Kommentar
12:18 Uhr, 01.03.2012

Infineon zwischen Altlasten und aussichtsreichem Neubeginn

Erwähnte Instrumente

  • Aktienanleihe auf Infineon
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Infineon hat sich laut einem Interview des Vorstandsvorsitzenden Peter Bauer mit „Markt & Technik“ längst von den starken Schwankungen der reinen Consumer-Märkte abgekoppelt und wendet sich immer mehr „Themen von hoher gesellschaftlicher Relevanz und steigender ökonomischer Bedeutung“ zu. Die Fokussierung liegt dabei auf den Bereichen Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit. Nicht zuletzt dadurch ist der Konzern in die Profitabilität zurückgekehrt. Auch wenn man im vergangenen Quartal einen Umsatzrückgang von neun Prozent auf 946 Mio. Euro in einem deutlich schwächeren Umfeld hinnehmen musste, liege die Gesamtergebnismarge mit 14,9 Prozent im Zielkorridor, so der Firmenchef. Im laufenden Quartal rechnet Infineon mit einer weiteren leichten Abschwächung. Das Jahr 2011 ist aber mit einem Umsatzanstieg von 14 Prozent deutlich besser als der Marktdurchschnitt verlaufen und große Einbrüche im Halbleitergeschäft erwartet Bauer auch zukünftig nicht, wenngleich die Schuldenkrise die Realwirtschaft dämpfe. Allerdings gebe es unter Branchengesichtspunkten Unterschiede. So laufe der Automobilsektor weiterhin stark, während im Consumer-Bereich bei Computern und in der Unterhaltungselektronik Rückgänge zu verzeichnen seien, ebenso im saisonalen Verlauf. Besonders viel verspricht sich Bauer dabei von der Region Asien und den BRIC-Staaten, die bereits 2011 ein wichtiger Umsatztreiber waren. Infineon sei deshalb sehr robust aufgestellt, habe eine solide Bilanz, arbeite profitabel und verfüge über ausreichend liquide Mittel, alles Attribute, die der Elektronikkonzern vor nicht allzu langer Zeit noch sehr stark vermissen ließ.

Ein Damoklesschwert schwebt derzeit aber dennoch über der Aktie, die vom Insolvenzverwalter der früheren Speicherchiptochter Qimonda geforderte Summe von 1,71 Mrd. Euro. Allerdings lassen sich die meisten Analysten von der exorbitant hohen Forderung nicht „ins Bochshorn jagen“ und bleiben bei ihren Einschätzungen. So auch Adrian Hopkinson von der WestLB, für den die Forderung in keiner Relation zu den zugrundeliegenden Verlusten von Qimonda im betreffenden Zeitraum steht. Der Experte nimmt deshalb neben den von Infineon für solche Fälle zurückgestellten 300 Mio. Euro lediglich weitere 200 Mio. Euro in sein Bewertungsmodell auf. Seine Einstufung bleibt deshalb auch weiterhin bei „Add“ mit einem Kursziel von 8,40 Euro. Commerzbank Analyst Thomas Becker hebt den Titel vor diesem Hintergrund sogar von „Hold“ auf „Add“ an und erhöht auch die Zielmarke von 7,70 auf 8,00 Euro. Ähnlich die Anhebung bei Warburg Research von 7,80 auf 8,00 Euro. Malte Schaumann hält dort seine Kaufempfehlung für das Infineon-Papier aufrecht, während auch Gareth Jenkins von der UBS weiterhin empfiehlt, die Aktie mit einem Kursziel von 8,50 Euro zu kaufen.

Dagegen nimmt man die Milliarden-Forderung bei Morgan Stanley nicht so sehr auf die „leichte Schulter“ und hält an der Einschätzung „Equal-Weight“ und einem fairen Wert von nur 6,50 Euro fest, da der Markt die hohe Summe noch nicht ausreichend im Kurs eskomptiert hat. Kai Korschelt von der Deutschen Bank befürchtet ebenfalls rechtliche Risiken und sieht sogar schlimmstenfalls eine Zahlung von 2 Mrd. Euro auf das Unternehmen zukommen. Er bleibt deshalb bei seiner Einstufung „Hold“ mit einem Zielkurs von 6,70 Euro. Bei Independent Research rät Markus Friebel sogar zum Verkauf der Infineon-Aktie und hält sein Kursziel von 6,40 Euro aufrecht, obwohl auch er nicht mit einer tatsächlichen Zahlung der geforderten Summe rechnet. Allerdings dürfte seiner Meinung nach der zu erwartende langwierige Rechtsstreit das operative Geschäft belasten.

Dem über der Aktie schwebenden Verfahren können Anleger mit einer nur sechs Monate laufenden CLASSIC-Aktienanleihe von Macquarie mit einem Basispreis von 6,50 Euro begegnen. Sollte diese Marke bei Fälligkeit im August dieses Jahres nicht unterschritten werden, zahlt das Papier den vollen Nennbetrag zurück und ermöglicht darüber hinaus auch noch eine maximale Seitwärtsrendite von 3,66 Prozent bzw. 7,65 Prozent p.a. Unterhalb von 6,50 Euro kommt es dagegen zur Aktienandienung.

12,25 % p.a. Infineon CLASSIC-Aktienanleihe

Emittent/WKN:

Macquarie/ MQ4KVE

Laufzeit:

24.08.2012

Preis: (28.02.2012)

Geld / Brief: 102,09 % / 102,19 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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