den zu¬grunde liegenden Formeln beinhaltet? Das heißt also, Ihr System reagiert automatisch darauf, wenn sich plötzlich die Volatilität verändert. Sie müssen nicht groß darüber nachdenken, wenn der VDAX von zwölf auf 18 geht. Das ist im Vorfeld in das System integriert worden?
Eiglmeier: Ja. Wie gesagt, ein wichtiger Bestandteil unseres Risiko-Managements ist die Volatilität. Da sich diese täglich verändert, reagiert unser System auch täglich automatisch darauf.
FRAGE: Herzlichen Dank für interessanten Ausführungen und alles Gute für die Zukunft.
T1) Eigenschaften der Swiss Alpha Strategie
T1) Eigenschaften der Swiss Alpha Strategie
Annualisiete Rendite 36,83%
Volatilität p.a. zirka 10%
Sharpe Ratio 2,67
Größter Monatsverlust 5,13%
Anteil positiver Monate 85%
Korrelation vs. EuroStoxx 50 0,37
Korrelation vs. REXP© -0,15
Januar 2003 – Oktober 2006
B1) Performance der Swiss Alpha Strategie
Die Performanceangaben sind in Euro gerechnet. Die dargestellte Performance basiert bis Oktober 2006 auf der Wertenentwicklung von Managed Accounts, die von den Händlern der Swiss Alpha seit Januar 2003 verwaltet wurden. Das heißt die dargestellten Renditen bis Oktober 2006 wurden nicht innerhalb des Alpha Strategies Fund erzielt, der erst im Oktober 2006 aufgelegt wurde.
Quelle: traders-mag.com
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