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09:40 Uhr, 20.02.2024

Ifo: Wohnungsfertigstellungen fallen in Deutschland bis 2026 um 35 Prozent

BERLIN (Dow Jones) - Der deutsche und europäische Wohnungsbau drückt den Bausektor in den kommenden Jahren ins Minus. Die Zahl der Wohnungsfertigstellungen in Deutschland wird aufgrund hoher Kosten nach Erwartungen von Ökonomen bis 2026 im Vergleich zu 2023 um 35 Prozent zurückgehen und in Europa um 13 Prozent. Dies zeigen Prognosen der Forschergruppe Euroconstruct, der das Ifo-Institut angehört.

Insgesamt würden in Europa die Investitionen in neue Wohngebäude 2026 um 6,4 Prozent niedriger ausfallen als 2023. Die Aufwendungen für Instandhaltung und Wohnungssanierungen sinken bis 2026 lediglich um 1,2 Prozent, so die Prognose.

"Vor allem wegen der stark gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten ist der Wohnungsneubau in Deutschland oftmals nicht mehr möglich. Die Politik hat die Rahmenbedingungen bislang nicht entscheidend verbessert", sagte Ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister. "Der im Zuge dessen erfolgte Rückgang der Genehmigungszahlen verheißt nichts Gutes für die kommenden Jahre."

Nach deutlicher als in Deutschland geben die Fertigungszahlen bis 2026 in Schweden nach. Dort rechnen die Experten mit einem Minus von 47 Prozent im Vergleich zu 2023. Auf den weiteren Plätzen folgen Frankreich (minus 22) und Dänemark (minus 19). Die Experten untersuchen 19 Euroconstruct-Länder.

"Die Bauexperten berichten insbesondere über die verteuerte Kreditaufnahme und die geschrumpften finanziellen Spielräume der Privathaushalte", sagte Dorffmeister. Der vielerorts eigentlich ausgeprägte Bedarf zusätzlicher Wohnungen gerät dabei erst einmal in den Hintergrund. Gleichwohl kämen aus Irland (plus 16 Prozent), Slowakei (plus 14) und Großbritannien (plus 12) positive Signale.

Positiver sieht es nach Einschätzung der Expertin hingegen beim Tiefbau aus. Der europäische Tiefbau werde bis 2026 voraussichtlich um insgesamt 7,5 Prozent wachsen. Besonders für das Energie- und Eisenbahnsegment erwarten die Experten eine überdurchschnittlich starke Dynamik. Auch der Bereich Wassermanagement werde überdurchschnittlich stark wachsen. "Zu den treibenden Kräften zählen dabei die politischen Zielvorgaben im Energie- und Umweltbereich, Kapazitätsanpassungen an der Transportinfrastruktur und die Notwendigkeit zur allgemeinen Netzmodernisierung", sagte Dorffmeister.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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