Kommentar
22:00 Uhr, 19.04.2008

Inflationsalarm: Schwellenländer geraten in Not

In den Schwellenländern geraten die Notenbankchef nicht nur wegen der Hitzewelle und Dürreperiode in Schweiß. Die rasende Inflation macht fast allen Schwellenländern zu schaffen, da die armen Bevölkerungsschichten nicht mehr ihre Mieten und Grundnahrungsmittel aufgrund der galoppierenden Inflation zahlen können. Dies könnte zu Aufständen gegen die jeweiligen Regierungen führen. Der Ölpreis erreichte ein neues Rekordhoch von 116 USD/Barrel, was ebenfalls die Inflation ansteigen lässt. Trotz der hohen Inflationsraten brach der Goldpreis mal wieder kräftig ein, weil Hedgefonds und Notenbanken Positionen glatt stellten. Tendenziell dürfte der Goldpreis aber wieder ansteigen.

Auch in vielen osteuropäischen Ländern ist die Inflation mittlerweile ein ernst zu nehmendes Problem auch für den Kapitalmarkt geworden. So müssen die Zinsen immer mehr angehoben werden. In Georgien stieg die Inflationsrate auf 12,8 % im März, in der Ukraine sogar auf über 20 %. Aber auch in Russland, den meisten GUS-Republiken und einigen südosteuropäischen Ländern befinden sich die Inflationsraten im zweistelligen Prozentbereich.

So verwundert es nicht, dass gerade in den genannten Ländern die Kurse an den Börsen crashartig einbrachen wie an der Börse in Montenegro mit einem Minus von 39 %, davon alleine 5,78 % in der letzten Woche. Nicht viel besser performten die Börsen Sofia (Bulgarien) mit einem Minus von 35 %, Belgrad (Serbien) mit -34 %, Zagreb (Kroatien) mit -31 %, Bukarest (Rumänien) mit -29 %, Tiblisi (Georgien) mit -27 %, Makedonien mit -26 %, Istanbul (Türkei) mit -23 %, Kiew (Ukraine) mit -22 %. In Sofia sprechen Journalisten schon von einem Blutbad, denn seit Oktober ist die Börse um 42 % eingebrochen. Dies zeigt deutlich wie gefährlich liquiditätsarme Märkte in diesem Phasen sind. Nicht vergessen sollte man aber auch dabei, dass die oben genannten Börsen in den letzten Jahren zu den Top-Perfomern unter allen Weltbörsen zählten, so dass Langfristinvestoren noch kräftig im Gewinn sind.

Diese staken Kurseinbrüche erhöhen aber auch die Reboundchancen bei einzelnen Titeln. So sind Bauwerte in Kroatien in der letzten Woche um 25 % an einem Tag angezogen. Demgegenüber war die Moskauer Börse mit -9 % ein relativer Outperformer und auch nicht so volatil wie die Südosteuropabörsen. Auch die zentralosteuropäischen Börsen mussten ordentlich Federn lassen, konnten sich zuletzt aber wieder erholen.

An der Moskauer Börse erreichten einige Unternehmen wie Düngemittelhersteller (Uralkali), Stahlkonzerne (wie Mechel) oder Gasunternehmen (Novatek) sogar neue historische Höchstkurse. Auch „Oligarchen-Portfolios“ sind weiterhin aussichtsreich. Neben Kali+Salz, wo Russen investiert sind, kommt nun auch TUI in Schwung, nachdem sich der Oligarch Mordashow offen für eine Erhöhung seiner Beteiligung aussprach. Ölunternehmen konnten sich im Kurs aufgrund der Rekordölpreise von 114 USD/Barrel auch wieder ein wenig nach oben bewegen; sie sind aber weit von ihren Höchstkursen entfernt.

Was aber erstaunt, ist die relativ gute Performance der Wall Street selbst, der Auslöser aller „Übel“, mit einem Minus von nur 4 %. Die Wall Street ist daher in diesem Jahr einer der Top-Performer unter den Weltbörsen und es würde mich nicht wundern, wenn sie sogar noch einmal ein neues Allzeithoch in diesem Jahr schafft, da „Helikopter-Ben“ die Märkte weiter überfluten wird und das „Plunge Protection Team“ in den USA ganze Arbeit leistet. Und irgendwo müssen die Anleger mit dem geparkten Geld auch wieder hin. Es gibt übrigens über 20 Börsen auf der Welt, die im Moment im Plus sind. Die Top-Performer der Welt sind im Moment Oman mit +20 % und Marokko mit +18,5 %. Auf Marokko sollten Sie in Zukunft besonders achten. Aussichtsreiche Länder sind auch Nigeria, Ägypten, Tunesien und Pakistan, die alle über 10 % im Plus liegen. Nur sind Sie hier sicherlich noch nicht investiert.

Aber auch die Wall Street ist in Anbetracht der Schieflagen im US-Finanzsektor und der hohen Verschuldung erstaunlich stabil. Da beträgt der Quartalsverlust bei JP Morgan „nur“ 50 % und auch Coca Cola kam mit relativ guten Zahlen heraus und schon sprangen die Kurse weltweit wieder an. Da konnte auch der erneuet Abschreibungsbedarf bei Merrill Lynch in Höhe von 6 Mrd. USD die Anleger nicht mehr aufregen und auch die Tatsache, dass Merrill Lynch seit Oktober 2007 schon 30 Mrd. USD abschreiben musste, fällt offensichtlich nicht ins Gewicht.

So bleibt nach wie vor die Hoffnung, dass sich die Aktienmärkte wieder „hochzittern“ und in eine Frühjahrsrallye münden. Dafür müsste der Dow Jones aber die 12900er-Marke überschreiten. Am Freitag schloss er bei 12849 Indexpunkten mit einem Plus von 1,81 %. Dies dürfte dann auch den DAX wieder Richtung der hart umkämpften 7000-er Marke bringen. Kommt es am Montag wieder zu Gewinnmitnahmen, könnte es auch an den anderen Weltbörsen wieder am Dienstag zu starken Korrekturen kommen. Legen die Börsen in der nächsten Woche aber per saldo um 2-3 % nochmals zu werden sich die schon tot geglaubten Bullen wieder zu Wort melden und zwar schneller als Sie denken. Die dann in Gang gesetzte Frühjahrsrallye dürfte aber nicht Lange von Bestand haben, da das Inflationsgespenst nicht so schnell verschwinden wird.

Fazit: Es wird weiter volatil bleiben – ein Eldorado für Trader. Auf der Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 €´/Min) werden täglich die nach wie vor guten Tradingchancen an den Ostbörsen aufgezeigt

Andreas Männicke - Chefredakteur des EAST STOCK TRENDS - www.eaststock.de

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