IG Metall: Gehen konstruktiv und konfliktbereit in Tarifverhandlungen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Die IG Metall macht sich nach den Worten ihrer Chefin Christiane Benner Sorgen wegen der Arbeitsplatzverluste in der deutschen Industrie, scheut aber trotzdem nicht vor Konflikten in der im Herbst anstehenden Tarifrunde zurück. In ihrer Jahrespressekonferenz in Frankfurt forderte Benner Unternehmen zu stärkeren Investitionen in Zukunftstechnologien und zur Gründung einer Transformationskommission auf.
"Die IG Metall geht 2024 konstruktiv und konfliktbereit in die anstehenden Tarifverhandlungen. Unser Kampf für Tarifbindung ist ein Kampf für die Gestaltung der Transformation", sagte sie laut veröffentlichtem Redetext. Besonders in wirtschaftlich und politisch unruhigen Zeiten seien Tarifverträge ein Stabilitätsanker für die Demokratie und gäben Sicherheit im Wandel.
Die Arbeitnehmer in Deutschland haben wegen der sehr hohen Inflation starke Realohnverluste erlitten und werden diese über neue Tarifverträge ausgleichen wollen. Mit Blick auf die weitere Inflationsentwicklung ist von Bedeutung, welches Tempo sie dabei anstreben. Fallen die Lohnanstiege zu hoch aus, könnte das die Verbraucherpreise seinerseits treiben.
Mit Blick auf den derzeitigen Stand der Transformation in Deutschland zeichnete die Erste Vorsitzende ein gemischtes Bild: Einerseits gebe es wichtige industrielle Neuansiedlungen, etwa für Batteriefertigung oder Halbleiterproduktion. Gleichzeitig nähmen Standortschließungen und Verlagerungen zu, von denen ganze Regionen betroffen seien.
"Deindustrialisierung gefährdet den Zusammenhalt im Land und damit auch unsere Demokratie", warnte Benner. "Die Beschäftigten verlangen eine klare Perspektive. Sicherheit im Wandel - das ist der beste Schutz gegen Politikverdrossenheit." Konkret fordert die IG Metall staatliche Investitionen in Höhe von etwa 500 Milliarden Euro bezogen auf einen Zeitraum von zehn Jahren. Die seien nötig, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zukunftsfest aufzustellen.
Für schnellere Fortschritte beim klimaneutralen Umbau der Industrie fordert die Gewerkschaft eine neue Transformationskommission. Vertreter aus Bundes- und Landesregierungen, Unternehmen, der IG Metall sowie Expertinnen und Experten sollten hier zügig ein konkretes Programm bearbeiten. "Wir brauchen jetzt eine Task Force für Transformation, die bis September konkret aufzeigt: Wie erreichen wir die Klimaziele und stärken gleichzeitig Industrie und Arbeitsplätze in Deutschland?", sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/brb
Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.