Ifo-Institut senkt Wachstumsprognosen deutlich
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Von Andreas Plecko
DOW JONES--Das Ifo-Institut hat seine Erwartungen an die deutsche Konjunktur spürbar zurückgenommen und die Wachstumsprognosen über den gesamten Vorhersagezeitraum nach unten korrigiert. Für das laufende Jahr rechnen die Ökonomen mit faktischer Stagnation bei nur noch 0,1 Prozent Wachstum. Auch der mittelfristige Ausblick fällt deutlich schlechter aus als noch im Herbst angenommen: Die Prognosen für 2026 und 2027 wurden um jeweils 0,5 Prozentpunkte gekappt. Damit erwartet das Institut für 2026 nur noch ein Plus von 0,8 Prozent und für 2027 einen Zuwachs von 1,1 Prozent.
Als Hauptgründe für die schwache Entwicklung nennt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser eine Mischung aus strukturellen Problemen und externen Belastungen. Die deutsche Wirtschaft passe sich dem Strukturwandel nur langsam an und werde zusätzlich durch bürokratische Hürden sowie eine veraltete Infrastruktur ausgebremst. Gleichzeitig drücke die US-Zollpolitik auf die Exportwirtschaft: Die höheren Zölle werden das Wachstum laut Prognose im Jahr 2025 um 0,3 und im Jahr 2026 um 0,6 Prozentpunkte dämpfen. Von der moderat wachsenden Weltwirtschaft könne die deutsche Industrie daher kaum profitieren und verliere an Wettbewerbsfähigkeit.
Die geplanten staatlichen Gegenmaßnahmen greifen nach Einschätzung der Experten nur verzögert. Zwar sorgten Investitionen aus Sondervermögen und Entlastungen in den Jahren 2026 und 2027 für positive Wachstumseffekte, doch reichten diese Impulse nicht aus, um die Produktionskapazitäten langfristig zu stärken. In der Folge hat das Ifo-Institut auch das Produktionspotenzial für 2027 deutlich nach unten revidiert. Es fehle an Dynamik bei Unternehmensinvestitionen und Produktivität, was ohne tiefgreifende Reformen eine weitere Erosion des Wirtschaftsstandorts befürchten lasse.
Die konjunkturelle Schwäche schlage sich auch auf den Arbeitsmarkt und die Preisentwicklung nieder. Für 2025 werde ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um 161.000 Personen auf eine Quote von 6,3 Prozent erwartet, bevor sich die Lage in den Folgejahren langsam stabilisiere. Die Inflation bleibe dabei hartnäckig über dem Zielwert der Zentralbank und werde sich voraussichtlich zwischen 2,2 und 2,3 Prozent einpendeln, getrieben vor allem durch steigende Dienstleistungspreise und Lohnkosten. Um den Trend umzukehren, mahnte das Institut dringende Reformen bei der Digitalisierung und Arbeitsanreize an.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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