IfW: Deutsche Wirtschaft dürfte 2025 nur stagnieren
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Von Andreas Kißler
DOW JONES--Die deutsche Wirtschaft kann sich laut der neuen Konjunkturprognose des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) nicht aus der Stagnation lösen, Signale für eine spürbare wirtschaftliche Belebung seien derzeit nicht auszumachen. Für 2025 sagte das IfW in seiner Winterprognose 0,0 Prozent Wachstum und damit nur Stagnation voraus, nachdem die Erwartung noch im Herbst bei 0,5 Prozent Wachstum gelegen habe. "Gründe für die Abwärtsrevision sind vor allem die zu erwartenden US-Zölle und die verschärfte Krise in der deutschen Industrie", erklärte das Institut. Für 2026 erwartet es dann 0,9 Prozent Wachstum. Im laufenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent schrumpfen, im Herbst war ein Rückgang um 0,1 Prozent erwartet worden.
"Deutschlands Wachstumsschwäche tritt offen zutage, und jeder unvorhergesehene Störfaktor von außen kann den Unterschied zwischen einem Plus oder einem Minus bei der Wirtschaftsleistung bedeuten", sagte IfW-Präsident Moritz Schularick. Die zu erwartenden Zölle aus den USA seien für rund die Hälfte der Abwärtsrevision für das nächste Jahr verantwortlich, weil die protektionistische Agenda der neuen US-Regierung wohl die Ausfuhren zusätzlich bremsen werde. Die Exporte dürften sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr um fast 1 Prozent zurückgehen und erst 2026 wieder um 1,8 Prozent zulegen.
Die nun notwendige vorläufige Haushaltsführung dämpft das BIP nach den Berechnungen des Kieler Instituts 2025 mit 0,1 Prozent nur geringfügig. Mit den vorgezogenen Neuwahlen bestehe die Möglichkeit, dass sich die Zeit hoher wirtschaftspolitischer Unsicherheit um mehr als ein halbes Jahr verkürzt. "Die Krise ist maßgeblich eine Krise der Industrie. Dort zeigen sich Symptome wie sonst nur nach massiven Makro-Schocks", sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. Die Kapazitätsauslastung liege mittlerweile 5 Prozentpunkte unter den Tiefpunkten in gewöhnlichen Rezessionsphasen. "Unter der gesamtwirtschaftlichen Wellblechkonjunktur der vergangenen Jahre kämpft die deutsche Wirtschaft mit massiven Standortschwächen, die kaum noch Auftriebskräfte zulassen", sagte Kooths.
Erst für 2026 sei mit einer moderaten Aufwärtsentwicklung zu rechnen, ein Drittel des erwarteten Zuwachses der Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent sei aber der hohen Zahl an Werktagen zu verdanken. Nur schwache Impulse seien vom privaten Konsum zu erwarten. Die Bauinvestitionen gehen laut Prognose 2024 und auch 2025 abermals zurück. Für die Bruttoanlageinvestitionen zeichne sich dank der sich etwas bessernden Finanzierungsbedingungen allmählich ein Durchschreiten ihrer tiefen Talsohle ab. Die Inflationsrate sah das IfW 2025 mit 2,2 Prozent auf demselben Niveau wie 2024, für 2026 erwartete es einen Rückgang der Teuerung auf 2,0 Prozent.
Die Rezession habe mittlerweile auch den Arbeitsmarkt erreicht, die Arbeitslosenquote dürfte auf 6,3 Prozent in den Jahren 2025 und 2026 steigen, nach 6,0 Prozent 2024. "Die gesamtwirtschaftliche Schwäche hinterlässt deutliche Schrammen am Arbeitsmarkt und bei den Staatsfinanzen", konstatierte das IfW. Vorbehaltlich einer finanzpolitischen Neuausrichtung einer neuen Bundesregierung falle das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit in den Jahren 2025 und 2026 schätzungsweise um rund 5 Milliarden respektive 20 Milliarden Euro höher aus als noch im Herbst erwartet. In Relation zur Wirtschaftsleistung belaufen sich die Fehlbeträge demnach auf 1,9 respektive 2,1 Prozent, nach 2,3 Prozent im laufenden Jahr.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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