Immobilienfonds: Branche in der Krise
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Am späten Mittwoch erreichte uns eine Pressemeldung des BVI. Darin war zu lesen, dass die offenen Immobilienfonds über ausreichend Liquidität verfügen, um Anteilsrücknahmen zu bedienen. Die Lage scheint also ernst zu sein.
Heute dann kam die Bestätigung: Die Bafin drängt die Deka-Bank, für ihren in die Bredouille geratenen Deutschland-Immobilienfonds in die Bresche zu springen.
Wer das Schicksal der unerklärlicherweise immens populären Immofonds in den letzten Jahren verfolgt hat weiß, dass die Lage noch bis vor kurzem dramatisch anders war. Die Bargeldquoten drohten an ihr gesetzliches Limit von 50% zu stoßen. Dies lag primär an zwei Faktoren. Erstens mussten die Immobilienfonds über Jahre hinweg extrem hohe Mittelzuflüsse verkraften. Die im Zuge der massiven Verluste mit Aktien und Aktienfonds verunsicherten deutschen Privatanleger dürsteten nach dem Gefühl von Sicherheit. Die Berater in Banken und Sparkassen zogen millionenfach und fast schon reflexhaft die - mitunter sicher etwas vergilbten - Werbebroschüren der offenen Immobilienfonds hervor, von denen zu Zeiten der scheinbar unbegrenzten Börsengewinne im Internet-Rausch niemand etwas hören wollte.
In diesen Broschüren fand man Diagramme, die einen immer schön geradlinig nach oben strebenden Kursverlauf anzeigten. Sicherlich wussten nur die allerwenigsten Fondsparer, dass diese niedrige Volatilität auf fragwürdige Weise zustande gekommen ist. Der Marktwert der im Portfolio befindlichen Gebäude wird nämlich jeden Tag fein gleichmäßig nach oben gesetzt. Wirklich unabhängige Wirtschaftsprüfer, die diese Praxis hinterfragen könnten? Fehlanzeige. Immerhin wird mittlerweile über schärfere Bedingungen in diesem Bereich nachgedacht. Jedenfalls schichteten die Kunden ihre Gelder in großem Umfang in Immobilienfonds um.
Der zweite Grund für die hohe Kassenquote war schlicht und ergreifend ein Anlagenotstand, zum Teil als direktes Ergebnis der hohen Zuflüsse. Es waren schlicht keine erstklassigen Immobilienobjekte zu attraktiven Preisen mehr verfügbar. In ihrer "Not" stürzten sich die Fondsmanager entweder auf zweit- und drittklassige Lagen, die heute mit hohen Leerstandsquoten zu kämpfen haben. Oder aber sie orientierten sich ins Ausland, vor allem nach Großbritannien und in die USA, wo sie den bereits völlig überhitzten Markt weiter anfeuerten.
Die Folge: Sinkende Renditen bei gleichzeitig gestiegenen Risiken. Nun kam zu allem Überfluss noch der Frankfurter Immobilienfondskandal hinzu. Vier Manager sind bislang hinter Gittern, weitere dürften folgen. Das Vertrauen der Anleger ist zu Recht, und man möchte hinzufügen: endlich erschüttert. Die Pressemitteilung des Bundesverbandes der Investmentgesellschaften deutet unmissverständlich darauf hin, dass man sich auf eine Welle von Anteilsrückgaben einstellt, das Geschehen um die Deka zeigt, dass dieser Prozess in vollem Gange ist. Es wäre verfrüht zu sagen, dass dies der Anfang vom Ende der offenen Immobilienfonds sein könnte. Aber wenn dem so wäre, dürften aufgeklärte Anleger kaum eine Träne vergießen.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
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