Kommentar
00:00 Uhr, 04.03.2009

Hyper, Hyper – Der Mythos vom Steuergeld!

Ich habe ja mittlerweile einen sehr heterogenen Leserkreis, aber ich bin mir natürlich nicht sicher, ob jeder von Ihnen Scooter (eine deutsche „Musik“-Band) oder deren ersten großen Hit „Hyper Hyper“ kennt. Hyper Hyper ist für mich jetzt schon der Hit dieses Jahrzehnts, nämlich in Bezug auf die dramatisch steigenden Staatsverschuldungen. Vor allem in Bezug auf eine mögliche damit einhergehende Hyper, Hyper-Inflation!

Ich hab mir gerade - wie einige von Ihnen vielleicht auch - ein neues Auto gekauft. Da ich ja in Spanien lebe, leider ohne Abwrackprämien-Möglichkeit. Aber was solls. Der Staat gibt es, der Staat nimmt es.

Natürlich, wenn man schon im Ausland lebt, muss zumindest das Auto ein Stück Heimat sein. Also hab ich mir wenigstens ein Schwäbisches gekauft, soviel Protektionismus und Patriotismus muss natürlich sein. Da ich mir vor kurzem auch noch einen neuen Mini-Laptop zugelegt habe – damit ich meine Weblogs auch noch besser von unterwegs schreiben kann -, ist mir spätestens bei diesen beiden „relativ langlebigen Wirtschaftsgütern“ auch in der Praxis klar geworden, dass wir mittlerweile in der Totalen Deflation angekommen sind.

Vieles wird billiger und weniger Wert – auch die Schulden?

Ja wenn sich nun Ihr neues Auto schneller entwertet, ist das sicherlich nicht gerade toll, aber was passiert, eigentlich wenn Ihre scheinbar so sicheren Bundesschatzbriefe, Bundesanleihen, Staatsanleihen oder Festgelder auch entwerten eines Tages, weil auf die Deflation eine Hyperinflation folgt? Für Sie sind das Sichere Staatsanleihen, für den Staat sind das allerdings Schulden. Es wird aber langsam Zeit – frei nach einer RTL Serie – für einen „Staatsschuldenberater“ wenn diese Entwicklung nicht in der Katastrophe enden soll.

Hyper, Hyper – Inflation!

Ja, Bundeswertpapiere sind sicher, das sagt Ihnen ja auch jeden Tag die Schildkröte in der Werbung. Mich nervt diese Werbung der Bundesschuldenverwaltung mit der Schildkröte schon langsam, weil diese Reklame vielen Anlegern eine Pseudo- und Scheinsicherheit suggeriert die zunehmend realitätsfremd ist. Essen, schlafen, Geld verdienen. Das ist der Werbeslogan der Bundesschuldenverwaltung, oder besser gesagt der Bundesfinanzagentur, weil das hört sich halt besser an als „Schulden“. Besonders herausgestellt wird auch gerade der Sicherheitsaspekt von Bundeswertpapieren. Aber was würden Sie zu einem Unternehmen sagen, welches sich sekündlich in einem weiter stark zunehmenden Maße verschuldet. Würden Sie in ein derartiges Unternehmen investieren. Ich spreche hier nicht von Turnaround-Spekulationen, sondern von den Grundvermögenswerten und der Altersvorsorge vieler Menschen, welche eine 100%ige Sicherheit (Substanzerhalt) haben möchten und auch brauchen.

Vermögensschutz = Substanzerhalt nach Inflation!

Die Schulden der Bundesrepublik Deutschland steigen derzeit pro Sekunde um 4.439 Euro. Der Tag wird aus meiner Sicht kommen, an dem diese Schuldenlast – aus Staatssicht - entwertet werden muss. Das ist dann auch eine Art Enteignung und Währungsreform, nur man wird es anders nennen. Faktisch ist es aber eine Enteignung durch den Verfall des Geldwertes unserer Papiergeldwährungen. Wissen Sie warum das meiner Meinung nach passieren kann? Weil unsere (Wirtschaftswelt) in Ihrer Kettenfunktion systemrelevant infiziert ist.

Das Wort des Jahres – Von der Finanzkrise zum Staatsbankrott

Alle wichtigen Staaten der Welt erleben derzeit eine regelrechte Verschuldungsorgie. Die Staatsverschuldungen Amerikas, Europas und Japans haben mittlerweile Dimensionen angenommen, welche der normale Bürger nicht mehr verstehen und realisieren kann. Mit Milliardensummen wie derzeit im Fall Opel oder der Hypo Real Estate wird mittlerweile umgegangen, als wären wir beim Monopoly-Spiel.

Die Mittelverwendung wird in die Katastrophe führen!

