Kommentar
14:04 Uhr, 29.07.2004

Internationale Börsen auf Talfahrt

Großbritannien

Nach einer unerfreulichen Börsenwoche schloss der FTSE 100-Index auf seinem niedrigsten Niveau seit Oktober 2003 und damit unterhalb seines jüngsten mittelfristigen Handelskorridors.

Eine Vielzahl von Unternehmen hat seine Ergebnisse, von denen sehr viele etwas enttäuschend ausfielen, veröffentlicht. Sogar ein großer Teil der Firmen, die die Erwartungen übertroffen haben, beispielsweise mmO2 und Vodafone, konnten sich dem Trend nicht entziehen. Von den Blue Chips übertraf lediglich AstraZeneca die Prognosen und stieg von diesem Tag aus an.

Die Zahlen zum Gewinnwachstum waren erfreulich, jedoch haben sich die Unternehmen bei ihren Prognosen zurückgehalten. Dieser Vertrauensmangel hat auf sich den breiten Markt übertragen.

Die wichtigste Unternehmensnachricht war in dieser Woche das Übernahmeangebot von Abbey durch das spanische Unternehmen Banco Santander. Durch diese Transaktion werden die zwei Millionen britischen Kleinaktionäre von Abbey nun Aktien des spanischen Unternehmens erhalten.

USA

Die strengen Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit den Parteitagen der beiden wichtigsten politischen Parteien haben die nervöse Stimmung an den Märkten in den letzten Wochen noch verstärkt. Der S&P 500-Index beendete die Woche in USD 1,5 Prozent niedriger, während der NASDAQ-Index 2,4 Prozent einbüßte.

Der Markt suchte nach neuen Themen und endeckte einen Trend im Telekommunikationssegment. Dort hat der Rückzug von AT&T hinsichtlich der Bereitstellung von Festnetzverbindungen für Endverbraucher den Wettbewerb verringert. Da viele Unternehmen Dividenden zahlen, die deutlich über denen von Staatsanleihen liegen, ist diese Branche derzeit günstig bewertet. Wir haben in Verizon und SBC Zukäufe getätigt.

Die Gewinnsaison zeigt ein ordentliches Gewinnwachstum, jedoch haben die Aktienkurse Probleme anzusteigen. Bei einigen Branchen, insbesondere bei Unternehmen aus dem Segment Öl, erwarten wir hohe Zuwächse und sind zuversichtlich, dass das Gewinnwachstum letztlich über den Prognosen des Marktes liegen wird.

Europa

In der letzten Woche wurden in Europa einige erfreuliche Wirtschaftsdaten veröffentlicht, und die Gewinnmeldungen fielen größtenteils neutral bis positiv aus. Nichtsdestotrotz schloss sich der Markt dem Abwärtstrend in den USA und in Großbritannien an. Der FTSE World Europe ex UK-Index verlor in EUR 1,3 Prozent.

Höher bewertete Marktsegmente wie die Finanz- und Gesundheitsbranche entwickelten sich am unerfreulichsten, wohingegen überverkaufte zyklische Titel etwas gestützt wurden.

Auf volkswirtschaftlicher Ebene lagen die Zahlen zum Konsum in Frankreich, zum Verbrauchervertrauen in Italien sowie zum Unternehmervertrauen in Belgien allesamt über den Erwartungen. Dies waren weitere Hinweise auf eine Konjunkturerholung.

Allmählich finden wir in Deutschland günstig bewertete Titel. Doch scheinen die Anleger die guten Fortschritte bei den Restrukturierungen in den Kursen noch immer nicht zu berücksichtigen.

Japan

Aktien aus Japan litten in der letzten Woche unter der weltweit trüben Stimmungslage. Der TOPIX- Index gab in JPY um 2,1 Prozent nach, während der JASDAQ-Index bei niedrigen Handelsvolumina und anhaltenden Verkäufen seitens internationaler Investoren 3,6 Prozent verlor.

Die Technologiebranche ist ein wesentlicher Bestandteil des japanischen Marktes. Deshalb hat sich die weltweit fehlende Begeisterung für diese Branche als nicht hilfreich erwiesen. Generell entwickelten sich marktbreite Titel sehr schwach und auf Wochenbasis legte nur die Telekommunikationsbranche zu.

Der Markt notiert aktuell auf einem interessanten Kursniveau, nachdem der 200-Tage-Durchschnitt gerade nach unten durchbrochen wurde. Für Chart-Techniker stellt dies ein schlechtes Signal dar.

Es gibt jedoch auch einige positive Faktoren. Zu diesen zählen die anstehenden Zahlen zum BIP für das II. Quartal sowie zu den Unternehmensgewinnen, die gemäß unseren Erwartungen gut ausfallen werden.

Asien & Schwellenländer

Der FTSE World Asia Pacific ex Japan-Index gab in der letzten Woche in USD um 2,6 Prozent nach, Hongkong tendierte jedoch überdurchschnittlich. Die Ursache dafür war ein Wiederanziehen der Immobilienbranche nach der Veröffentlichung von Daten, die darauf hindeuten, dass das Ende der Deflation in Sicht ist. Wir sind in Immobilientiteln aus Hongkong übergewichtet.

Ferner tendierte Brasilien schwach. Der Bovespa schloß aufgrund eines Korruptionsskandals in Real 3,6 Prozent niedriger.

Ein kürzlicher Besuch in Russland ließ einige interessante Anlagemöglichkeiten erkennen. Die Wirtschaft wächst stark, und dies läßt die Gewinne in Branchen wie Einzelhandel, Finanzen und Konsumprodukte ansteigen. Die Grundstoffindustrie ist ebenfalls ein interessantes Segment. Wir haben einen führenden Nickel- und Palladium-Förderer getroffen. Dieses Unternehmen erwartet eine extrem hohe Nachfrage aus China. Da das Angebot knapp ist, sind die Aussichten für die Preisentwicklung und die Gewinne gut.

Anleihen

Die in dieser Woche wichtigste Nachricht war die Rede von Alan Greenspan zur wirtschaftlichen Lage vor dem Kongress. Obwohl er seine Wachstumsschätzung für dieses Jahr leicht zurückgenommen hat und in seiner Prognose für 2005 von einem sinkenden Wachstum sprach, führte er aus, dass er von einem weiterhin hohen Wachstum ausgeht. Der derzeitige Rückgang beim Konsum erweise sich wahrscheinlich als vorübergehend, da er lediglich die Folge eines höheren Ölpreises sei.

Nach der Rede sind die Anleiherenditen angestiegen, und die Zins-Futures berücksichtigen nun für jede der vier in diesem Jahr noch anstehenden Fed-Sitzungen eine Zinserhöhung von 0,25 Prozent.

An fast allen Märkten für Staatsanleihen bleiben wir bei der Duration weiter short positioniert.

Am Markt für Unternehmensanleihen gab es kaum neue Nachrichten, wobei das Emissionsvolumen über die Sommermonate wahrscheinlich niedrig bleiben wird und die Zinsdifferenzen praktisch unverändert tendieren werden.

Quelle: Threadneedle

Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und hat in Deutschland derzeit 26 Fonds im Angebot. Das verwaltete Anlagevolumen beträgt rund 85,1 Mrd. Euro (Stand: 31.03.2004). Die Gesellschaft verdient sich regelmäßig Höchstnoten von verschiedenen Rating-Agenturen.

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