Analyse
20:47 Uhr, 13.10.2008

Internationale Rettungsaktion der EU und G7-Staaten gibt Hoffnung für eine Stabilisierung des Finanzsystems

Externe Quelle: Nord/LB

Auf dem G7-Treffen am Wochenende einigten sich die Regierungen zum ersten Mal auf einen gemeinsamen Aktionsplan. Der Plan sieht vor, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln den Zusammenbruch systemrelevanter Banken zu verhindern. Die Geld- und Kreditmärkte sollen wiederbelebt werden, indem Finanzinstitutionen breiter Zugang zu Liquidität und Refinanzierung gegeben wird. Außerdem wollen die Staaten die Banken bei der Aufnahme von frischem Kapital aus öffentlichen und privaten Quellen unterstützten. Zusätzlich wurde die stärkere Sicherung von Spareinlagen und die Ankurbelung des Marktes für Hypotheken und andere abgesicherte Kredite beschlossen.

EU beschließt gemeinsamen Maßnahmenkatalog

Am Sonntag konkretisierten 15 Regierungen auf einem EU-Gipfel einen gemeinsamen Maßnahmenkatalog zur Stützung des europäischen Finanzsystems. Dabei orientierten sich die Staaten an dem britischen Rettungsmodell. Das konzertierte Vorgehen soll die Benachteiligung einzelner Länder verhindern und gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle schaffen. Als Instrumente stehen den Regierungen die Bereitstellung von Liquidität, Garantien für Kredite unter Banken und die Beteiligung am Kapital der Banken zur Verfügung. Außerdem ist eine kurzfristige Aufweichung der Bilanzierungsregeln vorgesehen, die zu geringeren Abschreibungen führen dürfte. Die EU-Kommission arbeitet hier an einer Änderung, die noch rückwirkend für das 3. Quartal gelten soll.

Deutsches Rettungspaket umfasst ein Volumen von EUR 470 Mrd.

Das deutsche Rettungspaket, das noch in dieser Woche von Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden soll, verfügt über ein Volumen von EUR 470 Mrd. Der Hauptteil von EUR 400 Mrd. steht für Garantien von Interbanken- Krediten bereit, während EUR 70 Mrd. als potenzielle Kapitalspritze dienen.

Fazit

Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers erreichte der Vertrauensverlust der Finanzinstitute untereinander einen neuen Höhepunkt und verursachte so einen fast vollständigen Stillstand des Interbankenmarktes. Die Rettung bzw. Teilverstaatlichung einzelner Banken in Europa verschärfte die Krise noch und führte zu einer zunehmenden Wettbewerbsverzerrung im Finanzmarkt. Die Anzeichen eines Überspringens der Finanzmarktkrise auf die Realwirtschaft wurden immer deutlicher, weswegen ein gemeinsames, internationales Hilfsprogramm von Nöten war. Das gemeinsame Rettungspaket hat die Chance, den Interbankenmarkt wiederzubeleben und für eine geordnete Kreditversorgung von Unternehmen und Privatleuten zu sorgen.

Obwohl ein Zusammenbruch weiterer Finanzinstitute damit unwahrscheinlich wird, hat sich das Umfeld für Banken deutlich eingetrübt. Aktionäre, deren Banken staatliches Kapital in Anspruch nehmen, müssen neben der Verwässerung ihres Anteile auch die für sie ungünstigen staatlichen Restriktionen in Kauf nehmen. Auch angesichts des wirtschaftlichen Abschwungs sehen wir die Aussichten für die Bankenbranche insgesamt negativ.

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Über den Experten

André Tiedje
André Tiedje
Technischer Analyst und Trader

André Tiedje handelt seit 1999 an der Börse. Im Laufe der Börsentätigkeit eignete er sich fundierte Kenntnisse hinsichtlich der klassischen Charttechnik an und gelangte letztendlich zu den Elliott-Wellen, die ihn bis zum heutigen Tag faszinieren. Tiedje begann damit, aus der Elliott-Wellen-Theorie eigene modifizierte Handelsstrategien abzuleiten. Seit September 2004 veröffentlicht er Analysen auf stock3 und betreut die Premium-Services André Tiedjes Elliott-Wellen-Analysen und Elliott-Wellen-Trading mit André Tiedje. Zusätzlich bietet er mit dem ICE Revelator einen Signal-Service an, der automatisierte Trading-Signale auf Basis seiner modifizierten Handelsstrategie liefert.

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