Für mich ist alles im (Wirtschafts-)leben auf zwei Dinge reduzierbar. Die Mittelherkunft und die Mittelverwendung. Das gilt für Ihre Private Haushaltskasse oder das Taschengeld genauso wie für Unternehmen oder den Staatshaushalt. Wenn Sie viel verdienen, können Sie ruhig etwas mehr für eigentlich nicht notwendige Dinge und Luxus ausgeben. Was passiert jedoch momentan in den weltweiten Volkswirtschaften? Die Einkunftsseite, vor allem durch Steuereinnahmen bricht komplett weg. Die Ausgabenseite, durch Konjunkturprogramme und die unzähligen Hilfsmassnahmen und Rettungsschirme hingegen nimmt immer stärker zu.

Aktive Sterbehilfe statt Passive Rettung!

Schulden zu machen als Mittelherkunft ist nicht grundsätzlich schlecht oder verwerflich, solange dieses Fremdkapital sinnvoll und frei investiert wird. Das gilt gerade auch für die Politik. Aber wie sieht denn die derzeitige Mittelverwendung der Regierungsparteien weltweit aus?

Löcher stopfen und Tote wie Opel wiederbeleben. Der ganze General Motors Konzern hat derzeit noch eine Marktkapitalisierung (Börsenbewertung) von circa einer Milliarde Euro. Laut eigener Angabe benötigt Opel insgesamt rund 7 Milliarden Euro zum Überleben. Der Staat soll dazu 3,3 Milliarden beisteuern. Was ist das bitte für eine Rechnung und Mittelverwendung?

Wenn das passiert und dieser nicht überlebensfähige Schrott wirklich gerettet werden sollte, ist das für mich ein weiterer Mosaikstein für den bevorstehenden Untergang unserer Wirtschaftssysteme auf welchen Sie sich vorbereiten sollten. Opel ist für mich so systemrelevant für Deutschland oder die Automobilindustrie, wie das Fahrrad für die Formel 1, die Schreibmaschine für Microsoft oder Lukas Podolski für den FC Bayern München.

Individuelle Mikroebene statt Pauschale Makroebene

So wie ich der Meinung bin, dass man todkranke Menschen nicht künstlich am Leben halten sollte, bin ich auch der Ansicht, dass man kranke und klinisch Tote (Unternehmen) in Würde und mit Intelligenz sterben lassen oder auch intelligent – zum Gemeinwohl - zerschlagen muss! Ich bin der Ansicht, man sollte Opel die Letzte Ölung geben, indem man einen Sozial-Plan für die Mitarbeiter schafft und diese unterstützt bei einem persönlichen Neustart. Also eine individuelle Hilfe für die Mikroebene der dort arbeitenden Menschen und nicht eine sinnlose Rettung der Makroebene eines nicht lebensfähigen Unternehmens.

Steuergelder? NEIN – Fremdkapital von Anlegern!

Werden Sie sich bewusst, dass die Aussage der Politik in Bezug auf den Einsatz von „Steuergeldern“ nicht korrekt ist. Man sagt Ihnen täglich wie Verantwortungsbewusst die Politik mit Ihren Steuergeldern umgeht. Das sind doch gar keine Steuergelder mehr, das sind Anlagegelder (Fremdkapital) von Bürgern, die in scheinbar sichere Staatspapiere investieren. Soviel Steuern kann ein Staat in Zukunft gar nicht erheben, um diese Staatsschulden auch nur annähernd zu amortisieren. Sie sind Gläubiger des Staates wenn Sie Staatsanleihen oder Bundeswertpapiere haben. Das ist die Mittelherkunft des Staates. Die Mittelherkunft ist durchaus solide.

Aber: Die Mittelverwendung sind derzeit Turnaround-Spekulationen, beispielsweise auf Opel, die Hypo Real Estate, die Commerzbank oder eine Konjunkturerholung im Allgemeinen.

Werden Sie sich bewusst: Wenn eine lange und tiefe Depression kommt, dann haben Sie keine Staatspapiere in Ihrem Depot, sondern Papiergeld welches in Schrottpapiere investiert ist! Auch die Banken welche am US-Hypothekenmarkt investiert waren dachten sie haben AAA-Werte. Heute sind sie schlauer. Es war leider nur Schrott der schön verpackt wurde.

Die Gefahr der Staatsentschuldung durch Geldentwertung (Währungsreform) ist eines der Damoklesschwerter für jeden Vermögensinhaber, welcher in Geldwerte und nicht in Sachwerte investiert ist. Denken Sie immer daran, wenn Sie glauben Sie haben kein Risiko in Ihrem Wertpapierdepot!

Autor: Markus Miller

Markus Miller ist diplomierter Vermögensmanager mit langjähriger Erfahrung bei renommierten international tätigen Privatbanken. Der Finanzexperte ist Gründer und Herausgeber der Internet Informations- und Businessplattform GEOPOLITICAL.BIZ

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen