Kommentar
14:41 Uhr, 25.11.2004

ifo-Geschäftsklima - Sorgenvolle Unternehmen

1. Das ifo-Geschäftsklima hat im November deutlich nachgegeben, es sank von 95,3 auf 94,1 Punkte. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Analysten wie auch unsere (beide 94,8 Punkte) enttäuscht. Da sich die Geschäftserwartungen (94,3 Punkte) stärker als die Lagebeurteilung (93,8 Punkte) verschlechtert haben, steht der Zeiger nun wieder im "Rezessionsbereich" der modifizierten ifo-Uhr (die Bereichseinteilung orientiert sich an den langfristigen Mittelwerten, nicht an den Nulllinien).

2. Die Unternehmen in Deutschland machen sich Sorgen über die Zukunft, und das nicht unberechtigt. So deuten globale Stimmungsindikatoren wie der OECD-Leading-Indicator oder das ifo- Weltwirtschaftsklima auf eine Verlangsamung der weltwirtschaftlichen Entwicklung hin und mithin auf eine geringeres Exportwachstum. Gleichzeitig wertet der Euro auf und verteuert auf mittlere Sicht die deutschen Exportgüter, wenn die Unternehmen keine Einengung ihrer Gewinnmargen hinnehmen wollen. Dass sich dies in den laut ifo-Institut "stabilen" Exporterwartungen noch nicht niedergeschlagen hat, ist auf den Zeithorizont der einzelnen Fragen zurückzuführen: Die Exporterwartungen werden mit Blick auf die kommenden drei Monate, die Geschäftserwartungen mit Blick auf die kommenden sechs Monate erhoben. Da die Exporte im Schnitt auf etwa sechs Monate gegen Wechselkursschwankungen abgesichert sein dürften, muss sich die Aufwertung noch nicht in den Exporterwartungen niedergeschlagen. Zudem sind die Ursachen der Dollarschwäche - das Zwillingsdefizit in der US-Leistungsbilanz und im US-Staatshaushalt - nicht behoben, was den Dollar auch in Zukunft unter Druck halten wird. Schließlich ist der Rohölpreis in den vergangenen vier Wochen zwar wieder etwas zurückgegangen, doch er bleibt hoch. Hinzu kommt, dass wohl eine neue Preiserhöhungsrunde im Stahlbereich auf die Unternehmen zukommt. So muss man jedenfalls die Ankündigung von Arcelor von deutlichen Preissteigerungen interpretieren (allein für die Automobilindustrie wurden die Preise für 2005 um 20 % bis 50 % heraufgesetzt).

3. Der Blick in die Branchen unterstreicht die negative Wertung. Zwar konnte sich das Geschäftsklima der Bauwirtschaft auf dem Vormonatsstand behaupten, doch in allen anderen Bereichen ging es zurück. Im verarbeitenden Gewerbe sank das Geschäftsklima nur leicht, doch immerhin zum vierten Mal in Folge. Im Einzelhandel wurde der schlechteste Wert seit Januar 2003 erreicht, im Großhandel der schlechteste Wert seit August 2003.

4. Die Stimmung in der Wirtschaft trübt sich weiter ein und kündet von einer langsameren Gangart der wirtschaftlichen Entwicklung. Insbesondere mit Blick auf die Investitionstätigkeit ist das problematisch, denn eigentlich wäre der Boden für eine nachhaltigere Belebung bereitet: Das niedrige Zinsniveau, insbesondere in realer Betrachtung, und die bessere Gewinnsituation der Unternehmen sprächen für eine weitere Ausweitung der Investitionen. Dies mag für den Ersatz der nach langen Jahren der Investitionszurückhaltung veralteten Maschinen gelten, nicht jedoch für die Erweiterung der Kapazitäten. Denn die Unternehmen werden dafür nur dann Geld in die Hand nehmen, wenn sie damit rechnen können, dass sich die Investition in der Zukunft auch auszahlt. Doch angesichts der ungewissen Absatzperspektiven im In- und Ausland werden sie sich mit Kapazitätserweiterungen vorläufig noch zurückhalten. Sollte sich der Ausblick bessern, dann ist durchaus die Bereitschaft zu Kapazitätserweiterungen vorhanden - dies signalisiert eine Umfrage des DIHK. Doch vorläufig dominieren die Sorgen der Unternehmen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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