Kommentar
12:04 Uhr, 28.11.2008

Indien: Wirtschaftswachstum sinkt im dritten Quartal auf 7,6 %

1. Das indische Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal 2008 real mit 7,6 % yoy gewachsen. Der Wert lag damit etwas über den Erwartungen (Bloomberg-Median: 7,2 %; DekaBank: 6,8 %). Im zweiten Quartal hatte das Wachstum noch bei 7,9 % yoy gelegen. Der Rückgang des Wachstums fiel damit moderat aus, doch die negativen Folgen, die der Zusammenbruch von Lehman Brothers auch für die indische Wirtschaft hat, werden sich erst in den Folgequartalen zeigen.

2. Indien veröffentlicht keine Details zur Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts. Auf der Entstehungsseite ist das Wachstum bei sämtlichen Komponenten mit Ausnahme der Stromproduktion schwächer ausgefallen. Das verarbeitende Gewerbe ist um 5,0 % yoy gewachsen (nach 5,6 % im zweiten Quartal). Der Bausektor hat um 9,7 % yoy (11,4 %) zugelegt, der Finanzsektor um 9,2 % yoy (9,3 %) und die Landwirtschaft um 2,7 % yoy (3,0 %).

3. Im vierten Quartal wird sich das Wirtschaftswachstum weiter verlangsamen. Indien wird vom weltweiten Wirtschaftsabschwung erfasst, und die Finanzierungsbedingungen haben sich verschlechtert. Die Zentralbank hat auf die eingetrübten Konjunkturaussichten bereits reagiert und den Leitzins um 150 Basispunkte auf 7,5 % gesenkt. Raum für Leitzinssenkungen hat auch der nachlassende Inflationsdruck geschaffen. Von einem Hoch bei knapp 13 % yoy sind die Großhandelpreise, die in Indien der wichtigste Inflationsindikator sind, wieder unter 9 % gefallen. Für das Gesamtjahr 2008 erwarten wir ein Wirtschaftswachstum von 7,6 %, im kommenden Jahr sollte allerdings nur noch ein Wert von 5,8 % erreicht werden.

4. Die Auswirkungen der Anschläge in Mumbai sind heute schwer abzuschätzen. Indien hat seit langem Erfahrung mit terroristischen Anschlägen und ist in der Vergangenheit relativ rasch wieder zur Tagesordnung übergegangen. Der jüngste Anschlag hat allerdings eine neue Qualität, insbesondere was die Wahrnehmung im Ausland anbelangt, was wiederum die indische Regierung zu einer drastischen Reaktion herausfordern könnte. Die Gefahr ist damit aus unserer Sicht, dass sich eine länger anhaltende Phase von Terroranschlägen und Gegenmaßnahmen des Staates anschließen könnte. In diesem Fall würden sich das Wirtschaftsklima und damit die Wachstumsaussichten spürbar eintrüben.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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