In manchen osteuropäischen Randmärkten haben starke Zuflüsse die Bewertungen auf chinesische Niveaus getrieben
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Die österreichische Fondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management (RCM) bietet den Emerging Europe Small Cap Fund (WKN: A0MRHM), der überwiegend in klein- bis mittelkapitalisierte Unternehmen (Kapitalisierung von ca. 70 bis 3.000 Mio. Dollar) investiert, die ihren Sitz oder Tätigkeitsschwerpunkt in Zentral- und Osteuropa oder in der Türkei haben, ab sofort auch deutschen Privatanlegern an. Der Osteuropa-Nebenwertefonds wurde vor zwei Monaten aufgelegt (wir berichteten in Ausgabe 12-07 bereits darüber), aber bisher nur in Österreich vertrieben.
Ob auch deutsche Anleger Anteile des Fonds, dessen Fokus auf Länderebene auf Russland, Türkei und Polen liegt und derzeit schwerpunktmäßig in den Branchen Industrie, Roh- und Betriebsstoffe, sowie Telekommunikation und Finanzen investiert ist, überhaupt zeichnen können, war im Juli noch nicht sicher. Denn die RCM nimmt nur solange neue Kundengelder an, bis das Fondsvolumen 200 Millionen Euro erreicht. Doch von Österreichs Anlegern flossen bisher nur etwa 30 Millionen Euro in den Fonds. Für RCM-Sprecherin Pia Oberhauser ist das aber „keine Notlösung, um das Fondsvolumen aufzufüllen.“ Der Fonds sei vielmehr ursprünglich auf Wunsch unserer Einheiten für den Auslandsvertrieb in Deutschland aufgelegt worden, erläutert sie.
Weil Unternehmen mit einem niedrigem Börsenwert häufig interessante Ertragschancen bieten und wir folglich das Konzept durchaus vom Grundsatz her für interessant halten, nehmen wir den Vertriebsbeginn in Deutschland zum Anlass, um noch einmal gezielt mit Fondsmanager Zoltan Koch über den von ihm verwalteten Fonds zu sprechen.
Nachdem der Fonds ausgerechnet während der jüngsten Korrekturphase (Startdatum 02.07.2007) aufgelegt worden ist, fiel der Start etwas holprig aus. Im Tief rutschte die Notiz bis auf 86,95 Euro ab, inzwischen hat sich der Kurs aber wieder bis auf 95,57 Euro erholt, der Fonds notiert damit aber noch immer im Minus gemessen am Ausgabepreis von 100 Euro. Ergänzend sei noch erwähnt, dass der Ausgabeaufschlag fünf Prozent beträgt und die Verwaltungsgebühr zwei Prozent per annum.
Herr Koch, der Fonds soll ab einer Größe von 200 Mio. Euro geschlossen werden. Wie viele Mittel wurden bisher eingesammelt und wie reagieren die Anleger bisher auf den Fonds?
Die Anleger haben den Fonds sehr positiv aufgenommen, derzeit beträgt das Fondsvolumen 38 Mio. Euro.
Wie viel von den verfügbaren Mitteln wurde bereits investiert?
95 Prozent
Nebenwerte in Osteuropa sind noch relativ unerforscht. Wie stellen Sie es sicher, die spannendsten Werte zu entdecken und genügend Informationen zu bekommen?
Neben dem breiten Broker-Research sind Unternehmensbesuche äußert wichtig. Wir fahren in die Länder, besuchen die Firmen und nehmen an Konferenzen teil, so verschaffen wir uns auch einen persönlichen Eindruck.
Die Börsen in Osteuropa sind generell nicht sehr liquide. Das gilt erst recht für Nebenwerte. Machen Sie sich bei einem Einstieg in Nebenwerte nicht oft selbst die Kurse? Und wie schwierig wird es sein, wieder auszusteigen?
Die Liquiditätslage hat sich in den letzten Jahren sehr verbessert, so hat sich in einigen Ländern das Volumen in einem Jahr verzehnfacht. Trotzdem ist die Situation noch nicht ideal. Wo es dennoch Probleme mit der Liquidität gibt, versuchen wir Blöcke (größere Aktienpakete) auf dem Markt zu finden.
Wo liegen ansonsten zusätzliche Risiken bei Investments in Nebenwerten in Osteuropa?
Neben geringeren Informationen und kleinerer Liquidität gibt es noch ein Grundrisiko: Kleinere Unternehmen haben oft ein einseitiges Businessmodell, das erhöht das Geschäftsrisiko, stuft aber auch die erreichbaren Renditen höher.
Möglicherweise haben die zuvor angesprochenen Probleme damit zu tun, dass sie nur in Unternehmen ab einer Marktkapitalisierung von 70 Mio. Dollar investieren. Viele spannende Werte bleiben dadurch außen vor, oder?
Ja, hunderte Unternehmen befinden sich noch unter diesem Limit. In einigen osteuropäischen Ländern wird die Börse stark unterstützt, Aktiengesellschaften ab einer gewissen Größe müssen an die Börse. Da wir aber keine strategischen Positionen in den Unternehmen aufbauen wollen, begrenzt das in einigen Fällen unsere Investitionsmöglichkeiten. Aber wir sind auch bereit, unter die 70 Mio. Dollar zu gehen, wenn wir das Unternehmen interessant finden.
Die spannendsten Märkte scheinen mir die kleineren Randmärkte zu sein. Mit Ausnahme von Bulgarien sind Sie da, wenn ich das richtig sehe, kaum investiert. Warum ist das so?
Außer Bulgarien sind wir momentan auch in Rumänien und Estland investiert. Wir beobachten die Märkte laufend, wollen aber nur in Aktien investieren, die vernünftig bewertet sind (Growth at reasonable price). Einige der kleinen Randmärkte sind in Mode geraten, und die starken Zuflüsse haben die Bewertungen sogar über die chinesischen Niveaus getrieben.
Können Sie einige Beispiele für interessante und/oder niedrig bewertete Nebenwerte aus Ihrer Anlageregion nennen?
Wir machen keine Einzeltitel-Bewertungen, aber nach der Korrektur sind sogar einige polnische Werte interessant.
Was sind Ihre konkreten Renditevorstellungen, die Sie mit dem Fonds p.a. erzielen wollen?
Wir erwarten höhere Erträge als bei unseren Hauptfonds, allerdings auch mit höherem Risiko.
Für welche Anlegergruppe ist der Fonds geeignet?
Für Anleger, die ihre Osteuropa-Investitionen diversifizieren wollen und bereit sind, für höhere Renditen langfristige Investitionen und höheres Risiko einzugehen.
Quelle: Ostbörsen-Report
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