Kommentar
12:45 Uhr, 18.04.2007

Indische Rupie auf dem Vormarsch - Wirtschaft in bester Verfassung

Die indische Rupie (INR) ist Mitte April auf ein neues Acht-Jahreshoch gegenüber dem US-Dollar geklettert. Kurstreibend wirkten sich dabei die starke Verfassung der indischen Wirtschaft sowie die Aussicht auf weitere Leitzinsanhebungen der „Reserve Bank of India“ (RBI) aus. Auch die hohen ausländischen Kapitalzuflüsse an den weiter boomenden indischen Aktienmarkt ließen die Nachfrage nach der Rupie steil ansteigen. Angesichts der aktuellen Schwächephase des Greenback spricht derzeit alles für weitere Kursverluste von USD/INR.

Indiens Ökonomie verzeichnet bereits seit mehreren Jahren kräftige Wachstumsraten: Im vergangenen Jahr konnte das indische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 9,0% zulegen. Für 2007 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einem auf hohem Niveau verharrenden Wirtschaftswachstum von 8,4%. Die strukturellen Voraussetzungen für eine weiterhin florierende Konjunktur sind dabei günstig. So sorgt die hohe Investitionsbereitschaft der Firmen für einen zügigen Ausbau der Produktionskapazitäten im Exportsektor, während sich die steigenden Einkommen der jungen und gut ausgebildeten Bevölkerung positiv auf die Binnenkonjunktur auswirken.

Motor des Aufschwungs ist der indische Industriesektor. Das verarbeitende Gewerbe verzeichnet zweistellige Zuwachsraten von zuletzt knapp 11,0%, wobei neben der hohen Nachfrage aus dem Ausland auch der private Konsum immer stärker an Bedeutung gewinnt. Dies wiederum sorgt für eine Inflation auf hohem Niveau. Deutliche Überhitzungserscheinungen zeigt vor allem der indische Immobilienmarkt, wo das knappe Angebot und die stark steigende Nachfrage die Preise nach oben treiben. Im März lag die Teuerungsrate in Indien bei 6,4% im Jahresvergleich und befand sich damit klar oberhalb der von der RBI anvisierten Zielspanne von 5,0% bis 5,5%. Deshalb hat die indische Notenbank zuletzt gleich mehrfach den Leitzins erhöht. Ende März schraubte sie die “Repo Rate” um 25 Basispunkte auf 7,75% nach oben, womit sich die Zinsanhebungen seit Januar 2006 auf insgesamt 150 Basispunkte summieren. Trotzdem dürften weitere Zinsschritte zur Eindämmung der Inflation erforderlich sein, was mit Blick auf die Rupie für Kursfantasie sorgt.

USD/INR baute zuletzt sein Acht-Jahrestief auf 41,60 aus und rutschte unter die lange als solide Unterstützung dienende Kursregion von 42,50-60. Devisenmarktinterventionen der RBI, die bislang ein Unterschreiten dieses Bereichs verhindert hatten, blieben diesmal in größerem Umfang aus. Da die indische Zentralbank zwar das Aufwertungstempo der heimischen Valuta drosseln möchte, aber in ihrem Kampf gegen die Inflation generell an einer starken Rupie interessiert ist, muss mittelfristig mit einem weiteren Abrutschen des Währungspaares gerechnet werden. Kurzfristig könnte es hingegen angesichts der starken Abwärtsdynamik der letzten Tage zu einer Gegenbewegung und einem erneuten Heranlaufen an die 42,50 kommen. Aufgrund der generellen Abwertungstendenz des US-Dollar gegenüber den asiatischen Emerging-Markets-Währungen ist damit zu rechnen, dass USD/INR an einer Rückeroberung dieser Schlüsselmarke scheitert. Dies wiederum würde auf Sicht der kommenden Monate neues Abwertungspotenzial bis zur psychologisch bedeutsamen 40er-Marke freisetzen. Fundamental betrachtet sprechen die unbeirrt auf dem Wachstumspfad verharrende indische Ökonomie sowie die weiter steigenden Kapitalzuflüsse durch ausländische Direktinvestitionen eindeutig für fortgesetzte Kursgewinne der Rupie. Als Risikofaktor könnte sich hingegen eine wegen der restriktiven Zinspolitik zu sehr an Schwung verlierende Binnennachfrage erweisen.

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