ifo-Geschäftserwartungen - Zu viel Optimismus?
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1. Das (west)deutsche ifo-Geschäftsklima hat sich im November erneut spürbar verbessert. Es stieg von 94,3 auf 95,7 Punkte. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (95,0 Punkte) wie auch unsere Prognose (94,8 Punkte) übertroffen. Getragen war diese Verbesserung sowohl von einem Anstieg der Beurteilung der Geschäftslage auf 83,2 Punkte (Bloomberg: 82,0 Punkte, DekaBank: 82,2 Punkte) sowie von einer Verbesserung der Geschäftserwartungen auf 108,7 Punkte (Bloomberg: 108,1 Punkte, DekaBank: 108,0 Punkte). Der Zeiger der ifo-Uhr bewegt sich damit eindeutig in den Aufschwungsbereich.
2. Für uns unerwartet kam die abermalige spürbare Verbesserung der Geschäftserwartungen. Unseres Erachtens haben diese inzwischen ein Niveau erreicht, das als übertrieben angesehen werden kann. Sie befinden sich nun fast auf dem Niveau vom Anfang des Boomjahres 2000 und nur 1972 und 1994 wurden noch höhere Werte erzielt. Auch mit Blick auf die Informationslage im November überrascht der Anstieg: Die Aktienmärkte befanden sich in einer Korrekturphase, der Euro war stärker und die Weltsicherheitslage wurde durch die Attentate in der Türkei erschüttert. Als einzige Erklärung bleibt das Vertrauen der Unternehmen in eine weitere Belebung der Weltwirtschaft und die daraus resultierende Sogwirkung für die Exporte. Die guten Indikatoren aus den Vereinigten Staaten werden entsprechende Hoffnungen geweckt haben, aber auch der Frachtratenindex "Baltic Dry Index" (Volkswirtschaft Aktuell vom 28.10.) deutet auf eine Belebung der weltwirtschaftlichen Nachfrage hin. Da die Unternehmen nach Verbandsangaben zuletzt wieder verstärkt Wechselkurssicherungsgeschäfte getätigt hatten, sollte sich dieses Nachfrageplus aus Unternehmenssicht in den kommenden sechs Monaten in guten Exportzahlen widerspiegeln.
3. Erfreulich ist der kräftige Anstieg der Beurteilung der Geschäftslage. In den vergangenen zwei Monaten schwenkte diese Teilkomponente - endlich - auf einen steileren Aufwärtspfad ein. Damit verringert sich die Gefahr einer Erwartungsblase, obwohl die Differenz zwischen Erwartungen und Lagebeurteilung immer noch ungewöhnlich hoch ist. Ein Einstürzen der Geschäftserwartungen wie im Jahre 2002 ist damit weniger wahrscheinlich geworden, eine partielle Korrektur ist aber durchaus möglich und könnte sogar hilfreich sein, um das Geschäftsklima auf ein solideres Fundament zu setzen.
4. In den kommenden Monaten werden die wesentlichen Impulse für die deutsche Konjunktur weiterhin von den Exporten kommen. Noch sind die Kapazitätsreserven für die Unternehmen groß genug, um die zusätzliche Nachfrage bedienen zu können, und gleichzeitig sind die Ertragsperspektiven immer noch nicht aufgehellt genug, um in eine Erweiterung der Kapazitäten zu investieren. Ersatzinvestitionen und Rationalisierungsinvestitionen zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit bleiben das dominierende Motiv. Die Konsumlaune der Haushalte wird so lange gedämpft bleiben, bis vom Arbeitsmarkt bessere Zeichen kommen. Das laut ifo-Institut wieder rückläufige Einzelhandelsvertrauen ist ein Indikator hierfür. Alles in allem: Der Aufschwung geht weiter, er steht aber bislang nur auf einem Bein und bleibt vorläufig nur verhalten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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