Nachricht
13:57 Uhr, 27.09.2011

Ifo-Präsident Sinn warnt deutlich vor steigenden Finanzrisiken für Deutschland

Berlin (BoerseGo.de) – Der Wirtschaftsprofessor und Chef des Münchener ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sieht die Teilnahme Deutschlands bei den Rettungsaktionen der EU für die finanziell angeschlagenen Euro-Länder kritisch. Durch die Rettungsmaßnahmen untergrabe Deutschland seine eigene Bonität, so Sinn.

Dabei verweist Sinn auf die jüngst stark gestiegenen Versicherungsprämien für Deutschlands zehnjährige Staatspapiere. Die Prämie sei im September auf ein Rekordhoch von 124 Basispunkten gestiegen, was dem 17-fachen des Wertes vom ersten Halbjahr 2008 entspricht. Eine Versicherungsprämie von 124 Basispunkten bedeutet dabei, dass die Märkte einen deutschen Ausfall über einen Zeitraum von zehn Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 12 Prozent sehen, erläutert Sinn.

Auch im Vergleich zur britischen Prämie wurde ein viel schnellerer Anstieg verzeichnet, so Sinn. Im August führte dies dazu, dass die deutsche Prämie die britische Prämie überstieg. Die Märkte gehen mehr und mehr davon aus, dass sich auch Deutschland übernehmen könnte, warnt der Wirtschaftsprofessor.

Insgesamt stellte die Staatengemeinschaft ein Hilfsvolumen von 1.679 Milliarden Euro zur Verfügung. Sollten die Länder Griechenland, Irland, Portugal und Spanien ausfallen würde die Haftung Deutschlands 468 Milliarden Euro betragen, so Sinn. Der Betrag könnte bei einer Zahlungsunfähigkeit Italiens auf bis zu 520 Milliarden Euro steigen.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Haftung tatsächlich in großen Teilen in Anspruch genommen werde, sei hoch“, warnte der Wirtschaftsprofessor und Ifo-Präsident. Deutschland lade kaum noch beherrschbare Vermögensrisiken auf sich, unterstrich Sinn.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

Mehr Experten