Inflationsängste sind übertrieben
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Die Frühindikatoren signalisieren zwar eine Erholung der Weltkonjunktur nach dem Tiefpunkt zum Jahreswechsel, doch sind die harten Fakten weniger positiv. Die Industrieproduktion in den USA war im Mai unerwartet schwach, und die Kapazitätsauslastung fiel auf ein Rekordtief. Der Wohnungsbau in den USA erholte sich etwas, war allerdings zuvor sehr schwach gewesen. Die Stimmungsindikatoren für Produzenten, Bauherren und Verbraucher fielen unterschiedlich aus. Eigentlich müssten die Steuererleichterungen dem privaten Verbrauch in den USA einen Schub geben, doch noch zögern die Verbraucher, Geld auszugeben.
In Asien ist die Lage etwas besser. Die Industrieproduktion in China, Indien und Malaysia war besser als erwartet. Die Region scheint vom lebhafteren Handel und den massiven staatlichen Konjunkturprogrammen in China zu profitieren. Mit plus 15% im Vorjahresvergleich führten die chinesischen Einzelhandelsumsätze auch weiterhin das Feld an.
Auch wenn die Inflationsangst wieder steigt: Bislang ist die Teuerung noch niedrig. Die amerikanischen Produzentenpreise – ohne Nahrungsmittel und Energie – sind leicht zurückgegangen. Die Kerninflation im Euroraum lag im Mai bei 1,5% (im Vorjahresvergleich). Günstige Basiseffekte infolge der Volatilität der Energiepreise dürften bis Juli für einen Inflationsrückgang sorgen. Danach könnte die Inflation allerdings stark steigen.
Dass die Zentralbanken darauf mit Zinserhöhungen reagieren, ist unwahrscheinlich. Da die Inflation in vielen Ländern erheblich unter dem Zielwert der Zentralbanken liegt, gibt es auch keinen Handlungsbedarf. Tatsächlich führt eine durch steigende Ölpreise ausgelöste Inflation schließlich zu einer Deflation. Teureres Öl dürfte kaum zu einem allgemeinen Preisanstieg oder zu steigenden Löhnen führen.
Dennoch haben die höheren Anleiherenditen in den USA zu Spekulationen geführt, dass die Federal Reserve noch mehr Staatsanleihen kaufen wird. Obgleich die amerikanische Notenbank bereits in großem Umfang Treasurys und ABS gekauft hat, ist ihre Bilanzsumme in den letzten Wochen etwas geschrumpft.
Bislang sehen wir noch keinen Grund, unsere neutrale Aktienpositionierung aufzugeben. Das Marktumfeld ist noch immer schwach, die Konjunktur zieht aber wieder an, und die Liquiditätssituation hat sich gebessert. Geldpolitik und Bewertungen sprechen weder für noch gegen Aktien. Die Märkte erscheinen zwar überkauft, doch andere Trend- und Marktbreite- Indikatoren sprechen eher für Aktien.
Nach wie vor untergewichten wir Staatsanleihen gegenüber Unternehmensanleihen mit Investmentqualität. USStaatsanleiherenditen von etwa 4% erscheinen zwar attraktiv, und angesichts unserer Wachstums- und Inflationserwartungen gehen wir auch von einem Renditerückgang aus. Unternehmensanleihen halten wir zurzeit aber für noch attraktiver, zumal auch Inflationsängste aufkommen, das Angebot an neuen Staatsanleihen groß ist, und die Käufe der Fed nicht ausreichen, um die Flut aufzufangen.
Quelle: Fortis Investments
Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).
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