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09:30 Uhr, 20.03.2024

IMK erwartet BIP-Rückgang 2024 und schwaches Wachstum 2025

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die deutsche Konjunktur kann sich nach der jüngsten Prognose des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) "nur langsam aus ihrer Schwächephase lösen". Demnach sinkt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahresdurchschnitt 2024 um 0,3 Prozent und steigt 2025 um 0,8 Prozent, was nur ein "schwaches Wachstum" bedeute. Das gewerkschaftsnahe Institut bestätigte damit seine bisherige Prognose für dieses Jahr. Positive Impulse für die Wirtschaftsentwicklung kämen 2024 und vor allem 2025 vom privaten Konsum als Folge von gesunkener Inflation und höheren Lohnabschlüssen. Doch die restriktive Fiskalpolitik der Bundesregierung und die zunächst weiterhin hohen Zinsen verhinderten, dass aus der leichten Erholung ein Aufschwung werde.

"Insbesondere die Unsicherheit über die künftigen Spielräume bei öffentlichen Investitionen und staatlicher Förderung von privaten Investitionen bleibt hoch und bremst", so das IMK. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt sei trotzdem noch relativ stabil: Die Arbeitslosigkeit steige im Jahresmittel 2024 moderat um rund 140.000 Personen und 2025 um weitere 30.000, die Arbeitslosenquote beträgt 5,9 Prozent und 6,0 Prozent - nach durchschnittlich 5,7 Prozent 2023. Bei den Arbeitslosenzahlen prognostizierte das IMK im Jahresdurchschnitt 2024 einen Anstieg um gut 140.000 Personen, sodass im Jahresmittel rund 2,75 Millionen Menschen arbeitslos sein würden. Für 2025 veranschlagt es eine weitere geringfügige Zunahme der Arbeitslosigkeit um rund 30.000 auf 2,78 Millionen Personen.

Die privaten Konsumausgaben wachsen laut der Prognose im Jahresmittel 2024 real um 0,7 Prozent. 2025 legen sie um 1,6 Prozent zu. Vor allem im kommenden Jahr werde der Privatkonsum so "zur zentralen Stütze der Wirtschaftsentwicklung". Die Ausrüstungsinvestitionen gehen laut IMK-Prognose im Jahresdurchschnitt 2024 um 0,1 Prozent zurück, was allerdings auch mit einem statistischen Sondereffekt aus 2023 zusammenhänge. Im kommenden Jahr legen sie demnach hingegen um 3,1 Prozent zu. Dazu trügen auch die wachsenden Ausgaben für Verteidigung bei, die als öffentliche Investitionen verbucht würden. Die Ausfuhren sinken laut Prognose 2024 um 1,5 Prozent und legen 2025 um 2,2 Prozent zu, die Importe gehen 2024 um 1,2 Prozent zurück und steigen 2025 um 3,4 Prozent.

Die Inflationsrate werde im Durchschnitt dieses Jahres mit 2,4 Prozent wieder nahe am Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen und es mit 2,0 Prozent im Jahresmittel 2025 erreichen. Das Institut ging davon aus, dass die EZB ab April dieses Jahres "mit ersten vorsichtigen Zinssenkungen auf die deutlich gesunkene Inflation und die insgesamt schwache Wirtschaftsentwicklung im Euroraum reagieren wird". Bis Ende 2024 dürfte der geldpolitisch entscheidende EZB-Einlagenzins von 4 Prozent auf 3 Prozent gesenkt werden. Komme es so, würde die Zentralbank einen nach Analyse des IMK längst überfälligen ersten Beitrag dazu leisten, dass sich die stagnativen Tendenzen in der Währungsunion nicht noch weiter verfestigten.

Schlechter seien die Aussichten auf Ebene der nationalen Politik. "Während eine Lockerung der Geldpolitik in Sicht ist, zeichnet sich eine konjunkturgerechte Umkehr der deutschen Fiskalpolitik bisher nicht ab", kritisierte das IMK. Notwendig wäre es in der bereits lang andauernden Wirtschaftsflaute, die Infrastrukturinvestitionen in Deutschland auszuweiten und transformative Investitionen direkt sowie über günstigere Abschreibungsmöglichkeiten zu fördern. In diesem Zusammenhang müsse auch der Strompreis etwa durch eine Übernahme von Netzentgelten durch den Bundeshaushalt gesenkt werden, um Produktion im Inland zu sichern und die Abkehr von fossilen Energien im Verkehr und bei der Wärmeerzeugung der Haushalte zu unterstützen.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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